Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Peter Füssl · 30. Aug 2009 · CD-Tipp

Louis Sclavis: Lost on the way

Wenn einer der bedeutendsten Entdeckungsreisenden des europäischen Jazz ausgerechnet Homers „Odyssee“ als Reiselektüre mit an Bord nimmt, ist eine spannende Abenteuerfahrt garantiert. So kann man „Lost on the Way“ durchwegs als äußerst bunten, vielseitigen und nuancenreichen Soundtrack zu einer imaginären Verfilmung des legendären Klassikers betrachten.

So kann man „Lost on the Way“ durchwegs als äußerst bunten, vielseitigen und nuancenreichen Soundtrack zu einer imaginären Verfilmung des legendären Klassikers betrachten. Louis Sclavis schöpft dabei aus dem reichhaltigen Repertoire seines mittlerweile auch schon mehr als 30-jährigen musikalischen Schaffens. Er frönt der Melodienseligkeit der Folklore Imaginaire, veredelt die emotionalen Stärken des Rock durch die Sensibilität des Jazz, lässt expressionistische Klangbilder entstehen und entschwebt auch mal kurz in die in Free-Jazz-Sphären, freilich ohne jemals die Bodenhaftung zu verlieren. Meistens wird das musikalische Geschehen durch das brillante Rhythmusgespann François Merville am Schlagzeug, ein Langzeit-Partner des Bandleaders, und Olivier Lété am Bass gleichermaßen kraftvoll wie sensibel vorangetrieben. Der virtuose Louis Sclavis macht einmal mehr deutlich, weshalb er zu den stilbildenden Musikern auf der Klarinette und dem Sopransaxophon gezählt wird und harmoniert auf wunderbare Weise mit dem jungen Sopran- und Altsaxophonisten Matthieu Metzger. Der Gitarrist Maxime Delpierre, der schon auf Sclavis’ sehr erfolgreicher, vor zwei Jahren veröffentlichter ECM-Produktion „L’imparfait des langues“ mit dabei war, erweist sich einmal mehr als ausgesprochen innovativer und einfühlsamer Saitenkünstler. Hier wird einfallsreich, kraftvoll und mit großer Leidenschaft musiziert – diese Bandkonstellation unter der Leitung eines genialen Könners ist ein Glücksfall! (ECM 2098 1798497 / Vertrieb: Lotus)