Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Peter Füssl · 10. Aug 2010 · CD-Tipp

Marilyn Crispell / David Rothenberg: One Dark Night I Left My Silent House

„One Dark Night I Left My Silent House“ – der Titel bezieht sich auf den 1997 veröffentlichten Roman von Peter Handke – ist über weite Strecken ein sehr meditatives Album, das überwiegend aus freien Improvisationen entstanden ist.

Die Pianistin Marilyn Crispell verfügt durch ihre langjährige Zusammenarbeit mit Anthony Braxton, Reggie Workman oder Barry Guy und als Schülerin und später Dozentin an Karl Bergers Creative Music Studio in Woodstock über reichhaltige Erfahrungen im experimentellen Bereich. Der Klarinettist und Bassklarinettist David Rothenberg versteht sich nicht nur als Musiker, sondern mindestens ebenso sehr als Philosoph und Autor, dessen Interessensschwerpunkt auf dem Zusammenhang zwischen Natur und Musik liegt. Unter anderem befasste er sich mit Walgesängen, und sein Buch „Why Birds Sing“ und der dazugehörige Film wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Hier fanden Rothenberg und Crispell offensichtlich auch ihre musikalischen Inspirationen, kommen doch Habicht, Eule, Specht, Kernbeißer oder Motmot nicht nur in verschiedenen Songtiteln sondern auch mit ihren musikalisch bearbeiteten Rufen und Gesängen vor. Es sind vielfältige musikalische Dialoge, wobei sich Marilyn Crispell nicht nur auf den Flügel beschränkt, sondern auch Sounds aus einem kaputten Piano und perkussive Klänge beisteuert. Für Freunde außergewöhnlicher Klangerlebnisse im Duo-Bereich eine wahre Fundgrube, für Otto Normalverbraucher aber keine ganz einfache Kost.

(ECM/Vertrieb: Lotus Records)