Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Walter Gasperi · 10. Sep 2015 · Film

Aktuell in den Filmclubs (11.9. - 17.9. 2015)

Im vorarlberg museum werden diese Woche im Rahmen der Ausstellung "Das ist Österreich!" österreichische Filme der Zwischenkriegszeit gezeigt. Am Spielboden Dornbirn steht im Rahmen der in Kooperation mit den Jungen Grünen Vorarlberg veranstalteten Filmreihe "Kampf um Freiheit" der äthiopische Film "Difret - Das Mädchen Hirut" auf dem Programm.

Filmreihe zu „Das ist Österreich!“: Als Ergänzung zur Ausstellung „Das ist Österreich!“ zeigt das vorarlberg museum fünf Filme aus der Zwischenkriegszeit. Eröffnet wird die Reihe mit einem Vortrag von Karin Moser (Dienstag, 15.9., 19 Uhr), die einerseits die damaligen Versuche das Medium Film politisch zu instrumentalisieren beleuchtet, andererseits einen Überblick über das österreichische Filmschaffen dieser Zeit bietet - vom Monumentalfilm über den expressionistischen Horrorfilm und Kammerspiele bis zum Beginn des österreichischen Unterhaltungskinos, das vor allem mit dem Namen Willi Forst verbunden ist.
Karin Moser wird auch an den folgenden Tagen zu den Filmen jeweils eine Einführung halten. Mit Robert Wienes Horrorfilm „Orlac´s Hände“ (Do 17.9., 19 Uhr) steht ein Klassiker des expressionistischen Films auf dem Programm, während Hans Karl Breslauers „Die Stadt ohne Juden“ (Mi 16.9., 19 Uhr) prophetisch schon die nationalsozialistische Judenverfolgung vorwegnimmt. Aus der Zukunft auf die Gegenwart zurück blickt dagegen Artur Berger in „Die vom 17er Haus“ (Fr 18.9., 19 Uhr), in dem ausgehend von einem idealen sozialistischen Wien des Jahres Jahres 2032, in dem die Menschen mit dem Flugzeug zur Arbeit fliegen und via Bildschirm kommunizieren, vom Entstehen der Gemeindebauten, von Frauen, die man zur Emanzipation ermuntern muss, und von aufgehetzten „Heimwehrlern“ erzählt wird.
Ein Kassenschlager der Zwischenkriegszeit war Willi Forsts Operettenfilm „Maskerade“ (Sa 19.9., 19 Uhr), in dem ein weiblicher Akt, bei dem das Gesicht der Porträtierten von einer Maske verdeckt wird, für Aufregung in der Wiener Gesellschaft sorgt. Werner Hochbaum schließlich brach dagegen in „Vorstadtvarieté“ (So 20.9., 19 Uhr) mit Wienklischees und erlaubte sich militärkritische Äußerungen, die allerdings zensuriert wurden.
vorarlberg museum, Bregenz:
Di 15.9. bis So 20.9.


Difret – Das Mädchen Hirut:
Ein nach Tradition des ländlichen Äthiopien entführtes und vergewaltigtes Mädchen tötet seinen Peiniger, der es heiraten will. Die patriarchalische Dorfgemeinschaft fordert den Tod des Mädchens, doch eine Menschenrechtsanwältin setzt sich für Hirut ein.
Die Dramaturgie von Zeresenay Berhane Mehanis Film, der auf einem Fall aus dem Jahre 1996 beruht, der in Äthiopien – zumindest gesetzlich- zum Verbot der Brautentführung führte, folgt klassischen Hollywood-Mustern. Für differenzierte Figurenzeichnung ist kaum Platz. Da steht auf der einen Seite die grundgute und heroische Anwältin, auf der anderen der ausgesprochen fiese Staatsanwalt, der nur als Kontrastfigur fungiert und kein komplexeres Profil gewinnt.
Schematisch ist auch der Handlungsaufbau, aber mit nah geführter Handkamera, starken Darstellern und dem klaren und harten Blick auf Unrecht und Unterdrückung erzeugt Mehari dennoch große Emotionalisierung, reißt den Zuschauer mit.
Spannender als die Geschichte an sich sind aber insgesamt doch die Blicke auf Äthiopien. Denn beiläufig zeigt der Film nicht nur die gesellschaftliche Kluft, sondern auch den Gegensatz zwischen dem einfachen Leben auf dem Land und dem modernen Leben in Addis Abeba, wo Hirut das Klingeln eines Telefons oder ein Fernseher in Panik versetzt und sie ungläubig einen Kühlschrank oder eine Sitzecke betrachtet.
Spielboden Dornbirn: Do 17.9. + Di 20.10. - jeweils 20 Uhr