Neu in den Kinos: „Teaches of Peaches" Musikdoku des gebürtigen Vorarlbergers Philipp Fussenegger (Foto: Avanti Media Fiction)
Peter Füssl · 09. Mär 2022 · CD-Tipp

Eels: Extreme Witchcraft

Wer noch die einschmeichelnden Melodien, sanften Grooves, schönen Harmonien, das zarte Gitarrenklimpern, den Streicher-Wohlklang, die sanften Bläserfanfaren und Engelschöre des 2020 erschienen Vorgänger-Albums „Earth to Dora“ in Erinnerung hat, wird bei den ersten räudig-rauen Gitarren-Tönen von „Amateur Hour“, der Eröffnungsnummer des nunmehr 14. Albums der Eels, vielleicht überrascht zusammenzucken. Allein, man weiß, dass Eels-Mastermind Mark Oliver Everett immer mal gerne stilistische Bocksprünge zwischen den einzelnen Plattenproduktionen unternimmt – und dass trotzdem immer alles unverkennbar Eels bleibt, was vor allem Everetts einzigartiger, sorgengetränkter, irgendwie lethargisch wirkender und trotzdem auch auf sympathische Weise (selbst-)ironisch aufmüpfiger Stimme und den dazu passenden Texten zu verdanken ist.

Zwar wirkte mit Bassist Koool G Murder und Gitarrist P-Boo wieder langjähriges Eels-Stammpersonal im Studio mit, die eigentliche Sensation ist aber, dass Everett 25 Jahre nach dem epochalen Album „Souljacker“ wieder John Parish als Musiker und Koproduzenten an Bord holte. „Wenn er ins Studio kommt, wird er zu einem verrückten Wissenschaftler. Wenn man mit John Parish Musik macht, bekommt man Dinge, die sonst niemand hat. Er hat einen wirklich einzigartigen Werkzeugkasten und eine einzigartige musikalische Einstellung“, schwärmt Everett über den englischen Multiinstrumentalisten, der auch schon mit PJ Harvey oder Aldous Harding arbeitete. Hart rockende Fuzz-Gitarren und federnde Drumsounds geben häufig den Ton an („Good Night On Earth“, „Steam Engine“, „The Magic”, “Better Living Through Desperation”), aber auch die Eels-typischen, verspielten Midtempo-Nummern schmeicheln sich ins Ohr. In „Stumbling Bee“ versetzt sich Everett in eine tapsige Biene, die im November zu fliegen versucht, „So Anyway“ ist ein herzzerreißender Love-Song, und „What It Isn’t“ taumelt zwischen lieblichem Sixties-Sound und knüppelhartem Refrain hin und her. Mark Oliver Everett schickt seine Fans wieder durch eine Menge berauschender musikalischer Wechselbäder, ehe er im finalen Song „I Know You’re Right“ die letzte Zeile singt: „I’m a goddamn fool“ – Mag ja sein, aber wer hat schon was gegen einen „Narren“ mit solch einem musikalischen Output?

(E-Works Records/Pias)

Konzert-Tipp: Eels sind am 21.3. im Zenit in München, am 31.3. in der Halle 622 in Zürich und am 5.4. im Gasometer in Wien zu hören.