Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Peter Füssl · 24. Nov 2014 · CD-Tipp

Iceage: Plowing Into The Field Of Love

Vor drei Jahren wurden die vier jungen Dänen mit ihrem in gerade einmal 24 Minuten hingerotzten Debut-Album zum viel beachteten Hype in Lofi-Noise-Punk-Kreisen. Dreckig verstimmt, rasend schnell und aggressiv waren ihre kurzen Ausbrüche und damit besetzten sie eine Nische in einer Musiklandschaft, die vielen längst viel zu glatt und glänzend daherkommt.

Den raschen Ruhm in der Lärm-Ecke, der inklusive Diskussion über ihre politische Gesinnung (nein, sie haben mit den Nazis nichts am Hut, wie sie betonen) sogar über den Atlantik hinüber schwappte, festigten sie mit einem zweiten stilistisch gleich ausgerichteten Kurzalbum. Auf „Plowing In The Field Of Love“ machen sie nun alles ganz anders und trotzdem bleiben sie erkennbar die Alten. Johan Surballe Wieth versucht zumindest seine Gitarre zu stimmen, Elias Bender Ronnenfelt, gesanglich bislang immer klar daneben, intoniert, wenn er sich nicht gerade in Brüll-, Stöhn- oder Jammer-Orgien ergeht, auch richtige Melodien, der Großteil der Songs ist auf mehr als drei Minuten Länge hin konstruiert. Bassist Jakob Tvilling Pless und Drummer Dan Klaer Nielsen scheinen sich nun auch in gemäßigteren Tempi wohl zu fühlen, Streicher und Asger Valentins Trompete erweitern die Soundlandschaft. Erfolgreich versuchen Iceage ihr Repertoire in den Indie-Rock-Bereich hinein zu erweitern, und dennoch sind sie noch weit entfernt von irgendwelcher Schönfärberei oder Beliebigkeit. Ungestümes und Verqueres kommen noch glaubwürdig daher, und Ronnenfelt klingt in seinen besten Momenten immer noch wie ein besoffener Nick Cave.

(Matador)