Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Andreas Feuerstein · 07. Aug 2021 ·

Ein Heya-heya-heya-hey auf diesen Abend

Was für ein Unterschied es doch macht. Die Auftritte von Cari Cari und 5K HD beim poolbar Festival hätten, blickt man auf die vergangenen Wochen zurück, genauso gut ins Wasser fallen können. Doch statt Pfützen, Regenmäntel und langen Gesichtern gab es gestern mal wieder richtig Sommer. Die von Cari Cari besungene „Summer Sun“ meldete sich just in time zurück.

Nach Picknick-Gigs und anderen distanzierten Veranstaltungen, die im vergangenen Jahr auf nicht existenten Tourplänen standen, erlebten Cari Cari und 5K HD in Feldkirch schon fast Normalität. Wie schon im vergangenen Jahr ist vor allem eines anders: Die Konzerte der poolbar finden alle im Freien statt, mit „early shows“, die schon um 21 Uhr zu Ende sind, und mit beschränkten Dezibel zur Schonung der Nachbarn.
Die aus Holz gefertigte Architektur mit der einfallsreich gestalteten Tribüne kann man sofort lieb gewinnen. Von oben schweift der Blick übers Gelände und vor zur Bühne, überall glückliche Menschen, die mit Drinks unterwegs oder auch mit Essen beschäftigt sind (gewöhnungsbedürftig: die poolbar als kulinarischer Ort), vor der Bühne entdeckt man eine ausgelassene Tanzfraktion, kurz gesagt: Das Publikum präsentierte sich bei Idealbedingungen in bester Stimmung.

Zukunftsklänge aus dem Hammerklavier

5K HD als Opener, oder gar Vorband, zu bezeichnen, würde die Sache nicht treffen. Viele waren vor allem wegen dieser Band gekommen. Was es mit der Ankündigung, ein Unplugged-Set zu spielen, auf sich hatte, war schnell aufgeklärt: Gemeint waren damit die Instrumente. Statt der Klangmaschine „Nord“ stand auf der Bühne ein schlichtes Piano, statt E- gab’s Kontrabass. Klanglich änderte sich dadurch überraschend wenig. 5K HD würden auch auf dem altmodischsten Instrument immer noch nach Zukunft klingen.
Der Sound passte wunderbar zur ausgelassenen Atmosphäre und versetzte mich in tranceartige Schwingung. Die Freiheit, mit der sich Benny Omerzell (Klavier), Manu Mayr (Kontrabass), Martin Eberle (Trompete, Stimmeffekte) und Sängerin Mira Lu Kovacs in den lang gezogenen Metren bewegen, zieht in den Bann. In den ausgerollten Klangteppich waren deutlich an Radiohead erinnernde Fäden eingezogen (was wohl auch am Klavier lag, das Thom Yorke immer wieder einsetzt).  
Kein Wunder, die Musiker sind große Fans der englischen Band. Die Sonne stand noch hoch, als 5K HD die Bühne verließen. Wer’s bei der poolbar verpasst hat: Am 1. Oktober spielt die Band ihr Unplugged-Set am Spielboden.

Filmreife Westernmusik aus Österreich

Die Band, die behauptet, sich gegründet zu haben, um einen Song in einen Film von Quentin Tarantino zu bekommen, betritt die Bühne folgerichtig: filmreif. Cari Cari bewiesen noch vor dem ersten Ton, dass sie theatralisch können. In Minimalbesetzung, die nolens volens an die White Stripes erinnerte, lud die zweiköpfige, teilweise durch einen Schlagzeuger unterstützte Band das Publikum zur wild-west-musikalischen Reise in Cinemascope.
Alexander Köck (Gesang, Gitarre) ging mit den Festivalbesucher*innen sofort auf Tuchfühlung, seine Duopartnerin präsentierte sich als musikalischer Wirbelwind: Gesang, Schlagzeug, Didgeridoo, Maultrommel – Stephanie Widmer wechselte spielend zwischen den Instrumenten. Ein besonderes Sound-Merkmal war die weit und offen klingende Gitarre, ein wirkungsvoller Kontrast zu vielen anderen Formationen mit zu gerifftem Gitarrensound. Das Cover des Beastie-Boys-Klassikers Sabotage hätte ich nicht gebraucht. Die störende Kraft des Originals fehlte mir.