Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Peter Füssl · 17. Feb 2021 · CD-Tipp

Kathrine Windfeld Big Band: Orca

Obwohl „Orca” bereits das vierte Album der 2014 gegründeten Kathrine Windfeld Big Band ist, dürfte die 36-jährige dänische Pianistin, Komponistin und Bandleaderin jenseits Skandinaviens selbst unter Big Band-Fans nur ein Geheimtipp sein. Dabei vermögen die impressionistischen Klangmalereien, die zwischen feingliedrigen, sensibel arrangierten Passagen und sich gewaltig auftürmenden Klanggewittern oszillieren, durchwegs zu fesseln.

Scharf konturierte Bläsersätze und oftmals handfest vorantreibende Rhythmusarbeit bilden den idealen Nährboden für expressive Soli – Altsaxophonist Magnus Thuelund, die Tenorsaxophonistin Ida Karlsson, Gitarrist Viktor Sandström, Trompeter Rolf Thofte Løkke oder Aske Drasbaek am Baritonsax liefern hier durchaus Bemerkenswertes, und auch der ungarische Gast Gabor Bolla bläst sich in zwei Stücken am Tenorsax die Seele aus dem Leib und fügt sich damit perfekt in den Bandsound ein. Windfeld, die auf der Insel Fünen aufgewachsen ist und in Kopenhagen und Malmö studierte, hat naturgemäß einen tiefen Bezug zum Meer und ließ sich beim Großteil der Kompositionen von maritimen Themen inspirieren. Die schillernde Pracht weiter Wasserflächen finden ebenso ihren musikalischen Niederschlag wie die dramatischen Aspekte mitunter lebensbedrohlich aufgepeitschter Wogen. Auch im Titelstück „Orca“ setzt Windfeld auf Gegensätze und verpackt sowohl die Schönheit als auch die Gefährlichkeit dieses eindrucksvollen Raubfisches wirkungsvoll in Töne. In Sachen Düsternis sind die ersten zwei Minuten von „Dark Navy“ wohl kaum zu toppen – viele Passagen dieses Albums wären durchaus Filmmusik-tauglich. Windfeld selber trägt nur ein Solo, nämlich im Stück „Harvest“ bei – erst lässig dahingetupft, dann sich dramatisch steigernd und einen feurigen Lauf des Posaunisten Göran Abelli einleitend. Auf dem abschließenden „Seaweed“, dem mit mehr als 10 Minuten längsten, von Kathrine Windfeld einfallsreich arrangierten Stück des Albums, stellt die achtzehnköpfige, dänisch-schwedisch-norwegische Big Band nochmals all ihren Abwechslungsreichtum, ihre stilistische Vielfalt und ihre Könnerschaft zur Schau – wie gerne würde man diese Big Band einmal live erleben!

(Stunt Records)