Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Karlheinz Pichler · 23. Jul 2019 · Ausstellung

Wo die Greifvögel einst nisteten - „Hor(s)t der Kunst 4“ auf dem Pfänder

Das Bregenzer Enfant terrible der Kunstszene, Gregor Koller (Kunstpunkt), lädt zum nunmehr bereits vierten Male in die ehemalige Adlerwarte im Alpenwildpark unterhalb der Pfänderbahn-Bergstation, um dort die Werke unterschiedlichster Techniken von 22 Kunstschaffenden zu erkunden.

Stand das Hor(s)t-der-Kunst-Format im vergangenen Jahr im Zeichen des Tieres, so hat Kurator und Organisator Gregor Koller diesmal das Thema „Wasser“ vorgegeben. Die partizipierenden KünstlerInnen näherten sich der Aufgabenstellung zwangsläufig auf sehr unterschiedliche Art und Weise. Mal sind es Werke von spielerischer Leichtigkeit, die die ehemaligen Volieren besetzen, dann wieder solche von tiefgehender Ernsthaftigkeit. Auch Ironie und Humor dürfen im Spektrum nicht fehlen.

Tough ging es bei der Eröffnung der Schau Mitte Juli her, als die 1991 im italienischen Lanciano geborene und heute in Berlin und Mailand lebende und arbeitende Luna de Rosa anhand einer Badewannen-Performance eine Foltermethode aufs Korn nahm, bei der solange Säure eingelassen wird, bis das Opfer stirbt. Die mit schwarzen Schläuchen verbundene Emailwanne, in die sich die Künstlerin hineinlegte, ist weiterhin als Relikt vor Ort präsent.     

Das Wasser als Universalmetapher

Ernst geht es auch beim Beitrag des Vorarlberger Malers Lorenz Helfer zu. Mit seinen Flüchtlingsbooten, die überfüllt das Meer teils in nächtlicher Stimmung durchpflügen, verweist er auf eines der größten ungelösten Probleme der Gegenwart, - die Flüchtlingsdramatik und das anonyme Sterben im Mittelmeer. Das größte seiner drei Gemälde erinnert vom formalen Aufbau her auch ein wenig an das klassische „Floß der Medusa“ des französischen Romantikers Théodore Géricault.

Dass keine Oberflächen vor seiner Bemalung sicher sind, beweist einmal mehr Helmut King mit seiner „Koje“, in der er unter anderem mit fünf in unverkennbarer Handschrift bemalten Wasserkanistern aufwartet und damit auf den Ressourcenverbrauch anspielt.

Als gleichsam „Urgestein“ in Sachen „Hor(st) der Kunst“ ist die 1957 in Wien geborene Ona B. schon zum vierten Male am Pfänder mit dabei. Bei der malenden Installations- und Performance-Künstlerin dominiert üblicherweise die Farbe Rot – als Symbol für Energie, Kraft und Leben. Für ihre Wasserbilder im Adlerhorst hat sie sich nun einmal davon gelöst. Nichtsdestotrotz sollen auch diese Arbeiten „Energieträger“ sein. „Ona B. strebt nach ozeanischen Gefühlen,“ hat Donald Kuspit in einem Essay über die Wienerin festgehalten. In der Tat lässt sich in ihren Bildern so etwas wie die Unendlichkeit von Raum und Zeit erahnen.

Der für seine„Streifenbilder“ bekannte Heinz Greissing, der am Pfänder quasi Heimvorteil genießt, da er dort ein eigenes Haus besitzt, der aber darüber hinaus auch oft im andalusischen Ronda und in Wien malend anzutreffen ist, entwirft in der Regel Landschaftsansichten mit 360-Grad-Rundumblick. Und zwar zerlegt er ein ausgewähltes Landschaftspanorama in einzelne Streifen und fügt das Vor- und Hinter-Ihm abwechselnd aneinander, bis eine 360-Grad-Ansicht erreicht ist. Für sein Strandbild, das er auf dem Pfänder präsentiert, weicht er von dieser Taktik ab. Hier bezeichnen die Streifen den Tagesverlauf. Morgen-, Mittag- und Nachtstimmung sind somit in einem einzigen Bild vereint. Die Streifen machen es möglich.

Edgar Leissing überschreibt seine drei Triptychons mit „GleitfischbrüllenAugenblick oder wie ich schwimmen lernte“. Bei einem dieser Dreierserien („FischmaulVerbalinkontinent“) verpasst er den Porträtköpfen dreier attraktiver Frauen verzerrte Fischmäuler.

Gregor Koller fragte den Outsider-Künstler WolfGeorg, welches Tier denn im Wasser lebe. Die logische Antwort des bei „Artquer“ Arbeitenden: „Der Wolf“. Es brauchte viel Überredungskunst des Kurators, damit der Künstler mit Down-Syndrom nicht etwa einen zähnfletschenden Wolf, sondern ein Krokodil für die Ausstellung am Pfänderhang einbrachte.

Die einer Künstlerkommune auf der Baleareninsel Menorca angehörende Anna Ripley hat Unterwasseraufnahmen farbenprächtig nachgemalt. Auf einem Rucksack, den sie in gleicher Manier bemalt hat, verkehrt sich die Leichtigkeit, die ihre Bilder ausstrahlen, ins Gegenteil, ist dieser Rücksack doch mit Müll vollgestopft, den sie am Strand gefunden hat.

Weitere, teils sehenswerte Arbeiten stammen von Alexandra Wacker, Martina Feichtinger, Franz Kapfer, Si.Si. Klocker, Hombrelopez, Marga Bunuel, Gernot Riedmann, Josef Wurm, Gottfried Bechtold, Werner Geiger, Harald Schwarz, Paul Renner, Birk Bo Pedersen sowie Gregor Koller himself.

„Hor(s)t der Kunst“
ehemalige Adlerwarte, Alpenwildpark Pfänder
bis 31. August
bei gutem Wetter täglich von 10.30 bis 15.00 Uhr