Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Peter Füssl · 01. Feb 2021 · CD-Tipp

Joe Lovano / Trio Tapestry: Garden of Expression

Auf das letztes Jahr begeistert aufgenommene Debüt-Album des Trio Tapestry, zugleich Joe Lovanos Debüt als Leader beim renommierten Münchner Label ECM, folgt nun mit „Garden of Expression“ ein nicht weniger stimmungsvolles Kleinod, das den wendigen und stets einfallsreichen Saxophonisten, die experimentierfreudige Pianistin Marilyn Crispell und den soundmalerischen Schlagzeuger Carmen Castaldi auf dem Höhepunkt ihrer Trio-Kunst präsentiert.

Lovanos acht neue Kompositionen basieren auf musikalischen Ideen, die aus freien Kollektivimprovisationen der beteiligten Protagonisten entstanden sind, während der Aufnahme aber in neuerlichen improvisatorischen Prozessen nochmals verfeinert wurden. Die ersten drei Stücke sind durch wunderschöne Melodien geprägte lyrische Klangbilder, Nachtstücke, die einen in wohlige Wärme und Geborgenheit einhüllen. Nie zuvor schmeichelte sich Lovanos Sax anschmiegsamer ins Ohr, in ruhigem Dialog mit Crispells zarten Pianotönen und Castaldis wie Kommentare wirkenden, mit großer Sensibilität platzierten rhythmischen Farbtupfern. Mangels eines erdenden Basses scheint alles irgendwie in angenehmer Schwerelosigkeit zu schweben. Mit dem siebeneinhalb minütigen Titelstück „Garden of Expression“ beschreitet man schließlich experimentelleres Terrain, das mehr Reibung und Spannung zulässt und durch die von Lovano eingesetzten Gongs eine interessante klangliche Erweiterung erfährt. Das ändert allerdings nichts am meditativen Grundcharakter, der auch in den folgenden, mit sprechenden Titeln versehenen Stücken „Treasured Moments“ und „Sacred Chant“ bei aller spannungsgeladenen Schönheit immer wieder Raum für Stille beinhaltet. „Dream on That“ überrascht zwischendurch mit dem etwas aufgewühlteren Charakter einer kurzen Kollektivimprovisation. Das meditative zehnminütige „Zen like“ wird dann aber wieder zum Titel passend von Lovanos Arsenal unterschiedlicher Gongs umrahmt, in die ein expressiv klagendes Sopransaxsolo über vorsichtig-suchende Pianotupfer Crispells und subtile rhythmische Akzente Castaldis eingebettet ist. Joe Lovano nennt die Interaktion dieses kongenialen Trios „magisch“ – wie wahr!

(ECM/Vertrieb: www.lotusrecords.at / digital: www.universalmusic.at)