Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Peter Füssl · 24. Jän 2012 · CD-Tipp

Kate Bush: 50 Words For Snow

Als der „Sunday Telegraph“ 1980 in einer Leserumfrage nach der beliebtesten und der meistgehassten Sängerin Großbritanniens suchte, gewann Kate Bush in beiden Kategorien. Damals hatte sie es bereits mit drei Alben und dem Hit „Wuthering Heights“ ins Spitzenfeld der Charts geschafft, polarisierte Kritiker und Pop-Volk aber im selben Maße, wie sie es bis heute tut. Kate Bush war immer schon Glaubenssache, gleichermaßen Hassobjekt und kultisch verehrte Lichtgestalt.

Stets entzog sie sich mit großer Konsequenz allen Schubladisierungsversuchen und scherte sich keinen Deut um Genre-, Geschmacks- und Kitschgrenzen, wenn sie sich auf ihre exzentrischen, durchwegs ausufernden Ego-Trips begab. Gleichzeitig eröffnete sie durch ihre sich gängigen Markterfordernissen widersetzende, selbstbewusste Haltung und mit grenzenloser Experimentierfreude immer wieder aufs Neue musikalische Räume, die eine ganze Generation von Künstlerinnen mit ausschlaggebenden Impulsen versorgten. Kate Bush geht bis heute unbeirrt ihren Weg in dem von ihr gewählten Tempo. So ist „50 Words For Snow“ – gerade mal das neunte Album in 33 Jahren – wieder zu einem Meilenstein im Bush-Oeuvre geworden. Die sieben, weitgehend von ihrem oftmals meditativ wirkenden, sanften Pianospiel und dezenter Orchestrierung dominierten Stücke sprengen großteils den Rahmen konventionellen Songwritings und entführen in die mit wundersamer Wärme aufgefüllte, glitzerend kalte Winterwelt ihrer Phantasie. Der sind wie üblich keine Grenzen gesetzt. Im Opener lässt Kate Bush ihren 13-jährigen Sohn Albert singend als Schneeflocke zur Erde schwebend nochmals zur Welt kommen, im Duett mit Elton John besingt sie das Scheitern der Liebe, sie versucht den Yeti vor den neugierigen Blicken der Welt zu schützen, erzählt die schaurig-tragische Geschichte der Gespenster-Frau, die dereinst mit ihrem Hund im Fluss ertrunken war, oder sie legt sich mit einem Schneemann ins Bett. Wenig verwunderlich zeugt von der erotischen Eskapade mit diesem seltsamen Lover am nächsten Morgen nur noch eine Wasserpfütze. Ja, die Liebe ist vergänglich – im Gegensatz zum schrägen Einfallsreichtum der Kate Bush. Im Titelstück lässt sie den bekannten Schauspieler Stephen Fry die 50 zum Großteil von ihr erfundenen „words for snow“ deklamieren. Manchmal ist auch Platz für spleenigen Humor in dieser zauberhaften Winterwunderwelt Kate Bush’scher Prägung.
(Noble & Brite/EMI)