Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Peter Füssl · 13. Aug 2012 · CD-Tipp

Adam Baldych & The Baltic Gang: Imaginary Room

Mit dem Label-Debut „Imaginary Room“ des erst 26-jährigen polnischen Geigers Adam Baldych wird ACT-Chef Siggi Loch seinem Ruf als besonderer Förderer junger Talente des europäischen Jazz wieder einmal mehr als gerecht. Trotz grandioser Geigenvirtuosen, von Grappelli und Venuti über Lockwood, Urbaniak und Goodman bis Feldman und Regina Carter und diverser aufsehenerregender „Violin Summits“, führte die Violine jenseits des Gypsy-Swing im Jazz stets ein Nischendasein, sorgte aber auch immer wieder für willkommene Abwechslung.

So auch Adam Baldych, dessen „imaginärer Raum“ sich irgendwo zwischen osteuropäischer Tradition, nordischer Elegie und urbanem Jazz amerikanischer Prägung auftut. Als Einflüsse nennt der in New York lebende Musiker Rachmaninoff, Chopin und Tschaikowski ebenso wie Miles Davis, Herbie Hancock oder Stéphane Grappelli, er fühlt sich von der Spieltechnik her aber besonders von Gitarristen wie Allan Holdsworth oder Scott Henderson inspiriert. Mit seiner expressiven, erdigen, mitunter auch rau zupackenden Spielweise verleiht Baldych  seinen melodiebetonten Eigenkompositionen große Tiefe und glänzt mit verblüffender Virtuosität, die aber nie zum Selbstzweck verkommt. Die aus erstklassigen nordeuropäischen ACT-Musikern bestehende, eigens für die CD-Aufnahmen zusammengestellte „Baltic Band“ mit Lars Danielsson (b, cello), Jacob Karlzon (p), Morten Lund (dr), Verneri Pohjola (tp) und Marius Neset (sax) übernimmt Baldychs Ideen mit großem Einfühlungsvermögen und erhält jede Menge Raum, auch selber brillante Einfälle beizusteuern. Auf zwei Stücken greift auch Koproduzent Nils Landgren zur Posaune, um den gelungenen Label-Einstand des jungen Polen mitzufeiern.
(ACT/Vertrieb. www.rottensteiner-pr.at)