Christian Petzolds federleichter Beziehungsfilm "Roter Himmel" derzeit in den Kinos (Foto: Piffl Medien)
Silvia Thurner · 25. Sep 2023 · Musik

Brassband Vorarlberg auf einer nachdenklichen Reise

Jubelnder Applaus für ein geistreiches Konzert

Den großen Fragen nach dem Sinn des Lebens und der Weisheit im Leben ging die Brassband Vorarlberg bei ihrem Konzert in der Pfarrkirche Altach musikalisch nach. Benjamin Markl leitete die Musiker:innen und trug zur Werkauswahl passende Texte vor, die zum Weiterdenken anregten. Einen großen Bogen spannten die programmatischen Werke, Songs, Choräle und Spirituals sowie Filmmusik. Dem Leitgedanken „Erdenauftrag. Ich will spüren, dass ich lebe“ folgend, wirkten die dargebotenen Kompositionen von Thomas Doss, Ray Farr, Kevin Houben, Kevin Larsson, Stefan Nilsson und Eric Whitacre energiegeladen und emotional.

Zu Beginn, in der bekannten „Fanfare Jubilo“ von Thomas Doss, mussten sich die Bandmitglieder erst finden, doch bereits nach der Eingangspassage entfaltete sich der kraftvolle und zugleich warme Sound der typischen Brassband-Besetzung mit Kornet, Althorn, Bariton, Euphonium, Posaune, Tuba und Perkussion. Die Klangqualitäten dieser speziellen Besetzung kamen im bekannten „Aurelia-Choral“, den Dean Goffin seinem Werk „The Lights of the World” zugrunde gelegt hat, hervorragend zur Geltung. Die Brassband musizierte das Thema in einem schön betonten, sprachlichen Duktus und öffnete den Gesamtklang wirkungsvoll. Gabriella’s Song aus der Filmmusik „Wie im Himmel“ zelebrierte die Brassband (in einem Arrangement von Roland Smeets) ebenso sinnlich. In „Sleep“ von Eric Whitacre blieben vor allem die gut austarierte Harmonik mit den Reibungen und Schwebungen und die wirkungsvolle Auffächerung der Stimmverläufe sowie der allmählich abebbende Schluss in Erinnerung. Von einem norwegischen Psalm ausgehend komponierte Ray Farr das Werk „Dans varsomt“. Das groß angelegte Crescendo mit den vielgestaltigen rhythmischen Wechseln erinnerte an einen afrikanischen Tanz und brachte die energiegeladene Einsatzbereitschaft der Musiker:innen hervorragend zur Geltung. 
Benjamin Markl leitete die Brassband mit einer ausdrucksstarken Körpersprache. Er forderte rhythmische Prägnanz ein und motivierte die Musiker:innen, die Kantilenen breit fließen zu lassen. So entfaltete sich in den klangsinnlichen Werken ein voluminöser, in sich abgerundeter Gesamtklang.

David gegen Goliath in Musik gesetzt

Den Höhepunkt des Konzertes bildete die abschnittweise fast brachial wirkende Komposition „Thyellene“ von Kevin Houben. Dass hier eine historische Schlacht beziehungsweise eine Konfrontation zwischen zwei ungleichen Gegnern in Musik gesetzt wurde, kam eindrucksvoll zum Ausdruck. Die suchenden Gesten am Beginn und die bedrohlichen Eruptionen von unten, die Klanginseln des Glockenspiels und Vibraphons und die immer wieder neu ansetzenden rhythmischen Patterns, verbunden mit dem unruhig vorwärtsdrängenden Duktus und den schubartig gesetzten Tubapassagen umschlossen eine etwas übertrieben rührselige Hymne.
Mit dem Spiritual „They shall come from the East“ nach einem Suaheli-Text von Kevin Larrson beendete die gut disponierte Brassband Vorarlberg das abwechslungsreiche und sinnliche Konzert.

www.brassband-vorarlberg.at