Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Peter Füssl · 04. Feb 2014 · CD-Tipp

Simcock & Goloubev Duo Art: Reverie at Schloss Elmau

Im weitgespannten stilistischen Spannungsfeld zwischen klassisch-romantischen Musikelementen, Prokofjew, Strawinsky und zeitgenössischem Jazz bewegen sich der walisische Pianist Gwilym Simcock und der russische Kontrabassist Yuri Goloubev mit einer schwindelerregenden Virtuosität und dennoch traumwandlerischen Leichtigkeit.

Somit resultiert eine gute Stunde uneingeschränktes Hörvergnügen aus diesen acht auf dem bayerischen Schloss Elmau eingespielten Eigenkompositionen der beiden, zu denen auch der im 19. Jahrhundert vom italienischen Bassisten, Komponisten und Dirigenten Giovanni Bottesini geschriebene Klassiker „Reverie“ hervorragend passt. Ist Simcocks Einfallsreichtum und Fingerfertigkeit längst jedem aufgeklärten Jazz-Fan ein Begriff, so gilt es Yuri Goloubev, der in jungen Jahren mit dem Titel russischer „Staatskünstler“ ausgezeichnet wurde und im Bolschoi Orchester und bei den Moscow Soloists unter anderem mit Weltstars wie Mstislaw Rostropovich oder Gideon Kremer auftrat, nach seiner Konversion zum Jazz erst noch einem breiten Publikum bekannt zu machen. Die nun vorliegenden musikalischen Träumereien eignen sich bestens dafür, kann Goloubev hier doch seine in einer unglaublichen Bogentechnik gipfelnde Meisterschaft, die aber wie bei Simcock nie an der Oberfläche bleibt, sondern stets mit einer beeindruckenden Ausdruckskraft und Tiefe verbunden ist, ins beste Licht stellen. Ob stimmungsvolle lyrische Impressionen, hypnotische Klangteppiche oder flotte Up-Tempo-Passagen, Simcock und Goloubev fordern sich stets wechselseitig zu neuen spontanen Kreativschüben von höchster Intensität heraus. Dass die beiden schon seit Jahren im Trio zusammenspielen, mag ihnen vieles erleichtert haben, mit dieser „Duo Art“-CD haben sie sich aber eine neue Dimension erschlossen.       
(ACT)