Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Peter Füssl · 18. Apr 2009 · CD-Tipp

Sophie Hunger: Monday’s Ghost

Vielleicht reichen nicht einmal die vierzehn grandiosen Eigenkompositionen auf „Monday’s Ghost“ aus, um dem eindrucksvollen Talent der 26-jährigen Schweizerin Sophie Hunger (bürgerlich: Emilie Jeanne-Sophie Welti) voll und ganz gerecht zu werden, denn in Sachen Vielseitigkeit scheinen ihr kaum Grenzen gesetzt zu sein.

 Souverän entzieht sich die Singersongwriterin, die noch vor zwei Jahren von ihrem Erstling ohne Plattenlabel im Hintergrund sozusagen im Handverkauf ein paar tausend Stück verkauft hat, jeglichem Schubladendenken und klaubt sich aus dem reichhaltigen Inventar der zeitgenössischen Popularmusik alles zusammen, was ihr in ihren bewundernswerten Kram passt: ein bisschen Indie-Pop hier, ein bisschen Folk-Picking da, dort schwelgt sie im Soul, und ein bisschen tröpfelt der Jazz, mal kommt sie uns romantisch, dann wieder dreckig. Dylan schielt um die Ecke und sieht gerade noch, wie sich Cat Power und Leslie Feist die Klinke in die Hand geben. Und trotzdem klingt alles genau nach Sophie Hunger ¬– und die klingt dauernd anders. Hat Ecken und Kanten und eine Stimme, die unter die Haut geht. Alles ist ungeschliffen und trotzdem perfekt. Ein Rohdiamant, der durchs Polieren an Glanz verlöre. Dass sie sich auch in ihren vorwiegend englischen Texten jeglichen Klischees entzieht und auch durchaus ein waches politisches Bewusstsein an den Tag legt, macht das Ganze noch interessanter. Eine wunderbare CD, bei der man stets mit willkommenen Überraschungen rechnen sollte. (Gentlemen Records/Universal 5314952)
Konzerttipp: Sophie Hunger spielt am 28. April, 20.30 Uhr  in der Reihe „Songs & Voices“ am Dornbirner Spielboden.