Das Chorseminar Liechtenstein unter der Leitung von William Maxfield in der Kulturbühne AMBACH (Foto: Lilli Löbl)
Anita Grüneis · 23. Mär 2025 · Kabarett, Musik

Ein amüsanter Abend über Musik mit Musik vom Feinsten

Christoph Reuter im TAK Theater Liechtenstein

Sind wirklich alle musikalisch? Bei dem Musikkabarett mit Christoph Reuter im TAK wurde eines klar: Keiner entrinnt der Macht der Musik. Sie ist um und in uns, von Kindheit an. Das machte der preisgekrönte Pianist unmissverständlich und mit viel Humor klar. Ob er dazu Filmmusik anspielte und das Publikum zum Raten aufforderte oder ob er eine Zahl in Musik umsetzte: Er ist ein Meister der unterhaltsamen Musikpädagogik.

Der Abend begann mit „Ohne Rolf“. Christoph Reuter saß am Klavier, von dem ein Block mit einem Zettel und der Aufschrift „Guten Abend“ hing. Nach den ersten gespielten Takten, stand er auf, blätterte um, das Publikum las: „Ich bin Christoph“, und eben jener setzte sich wieder ans Klavier, meinte kurz: „Ich spiel’ erstmal“, haute dann mächtig in die Tasten, dazwischen blätterte er. Er spiele für Frauen, für Männer, für Tiere, für Kinder, zum Mitklatschen, zum Mitsingen, war zu lesen. Und gleich folgte der Text: „Hölle, Hölle, Hölle“. „Das geht aber auch lauter“, meinte der Meister, der Text wurde größer und das Publikum sang lauter. Ein perfekter Einstieg für diesen Abend im voll besetzten TAK-Foyer. 

Ein guter Rucksack

Der bald 48-jährige Christoph Reuter ist Komponist und Musikpädagoge, er studierte an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin und an der Hochschule Für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig. Er schrieb Musik für die Kinderoper „Oskar und die Groschenbande“ und das Musical „Sarg Niemals Nie“ und komponierte Orchestermusik. Seit 2006 tritt er regelmäßig mit dem Kabarettisten Eckart von Hirschhausen auf. Dabei muss er viel gelernt haben, denn er ist nun ein selbst ein Kabarettist, der genau weiß, wie er mit einem Publikum einen Abend lang locker und doch lehrreich kommunizieren kann. Und so nahm er sein Publikum mit auf eine Reise durch die Welt der Vögel mit ihren vielen Stimmen, der Walgesänge und ihrem rhythmischen Auf- und Abtauchen, glitt hinüber zur Filmmusik und meinte: „Der Film muss zur Musik passen“, und gleich folgten am Klavier einige Beispiele, zu denen das Publikum die Filmtitel erraten durfte. Manchmal spielte er die Themen nur kurz an, wie bei „Die Simpsons“ oder er pfiff sie wie bei „Apollo 13“, Houston wir haben ein Problem. Musik dient aber nicht nur zur Emotionalisierung von Filmen, sie wird auch bewusst für den Konsum eingesetzt, belehrte Reuter. So wurde festgestellt, dass dreimal so viel französische Weine verkauft werden, wenn in einem Weinladen französische Musik gespielt wird.

Wissenswertes unterhaltsam präsentiert

Christoph Reuter konnte das Wesen der Musik auf Schablonenform herunterbrechen und zeigte seine C-Kralle, ein Modell mit drei Löchern. Der Griff der drei Finger, mit denen am Klavier alles sofort zu Musik wird. Denn in einigen wenigen Tonarten wie C-Dur oder A-Moll wurden viele der erfolgreichsten Lieder komponiert, erklärte er, und spielte gleich einige Beispiele dazu, darunter auch „I am sailing“, mit dem Rod Stewart berühmt wurde. „Viele halten Talent für eine magische Gabe“, so Reuter, doch Begabung allein reiche nicht, an die drei Stunden Üben am Tag oder 1 000 Stunden pro Jahr müssen es schon sein, um wirklich gut zu werden. Wie gut er selbst ist, bewies er an diesem Abend oft, unter anderem auch, als er „Sex Bomb“ im Rap-Stil sang oder mit komplett falschen Tönen am Klavier spielte. Später intonierte er das Kinderlied „Alle meine Entchen“ im europäischen, arabischen und asiatischen Rhythmus. 
Eines wurde an diesem Abend glasklar: Christoph Reuter ist vor allem ein Jazzpianist. Er liebt das Improvisieren und führte dies auch praktisch vor. Neun Noten einer Tonleiter gab er Zahlen, ließ sich aus dem Publikum eine Zahl zurufen und setzte diese Zahl improvisatorisch in Musik um. Eine Musik mit vielen Trillern, die nur an diesem Abend zu hören war und die es damit nur ein einziges Mal in ihrer Art gibt. Zudem erklärte Christoph Reuter den Unterschied zwischen Klassik, Jazz und Pop. „Jazz hat 10 000 Akkorde und wird für vier Leute gespielt, Pop hat vier Akkorde und wird für 10 000 Leute gespielt.“ Er selbst ist ein Jazzer, durch und durch. Kein Wunder also, dass er zum Schluss Musik von Duke Ellington spielte. Zum Glück nicht nur für vier Leute! Er wolle mit allen in Kontakt bleiben, sagte er mit einem Schmunzeln und fügte hinzu: „Über WhatsApp, Facebook, Instagram oder PayPal.“ Ein typischer Reuter–Spruch.

Christoph Reuter: „Alle sind musikalisch! (außer manche)“, Musikkabarett
weitere Termine:
23.3., 19.30 Uhr, Hoftheater Baienfurt

27./28.3, 19 Uhr, Vöhlinschloss, Illertissen
https://www.christophreuter.de/termine/