R.A. The Rugged Man: Legends Never Die
Ryan Andrew Thorburn aka R.A. The Rugged Man, Sohn eines mit Agent Orange verseuchten und gestörten Vietnam-Veteranen – weswegen zwei seiner Geschwister schwer behindert sind, der mit 12 zu rappen begann und mit 18 seinen ersten Plattenvertrag unterschrieb, der wegen Drogen- und Gewaltexzessen US-weit von den Bühnen und aus den Aufnahmestudios verbannt und zweitweise auch in der Psychiatrie weggesperrt wurde, war trotz seines Aufsehen erregenden Albums „Die Rugged Man Die“ aus dem Jahre 2004 öffentlich vollkommen abgeschrieben.
Er schlägt sich als Journalist und Drehbuchautor durch und sucht sein Heil in der Indie-Rap-Szene, wobei er auch Größen wie Notorious B.I.G („I thought I was the illest.“, lautet sein legendärer Ausspruch über R.A.), den Wu-Tang Clan, Mobb Deep oder aktuell Talib Kweli, Sadat X, Brother Ali und Masta Ace für Kooperationen gewinnen kann. Das letztes Jahr erschienene „Legends Never Die“ – nomen est omen – hat R.A. The Rugged Man schlagartig zurück ins Rampenlicht katapultiert. Zwar hat dieser wahnwitzige Mix aus Klassik-Samples, Beatbox und Orchesterklängen, Opernarien und Kinderchören keinen unwerfenden Neuigkeitswert, aber mitunter verblüffend und stets unterhaltend ist er schon. Und als Rapper ist R.A. The Rugged Man von der Technik her nach wie vor brillant. Seine Texte überzeugen am meisten als haarscharfe Macheten, mit denen er die von ihm gehasste Big-Business-Musikindustrie und einige seiner kommerziell verseuchten Kollegen gnadenlos niedermetzelt. Welche Talente in Thorburn noch schlummern, erkennt man aber angesichts seiner unglaublich intensiven und völlig klischeefreien Liebeserklärung an seinen kürzlich verstorbenen Vater. Und dass ihm seine kreative Freiheit, seine künstlerische Unabhängigkeit heilig sind, lässt noch einiges erwarten. Bleibt zu hoffen, dass es bis zur nächsten CD nicht wieder zehn Jahre lang dauert. (Nature Sounds/Groove Attack)