Tori Amos: Unrepentant Geraldines
Beinahe hätte sich die mittlerweile 50-jährige Tori Amos in den vergangenen Jahren mit einigen eher weniger gelungenen musikalischen Ausflügen ihre Reputation als exzellente Singersongwriterin verspielt, den sie sich in den 90-ern mit Alben wie „Little Earthquakes“, „Under The Pink“ oder „Boys for Pele“ erspielt hatte. Auf „Unrepentant Geraldines“ hat sie sich wieder auf ihre Stärken besonnen
Soll heißen: starke poetische Texte zu Liebesleid und –freud, zur Selbstverwirklichung unangepasster Frauen, zur Befreiung von überholten gesellschaftlichen Normen, aber auch zu gesellschaftspolitischen Themen wie die von Edward Snowden enthüllten globalen Bespitzelungspraktiken diverser Geheimdienste. Und statt des Bombasts der letzten Alben setzt Amos auf sparsame Instrumentierung und stellt über weite Strecken ihr kraftvolles Piano-Spiel in den Vordergrund. Mit Erfolg, denn so bringt sie auch ihre unverwechselbare Stimme, voller Intensität und Zerbrechlichkeit, wirkungsvoll zur Geltung. Je intimer, desto fesselnder. Dieser kammermusikalisch angehauchte Pop, der auch einige nette kleine musikalische Überraschungen birgt, und ihr mitunter trancig entrückter, betörender Gesang erinnern in bestem Sinne an Kate Bush. „Unrepentant Geraldines“ macht wieder einmal deutlich, dass Tori Amos ihren Ruf als geniale Exzentrikerin zurecht genießt. Dass sie sich zu einzelnen Songs von Gemälden von Cézanne, Delacroix oder van Gogh inspirieren ließ, weil sie draufkam, dass die Farben für sie beim Betrachten zu Musik wurden, passt perfekt in dieses Bild. Diese faszinierende Frau hat noch viel zu sagen/singen. (Mercury /Universal)