Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Walter Gasperi · 12. Jän 2017 · Film

Aktuell in den Filmclubs (13.1. - 19.1. 2017)

Im Alten Kino Rankweil läuft diese Woche die Komödie „Frühstück bei Monsieur Henri“. Im Kunstmuseum Liechtenstein steht der Dokumentarfilm „Die Tunisreise" auf dem Programm, in dem Bruno Moll Tagebucheintragungen Paul Klees zu seiner Tunesienreise im Jahre 1914 mit heutigen Überlegungen des Erzählers und Filmemachers Nacer Khemir über die arabische Kultur und die Notwendigkeit eines Dialogs verbindet.

Frühstück bei Monsieur Henri: Eine unsichere junge Frau zieht als Untermieterin bei einem grantigen Pensionisten ein. Dieser nützt die missliche finanzielle Situation von Constance brutal aus, bietet ihr an, ihr mehrere Monatsmieten zu erlassen, wenn sie dafür seinem Sohn Paul die Augen verdreht, damit er sich von seiner Frau Valerie, die Henri nicht ausstehen kann, scheiden lässt.
Allzu abrupt erfolgen in Ivan Calbéracs Verfilmung seines eigenen Theaterstücks die Wendungen. Zu viel packt der Franzose auch in seine Komödie, wenn er nicht nur eine Generationengeschichte im Stile von „Zusammen ist man weniger allein“ erzählen will, sondern auch von der Verführung des Sohnes durch Constance, von der Wandlung Henris und schließlich von der Selbstfindung Constances.
Doch über diese Schwächen und auch die Statik des weitgehend in Henris Wohnung spielenden Films täuschen die Schauspieler zumindest teilweise hinweg. Dass man sich über knapp 100 Minuten angenehm unterhalten kann, liegt nicht nur am wunderbaren Claude Brasseur, den man in den letzten Jahren hierzulande kaum mehr im Kino gesehen hat, sondern auch an der Walliserin Noémie Schmidt, die als Constance diesem Urgestein des französischen Kinos glänzend Paroli bietet. Aber auch Guillaume Tonquedec als stocksteifer Sohn Paul, der erst langsam auftaut und schließlich aktiv wird und mit Lederjacke und jugendlichem Auftreten und Großzügigkeit beim Disco-Besuch Constance zu erobern versucht, sorgt für Lacher.
Den undankbarsten Part hat Frédérique Bel, die Pauls ziemlich nervige Frau spielen muss, schon durch ihr Outfit und Brille zur negativen Figur hochstilisiert wird, die aber ihre Rolle in diesem sympathischen, aber sich doch in ausgetretenen Pfaden bewegenden Feelgood-Movie bravourös meistert.
Altes Kino Rankweil: Di 17.1., 20 Uhr


Die Tunisreise:
Bruno Moll kombiniert in seinem Dokumentarfilm Tagebucheintragungen des Berner Malers Paul Klee zu seiner Tunesienreise im Jahre 1914 und Reflexionen des Erzählers und Filmemachers Nacer Khemir über die arabische Kultur und die Notwendigkeit eines Dialogs. Nicht weniger vielschichtig und reich ist die visuelle Ebene, auf der unter die bestechenden Aufnahmen von tunesischen Landschaften und Städten (Kamera: Matthias Kälin) Bilder Klees und Ausschnitte aus Khemirs Filmen („Les baliseurs du désert“, „Bab´Aziz“) gemischt werden.
Durch kunstvolle Montage gelingt es Moll, der sich selbst völlig zurückhält und auf jeden Kommentar verzichtet, dieses unterschiedliche Bildmaterial sowie die Perspektive des europäischen Malers vor knapp hundert Jahren und den Blick des Tunesiers von heute, der von den Bildern Klees stark geprägt ist, zu einem harmonischen Ganzen zusammenzufügen.
Entstanden ist so ein vielstimmiger, ebenso poetischer wie gedankenreicher Essayfilm, der nicht nur Einblick in die Malerei Klees bietet, sondern mehr noch durch den genauen Blick für Details und Khemirs Ausführungen die Augen für die arabische Kultur öffnet. Der von diesem Reiseführer geforderte Dialog von Orient und Okzident, von Norden und Süden bleibt so nicht Postulat, sondern wird durch „Tunisreise“ schon in Gang gesetzt und gefördert.
Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz: Do 19.1., 20 Uhr