Konzert der Stella Sinfonietta unter der Leitung von Benjamin Lack (Foto: Victor Marin)
Gunnar Landsgesell · 13. Apr 2017 · Film

Abgang mit Stil

Drei alte Freunde, von Altersarmut bedroht, planen einen Banküberfall. Morgan Freeman, Michael Caine und Alan Arkin als Rentnergang, die zugleich wohl einer der ältesten Casts in der Filmgeschichte sind. Da kann man nur hoffen, dass alles gut geht.

Die Generalprobe läuft ziemlich schief. Als die drei Freunde Joe (Michael Caine, 84 Jahre), Willie (Morgan Freeman, 79 Jahre) und Albert (Alan Arkin, 83 Jahre) in einem Supermarkt Eier, Fleisch und ein paar andere Nahrungsmittel klauen wollen, ist alles bestens von den Überwachungskameras dokumentiert. Joe und Willie fliehen mit dem Elektrofahrzeug mit 10 km/h, während sie eine Security-Frau mit Mehlstaub abschütteln wollen. Willie hält die Packung einfach in den Wind. Schließlich sind alle Drei überführt und sitzen betreten im Büro der Geschäftsführung. Doch man lässt Gnade vor Recht walten. Die Drei sollten sich einfach nicht so tölpelhaft anstellen.
"Abgang mit Stil" ist ganz als Herzensangelegenheit konzipiert. Drei Schauspielstars, die ihr filmisches Alter nicht durch Maske behaupten müssen, haben die Sympathien des Publikums aus mehreren Gründen auf ihrer Seite: Die Firma streicht den betagten Herrschaften ihre Betriebsrente, obwohl sie das Geld dringend bräuchten. Für eine Organtransplantation oder einfach auch für die Miete des Hauses, das droht, enteignet zu werden. Filme wie diese dürfen damit spekulieren, dass die ganz große Ungerechtigkeit auch Gesetzesübertretungen rechtfertigt. Wie einen Banküberfall, zum Beispiel.

Sympathien mit Selbstbescheidung 


Als Freeman, Caine und Arkin sich in der Bank aufpflanzen, haben sie die Masken eines berühmten Trios übergezogen: Sammy Davis Jr., Frank Sinatra und Dean Martin, genannt das „Rat Pack“, holen sich das Geld, das ihnen quasi vorenthalten wurde. Sie rauben ihre eigene Bank aus. Während ein Bankbediensteter wie verrückt auf die Drei schießt, verhalten sie sich selbstverständlich ganz anders. Der Film weiß, wie er seine Helden in Szene setzen muss, um für sie zu werben. Das ist ein Banküberfall, der angstfrei abläuft, wie auch ein kleines Mädchen, das Zeugin wird, durch seine freundliche Neugier bestätigt. „Abgang mit Stil“ ist natürlich kein so genanntes heist movie, auch wenn die stilistische Coolness zahlreicher Vorgängerfilme (sowie des Originalfilms „Going With Style“, 1979) sich auch in dieser Inszenierung findet: Split screen für die Action, Schüsse und eine darauf folgende Investigation durch das FBI (Matt Dillon in einer komischen Rolle), das die Drei überführen will. Unter der Regie von Zach Braff („Garden State“, Wish I Was Here“) werden jene Knöpfe gedrückt, die für ein Buddy Movie unerlässlich sind: Zwischen Grant und Humor wandelnde Freunde, die harmlos und deshalb liebenswürdig sind, und deren Underdog-Rolle am Ende in einem Sieg enden muss, so bescheiden dieser mitunter ausfallen mag. Mit Freeman kann Braff auf einen Schauspieler zurückgreifen, der auch schon einmal Gott gespielt hat und dennoch nie abgehoben rüber kommt. Er spielt den Mann, den man gerne zum Nachbar hätte. Michael Caine bewahrt seine britische Kühle und bezieht daraus sein komisches Potenzial. Alan Arkin ist vielleicht nicht ganz so charakteristisch, er ist der Dritte im Bund, der von der Supermarkt-Angestellten Annie (Ann-Francis) umgarnt wird. Braffs Remake ist ein wohltemperierter Film, der niemandem weh tut und dennoch auf eine selbstbescheidende Weise Freude bereitet. Am Ende ist die Welt wieder ein Stückchen mehr in Ordnung, und das ist gut so.