Sophie Hunger: Supermoon
Und sie bastelt weiter an ihrer unglaublichen Erfolgsstory! Auf drei exzellente Studioalben, allein vom 2012-er „The Danger of Light“ hat Sophie Hunger mehr als 250.000 Stück verkauft, lässt die 32-jährige Schweizerin mit neuem Wohnsitz Berlin nun dieses in San Francisco und Brüssel aufgenommene flirrende, irrlichternde Meisterstück folgen. Der Kauf der Limited Deluxe Edition, bestehend aus zwei CDs in einem aufwändigen Picturebook, ist durchaus empfehlenswert, weil man so in den Genuss von 18 (in der Standard-Ausführung sind es nur 12) höchst abwechslungsreichen Songs kommt.
Wieder singt Hunger auf Englisch, Französisch, Deutsch und Schwyzerdütsch, und so wie sie durch die Sprachwahl bestimmte Stimmungen einfängt, gelingt ihr das auch durch höchst einfallsreiche Arrangements – jedem Song schneidert sie das perfekt passende Soundoutfit. Sie streunt selbstbewusst durch die Stile und (Pop-)Epochen und pickt sich mit großer Treffsicherheit das heraus, was ihr gerade passend erscheint – Fingerpicking und Elektronik, Bläsersätze und Streicher, Verhalltes und Zupackendes, Verträumtes und Tanzboden, Experimentelles und Vertrautes, Folk, Jazz, Chanson und Pop, Melancholisches, Bissiges und Witziges. Wenn man „Supermoon“ zum ersten Mal hört, lauert in jeder Rille die nächste Überraschung. Dass sich letztlich alles zu einem atmosphärisch ungemein dichten und stimmigen Ganzen fügt und nicht zu einem Sammelsurium an bunten Einfällen verkommt, bezeugt Sophie Hungers Extraklasse. Und auch ihre intelligenten Texte lassen nichts zu wünschen übrig – zum Beispiel „Ich spreche leise mit ner zerbrochnen Fensterscheibe über Anarchie“ ist für mich Anwärter auf den besten Liedanfang des Jahres.
(Two Gentlemen/Universal)