Der Verein für Angehörige psychisch Erkrankter (HPE) krönte seine 25. Jahreshauptversammlung am 23.11. mit einem Referat von Primar Philipp Kloimstein.
HPE-Generalversammlung 2023 in Dornbirn
Der Verein für Angehörige von psychisch Erkrankten lud Primar Philipp Kloimstein vom Krankenhaus Maria Ebene ein, einen Vortrag zum Thema „Vom Ich zum Wir – Chancen und Hoffnung für Genesung" zu halten.
Der Verein HPE Vorarlberg unter der Obmannschaft von Stefan Riedmann tritt nicht nur als Selbsthilfeverein für Angehörige mit psychischen Erkrankungen in Erscheinung, sondern auch als (Mit-)Veranstalter von Trialogen, bei denen sich Betroffene, deren Angehörige und Personen aus dem Helfersystem auf Augenhöhe zu vorgegebenen Themen austauschen. Bedeutsam ist auch, dass der Verein seit Einberufung des Psychiatriebeirates in Vorarlberg im Jahre 2003 dort vertreten ist. Eine wichtige und oftmals auch kritische Stimme, die gehört wird, wenn es um Verbesserungen und Änderungen in der Psychiatrielandschaft Vorarlbergs geht. Zuletzt wurden mehr nachgehende und aufsuchende Leistungen eingefordert, auf die mit einem noch vom LKH Rankweil und der Fachhochschule Vorarlberg zu erarbeitendem Konzept eines Hometreatments geantwortet werden soll.
Vorarlberg-Obmann Stefan Riedmann brachte bei der Generalversammlung vor ca. 20 Besucher:innen zum Ausdruck, wie wichtig die Selbsthilfegruppentreffen für die Angehörigen als solche sind und wieder in Bregenz und in Feldkirch reaktiviert wurden. Auch konnten mit Primar Di Pauli die Angehörigenabende im LKH Rankweil, nach der Corona-Pause, wieder aufgenommen werden und erfreuen sich regen Zulaufs. Die Schulprojekte des HPEs wurden neu aufgestellt und stehen in Zukunft im Sinne einer Prävention nun unter dem Motto der psychischen Gesundheit und weniger unter dem Titel der psychischen Krankheit. Das sehr wichtige Polizeiprojekt für angehende Polizist:innen wird in bewährter Form im LKH Rankweil fortgesetzt.
Der anwesende Geschäftsführer von HPE Österreich, Edwin Ladinser, unterstrich in seinem Kurzvortrag die Schwierigkeit aber auch Notwendigkeit, die Mitarbeit auf ehrenamtlicher Basis österreichweit sicherzustellen. Dabei setzen sie auf auf kostenlose Aus- und Weiterbildung ehrenamtlicher Mitarbeiter:innen, was als sehr wertschätzend und hilfreich empfunden werde.
Mit viel Spannung wurde das Referat von Philipp Kloimstein, Primar des Krankenhauses für Suchterkrankungen, Maria Ebene, erwartet. Er war jüngst selbst als Leiter des Krankenhauses durch die Mitarbeitenden und den Ex-Primar des LKH Rankweil, Albert Lingg, arg in Bedrängnis gekommen. So war der Titel seines Vortrages wohl nicht ironisch gemeint: „Vom Ich zum Wir – Chancen und Hoffnung für die Genesung“. In diesem verwies er eher in metaphorischer Form auf die Gesundung von Menschen in einer Gesellschaft, die sich vielen Herausforderungen gegenübersehe und es stelle sich immer die Frage: Wie tickt der Mensch, wie ticken wir? Dabei plädierte er für eine „Verkleinerung des Sollens“, indem die Menschlichkeit voll und ganz akzeptiert wird. „Akzeptanz“ wiederum bedeute nicht, dass es für gut gehalten wird, aber es ist so, wenn es nicht geändert werden kann. Hilfreich dabei sei ein „Beobachtendes Selbst“, das das Selbsterleben beobachte und starre Annahmen über sich selbst relativiere. Letztlich sei es notwendig zu wissen, was ist einem selbst wertvoll und wichtig sei. Hier zitierte Nietzsche: „Gesundheit ist dasjenige Maß an Krankheit, das es mir noch erlaubt, meinen wesentlichen Beschäftigungen nachzugehen.“ Zum Schluss verwies er auf den „König der Löwen“, wo es so schön heiße: „Es gibt mehr zu sehen als man je sehen kann, mehr zu tun, so viel mehr zu verstehen.“ Der Primar präsentierte sich in seinem kurzweiligen Vortrag locker, selbstironisch und humorvoll, stand anschließend für Fragen zur Verfügung, die er „auf Augenhöhe“ beantwortete und begab sich anschließend in die gut gestimmte Versammlungsgesellschaft, was angesichts des Auftrages des HPE-Vereines nicht selbstverständlich ist. Ein sehr gelungener Abend.