Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Peter Füssl · 07. Nov 2011 · CD-Tipp

Stefano Battaglia Trio: The River of Anyder

Der 46-jährige, aus Mailand stammende Pianist Stefano Battaglia legt mit „The River of Anyder“ seine vierte ECM-CD seit 2003 vor, dieses Mal im Trio mit dem Kontrabassisten Salvatore Maiore und Drummer Roberto Dani. Nun besteht ja wahrlich kein Mangel an Piano-Trios, im Gegenteil, die schießen im Augenblick wie die Pilze aus dem Boden, und es ist nicht ganz einfach, sich in dieser Konstellation buchstäblich Gehör zu verschaffen.

Stefano Battaglia gelingt dies einmal durch seine stupende Technik – er ist ja klassisch ausgebildet, mit einem breiten Spektrum vom Barock bis zum Zeitgenössischen und konnte schon zahlreiche Preise einheimsen – und zum Zweiten durch unkonventionelle Konzepte, die seine Alben der Beliebigkeit entreißen. Auf seiner neuesten Produktion lädt er die geneigte Hörerschaft zu einer Wanderung durch mythische und legendäre Städte, Orte, Inseln und Landschaften. Es entführt in archaisch anmutende Traumwelten, in denen Zeit und Raum noch endlos scheinen – kein Stress, keine Aufregung, nichts Störendes oder Verunsicherndes. Vor dem inneren Auge entfalten sich beispielsweise Bilder zu „Bensalem“, der Metropole von Francis Bacons New Atlantis, vom Fluss Anyder aus Thomas Morus’ „Utopia“ oder vom Berg Ararat, auf dem einstmals die Arche Noah gestrandet sein soll. Battaglia verweist neben Morus und Bacon noch auf den mittelalterlichen persischen Mystiker Jalal ad-Din Rumi,  Rimbaud, Hildegard von Bingen und den Oglala Sioux-Häuptling Black Elk – scheinbar weit von einander liegende intellektuelle Bezugspunkte zu den einzelnen Stücken, die dann doch alle wie aus einem Guss wirken. Wunderschöne lyrische Klanggemälde, oftmals impressionistisch hingetupft, die niemals ins Belanglose oder Oberfächliche abgleiten und zum Träumen einladen. Die ideale Platte für ruhige, verschneite Winterabende.
(ECM: Vertrieb: www.lotusrecords.at)