Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Karlheinz Pichler · 05. Dez 2012 · Ausstellung

Von Puppen, Haien und Fotos im Cartier-Bresson-Stil

Unter dem Titel „hard_art meets fels“ findet am 7. und 8. Dezember im Ausstellungskeller „Raumfrei“, der im Feldkircher Antiquariat Chybulski untergebracht ist, eine Gedenkausstellung für den vor drei Jahren verstorbenen (Lebens-)Künstler Martin Heine statt. Neben dessen Arbeiten stehen auch Werke von seinen Freunden Helmut King und Friedl Fels sowie eine von Roland Adlassnigg produzierte CD auf dem Programm.

Obwohl er zeit seines Lebens nie richtig ausgestellt hat, hat der 1953 geborene Martin Heine ein umfangreiches künstlerisches Werk hinterlassen. Vor allem auf Abklatschtechniken basierende Acryl-Arbeiten, im Heavy-Metal-Stil bemalte Puppen sowie ein umfangreiches OEuvre an Fotografien waren es, die ihn über viele Jahre in Bann gezogen haben. Dass er das kreative Schaffen sozusagen in den Genen hatte, kommt nicht von ungefähr, war Martin Heine doch ein Enkel des Vorarlberger Landschaftsmalers Karl Heine (1891-1957) und ein Neffe der 1931 geborenen Frastanzer Mundartdichterin und Malerin Jytte Dünser.

Die Kunst hatte auch entscheidenden Anteil daran, dass er über die schweren depressiven Phasen hinweg fand, von denen er immer wieder befallen wurde. Aber eben nicht für immer – vor drei Jahren, im Alter von 56 Jahren, schied Heine freiwillig aus dem Leben.

Surrealitäten und Rocky Horror

Christine Jessenitschnig hat sich nun die Mühe gemacht, den beträchtlichen Nachlass Heines zu sichten und einige Juwelen daraus öffentlich zu präsentieren. Mit den Abklatschtechniken, aus denen heraus er überaus surreal anmutende Szenerien entwickelte, und den Puppen, die der Rocky Horror Picture Show entsprungen sein könnten, in Skulptur und Bild, hat Heine eine unverkennbare, eigenständige Art der visuellen Sprache entwickelt.

Hobelskulpturen und Hai

Martin Heine war eng mit dem Bregenzer Künstler Helmut King befreundet. Vor allem der enge Bezug zur Musik von Frank Zappa war eine wichtige Verbindungsline zwischen den beiden. So lud Jessenitschnig King ein, als eine Art „Hommage“ ebenfalls Werke im „Raumfrei“ zu zeigen. King, dessen Ausdrucksstil zwischen Keith Haring und Jean-Michel Basquiat angesiedelt ist, ist dafür bekannt, dass er jeglichen Gegenstand, der ihm in die Finger kommt, als möglichen Malgrund betrachtet. Im „Raumfrei“ zeigt er unter anderem „Hobelskulpturen“, deren Basis ausgediente Hobel sind, die durch Bemalung und künstlerische Umgestaltung zu comicartigen Gesichtern gerinnen. Erstmals öffentlich zu sehen ist ein Hai, der dem Hirn des Künstlers entsprungen ist. King verwandelte dabei ein am Bodenseeufer angeschwemmtes Stück Holz in seiner typischen Manier in einen grell-gelben, lüstern und hungrig die Zähne fletschenden Raubfisch.

Attersee und Cartier-Bresson lassen grüßen

Als weiterer Bekannter ist Friedl Fels, der seit Jahrzehnten in Feldkirch das Fotostudio Fels betreibt, mit im Ausstellungsbunde. Der Berufsfotograf hat vor allem anfangs der 1970er-Jahre viel gemalt. Er und ein kleiner Kreis an Gesinnungsgenossen, zu denen auch der jetzt in Niederösterreich wohnende Kulturkritiker Heimo Handl zählte, trafen sich regelmäßig in der Alten Schmiede in Frastanz, um sich vor allem während der Nachtstunden dem exzessiven künstlerischen Schaffen hinzugeben. Zwar hat Fels die meisten der damals entstandenen Ölbilder verbrannt, aber anhand von ein paar Werken, die die Autodafé überlebt haben, lässt sich durchaus Ernsthaftigkeit ableiten. Die Arbeiten haben einen zwischen Abstraktion und narrativer Figuration changierenden Grundduktus und erinnern in ihrer Machart manchmal an die frühen Werke Attersees.

Interessant sind aber vor allem die aus dieser Zeit stammenden Schwarzweiß-Fotos von Fels: die sozialkritischen alten Fotos aus seiner Wiener Zeit, die Anklänge an den berühmten französischen Fotografen Cartier-Bresson auf sich tragen. Aufnahmen, in denen Fels die Lebendigkeit des Momentes mit der Gültigkeit des Überzeitlichen in Einklang zu bringen versuchte.

Eine CD als Hommage

Abgerundet wird die „Hommage“ an Martin Heine mit einer CD, die der Bildhauer und Multimedia-Künstler Roland Adlassnigg aus der Fülle des Nachlasses, der ihm von Jessenitschnig zur Vergügung gestellt wurde, zusammengesampelt hat. Neben Fotos, Filmen und Texten sind diesem digital erzeugten Dokument auch die musikalischen Vorlieben Heines zu entnehmen.

 

Hard_art meets fels:
Martin Heine, Helmut King, Friedl Fels

Raumfrei, Antiquriat Chybulski
Worte: Kurt Bracharz
Bahnhofstraße 11, 6800 Feldkirch
Freitag, 7.12., ab 20 Uhr
Samstag, 8.12., 10-18 Uhr