Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 14. Nov 2013 · Film

Aktuell in den Filmclubs (15.11. - 21.11. 2013)

Im Club Vaudeville steht diese Woche Bully Herbigs liebevoll gemachter Realfilm „Wickie und die starken Männer“ auf dem Programm. Das Kunstmuseum Liechtenstein widmet sich dagegen mit dem in prächtigen Bildern schwelgenden „Renoir“ der großen französischen Künsterfamilie.

Wickie und die starken Männer: Im Gegensatz zum parodistischen Umgang mit Karl May-Filmen in „Der Schuh des Manitou“ sowie der Kultserie „Star Trek - Raumschiff Enterprise“ in „(T)raumschiff Surprise – Periode 1“ legt Michael „Bully“ Herbig mit seiner Kino-Adaption der Zeichentrickfilmserie „Wickie“ eine liebevolle Hommage vor.
Nicht nur die Figuren übernimmt Herbig aus der kultigen Trickfilmserie, sondern er setzt auch den Titelsong „Hey, hey Wickie“ ein, um die richtige Stimmung aufkommen zu lassen, und variiert Szenen aus dem Original..
Fulminant ist schon der Auftakt, wenn Wickie in einer Pre-Title-Sequenz in eine finstere Höhle steigt um seiner kleinen Freundin Ylvie eine von einem Wolf entwendete Puppe zurückzuholen. Groß trumpft der Film in der Folge mit mächtig ausholenden Kamerafahrten bei Ankunft und Abfahrt der Wikinger über die malerische Bucht und einem sinfonischen Soundtrack auf. Ebenso leidenschaftlich wie im besten Sinne naiv lässt Herbig da ebenso wie in Flugszenen oder einer Wasserskifahrt mit Delphinen die Faszination des Originals aufleben.
Prächtig besetzt ist mit dem smarten Jonas Hämmerle die Titelfigur, hinreißend die blonde Mecedes Jadea Diaz als seine kleine Freundin Ylvie, die hier eine wesentlich größere Rolle spielt, als in der TV-Serie. Etwas blasser bleiben angesichts der nur 75 Minuten Filmdauer dagegen die markanten Nebenfiguren, bei denen die Kenntnis der Originalfiguren vorausgesetzt wird.
Club Vaudeville, Lindau: Di 19.11, 20 Uhr


Renoir: Im Sommer 1915 wird die junge rothaarige Andrée zur letzten künstlerischen Muse des an Altersarthritis  leidenden Malers Auguste Renoir und zur Geliebten seines Sohnes Jean, den eine Kriegsverletzung ins in der Provence gelegene Landhaus des Vaters führt.
Allzu viel passiert nicht, dramatische Handlung entwickelt Giles Bourdos kaum, beschränkt sich weitgehend darauf in exquisiten, großartig ausgeleuchteten und in herrliche Sommerfarben getauchten Bildern zu schwelgen, die sich am Stil der Impressionisten orientieren. Verstärkt wird diese Sommerstimmung durch Vogelgezwitscher, Zirpen von Grillen und andere Naturgeräuschen sowie der idyllischen Landschaft mit Ausflügen an einen Bach oder Blicken über das Meer.
Wie Renoir kein Schwarz in seinen Bildern will, da sie seiner Meinung nach etwas Angenehmes sein müssen, so gibt es auch in diesem Film nur helle Farben, bleiben auch die Schrecken des Ersten Weltkrieg im Hintergrund, sind aber dennoch präsent.
Stimmungsvoll und schön melancholisch ist das, erinnert in seiner visuellen Gestaltung an Filme wie Bertrand Taverniers „Un dimanche a la campange“, ist aber auch etwas fad, da kein Thema wirklich vertieft wird, Bourdos Renoir Lebensweisheiten von sich geben lässt, aber sich letztlich weder für die Person des Malers noch für die Liebesbeziehung zwischen Jean und Andrée, noch für das Aufkommen des neuen Mediums Film zu interessieren scheint. Das Verdrängen der Malerei durch Fotografie wird in einem Familienfoto zwar angedeutet, wird aber ebenso wenig weiter getrieben, wie die unter dem Anstoß Andrées langsam erfolgende Entwicklung des zunächst orientierungslosen Jean. Nur im Nachspann erfährt man, dass er Filmregisseur wurde und mit Andrée als Darstellerin bis 1931 fünf Filme drehte.
Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz: Do 21.11., 20 Uhr