Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Peter Füssl · 16. Sep 2015 · CD-Tipp

Chico Freeman/Heiri Känzig: The Arrival

Die Kunst des Duos in ihrer höchsten Ausprägung zelebrieren der tief in Chicago verwurzelte, aber mittlerweile in Biel lebende Saxophonist Chico Freeman und der Schweizer Kontrabassist Heiri Känzig. Regie führte zuerst allerdings einmal der Zufall, da die beiden nur aufeinander trafen, weil Känzig in Freemans Quartett kurzfristig für den ausgefallenen Bassisten einsprang. Dabei spürten sie auf Anhieb, dass nicht nur die Chemie, sondern auch die musikalischen Auffassungen wunderbar harmonierten.

Känzigs melodienorientierten, nahezu singenden Bassgrooves und die enorm ausdrucksstarken und facettenreichen Melodielinien Freemans verschmelzen zu atmosphärisch dichten Stimmungsbildern und unaufgeregten, aber dennoch ungemein spannenden Dialogen. Beide gehen mit einer uneiteln Souveränität zu Werk und vermögen aus einem ungemein reichen Erfahrungsschatz zu schöpfen, der jegliches hierarchische Denken obsolet macht. So steuern sowohl  Freeman als auch Känzig je vier Eigenkompositionen bei, letzterer unter anderem Hommagen an Jazzgrößen wie Eddie Harris, Paul Chambers oder Fritz Pauer. Dazu kommen – wie der Titel „Just Play“ schon andeutet – zwei Stücke, die aus freien Improvisationen entstanden sind. „Dat Dere“ des legendären „Art Blakey’s Jazz Messengers“-Pianisten Bobby Timmons und eine einfallsreiche Neuinterpretation von John Coltranes „After The Rain“, das dieser erstmals 1963 auf seinem legendären Album „Impressions“ veröffentlicht hatte, fügen sich nahtlos in das Hörvergnügen ein. Mit „The Arrival“ sind zwei exzellente Musikerpersönlichkeiten wirklich angekommen. So ist es nur logisch, dass der Zeigefinger nach den letzten beiden Stücken, der ungemein gefühlvollen Freeman-Ballade „To Hear A Teardrop In The Rain“ und Känzigs spritzig-witziger Uptempo-Nummer „Chamber’s Room“, unweigerlich den Weg zur Repeat-Taste findet.

(Intakt)