Aktuell in den Filmclubs (15.3. - 21.3. 2010)
Fish Tank: Mia ist 15, soeben von der Schule geflogen und wohnt in einem Vorort von London. Wie ihr die Kamera in Andrea Arnolds in Cannes mit dem Jurypreis ausgezeichnetem zweiten Spielfilm in den ersten 15 Minuten hautnah folgt und wie Katie Jarvis diesen orientierungslosen Teenager, der nur im selbst versunkenen Tanzen zu sich findet, spielt, ist schlichtweg ein Ereignis. Zuhause – das heißt in der verdreckten Wohnung, in der sie mit ihrer jüngeren Schwester und der mit der Kindererziehung hoffnungslos überforderten Mutter lebt – findet sie keine Unterstützung. Geborgenheit, die Mia sucht, scheint sie beim Freund der Mutter zu finden, doch leicht kann diese Nähe aus dem Ruder geraten.
Im Stile der besten Filme des britischen Sozialrealismus prägnant in ein Milieu eingebettet, entwickelt „Fish Tank“ eine Kraft und einen Drive, dass man sich diesem Film nicht entziehen kann. Packend in seiner Natürlichkeit, verliert dieses vibrierende Teenagerporträt nur im letzten Viertel etwas an Dichte, wenn Arnold allzu viel Handlung und Wendungen hineinpackt und die Genauigkeit des Blicks damit unter der Kurzatmigkeit leidet.
Kino Madlen, Heerbrugg: Mo, 15.3., 20.15 Uhr
A Serious Man: „I need help” wiederholt der jüdische Physikprofessor Larry Gopnik im neuesten Streich der Coen-Brüder immer wieder – und verwundern kann das kaum: seine Frau will ihn verlassen, ein Student versucht ihn zu bestechen und, wenn das nicht klappen sollte, zu erpressen, anonyme Briefe gefährden seine anstehende Beförderung, der Nachbar verschiebt beim Rasenmähen regelmäßig die Grundstücksgrenze weiter, sein psychisch angeschlagener Bruder ist in seinem Haus eingezogen und mit Sohn und Tochter im Teenageralter läuft auch nicht alles nach Plan. Rat will sich Larry beim Rabbi holen, doch der eine redet lieber über Parkplätze, der zweite erzählt die seltsame Geschichte eines Zahnarztes und der angeblich so kompetente alte Rabbi behauptet Wichtigeres zu tun zu haben - und sei es nur sich der Musik von Jefferson Airplane zu widmen.
Nach dem brutalen „No Country for Old Men“ und dem durchgeknallten „Burn After Reading“ sind die Coens hier nicht nur wieder bei ihren knochentrockenen Anfängen, sondern mit einer Kleinstadt in Minnesota auch in der Region ihrer Kindheit. Autobiographisch geprägt ist folglich diese 1967 spielende Variation der biblischen Geschichte von „Hiob“. Eine Komödie oder vielmehr eine Tragikomödie ist das, die kaum einmal für wirkliche Lacher sorgt, die man in der Präzision der Inszenierung und in der bohrenden Konsequenz, mit der hier die Frage nach dem Sinn des Lebens formuliert wird, aber unumwunden bewundern muss. Antwort darauf bekommt man von den Coens freilich nicht: Blind scheint das Schicksal oder der Zufall zu wüten. Grübeln bringt da nur Ärger, Glück kann man bestenfalls finden, wenn man die Dinge einfach mit Gleichmut so nimmt, wie sie kommen.
TaSKino im Feldkircher Kino Namenlos: Fr, 12.3.. – Do, 18.3.
Club Vaudeville, Lindau: Di, 23.3., 20.30 Uhr
Takino Schaan: Fr, 26.3. – Di, 30.3. – jeweils 20 Uhr
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do, 8.4., 20 Uhr; Sa, 10.4., 22 Uhr; So, 11.4., 11 Uhr
Troubled Water: Nach mehrjähriger Haft wird Jan aus dem Gefängnis entlassen. Als Jugendlicher soll er ein Kind ermordet haben. Neue Identität bekommt er zwar keine, aber um sich halbwegs vor gesellschaftlichen Repressionen zu schützen, trägt er in der neuen Freiheit seinen zweiten Vornamen Thomas. Ungläubig ist er zwar wie sein Namenspatron, dennoch nimmt er als begabter Organist eine Stelle in einer Osloer Pfarre an. Aber auch wenn er von staatlicher Seite für seine Tat gebüßt hat, die Erinnerung daran und die damit verbundenen Schuldgefühle lassen ihn nicht los. Dennoch scheint ein Neubeginn möglich, beginnt er eine Beziehung mit der jungen Pastorin und kümmert sich auch liebevoll um deren Sohn, der ihn aber beklemmend an sein damaliges Opfer erinnert.
Doch Thomas wird schon lange beobachtet und nach etwa dreiviertel Stunden beginnt Erik Poppes aufwühlendes Drama von Neuem, folgt jetzt aber der Mutter des damaligen Opfers, bei dem die zufällige Entdeckung von Thomas Erinnerungen an den nie bewältigten Verlust auslösen.
Auf Wertungen verzichtet der Norweger Erik Poppe, bietet mit dem Perspektivenwechsel sowohl Einblick in die Psyche des Täters als auch der Mutter des Opfers und wird beiden gleichermassen gerecht. Perfekt aufgebaut, schnörkellos inszeniert und von Pal Sverre Valheim Hagen und Tryne Dyrholm herausragend gespielt entwickelt sich so ein packendes Drama über Schuld, Verlust und Sühne und die Frage, ob Versöhnung möglich ist und ob es nach jeder Tat eine zweite Chance geben kann und darf.
TaKino Schaan: Fr, 19.3. – Mo, 22.3. – jeweils 20 Uhr