Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Karlheinz Pichler · 21. Sep 2014 · Ausstellung

Gespachtelt und verwischt - Herbert Meusburger in der Galerie 365 Schnepfau

Der aus Bizau stammende Bildhauer Herbert Meusburger, der sich seit Kurzem auch mit der Malerei auseinandersetzt, zeigt im Bregenzerwälder Kunstraum "Galerie 365" in Schnepfau eine neue Serie von Acryl-auf-MDF-Arbeiten, die als Fortsetzung seines Zyklus "Verwischt & vertuscht" zu sehen ist.

Diese Ausstelltung ist gleichzeitig auch die letzte Schau in dieser nach zwei Seiten hin offenen und darum täglich rund um die Uhr zu begehenden Kunsthalle. Bei diesem Raum handelt es sich eigentlich um einen adaptierten Carport, der statisch an zwei Stahlpfeilern aufgehängt ist, und von der Seilerei Wüstner aufgestellt wurde. Bildhauer Meusburger hat das Bauwerk für sieben Jahre zur Verfügung gestellt bekommen und nach einem eigenen Ausstellungsprogramm geführt. Insgesamt hat er fast 20 Ausstellungen mit teils internationalen Namen organisiert. Es seien auch viele Kunstwerke verkauft worden, so der Künstler im Gespräch mit KULTUR. Grund dafür sei nicht zuletzt die Kooperation mit dem unmittelbar daneben gelegenen Restaurant Adler gewesen. Dass dieses exquisite Gasthaus in einem typisch alten Wälderhaus zwischenzeitlich die Pforten geschlossen hat, sei neben dem enormen Aufwand, so einen Kunstraum zu führen, mit ein Grund gewesen, den Mietvertrag nicht mehr zu erneuern, so der Künstler. Da ja aber das Gebäude modular und mobil ist, könnte es durchaus sein, dass es künftig an einem anderen Ort aufgestellt wird. Etwa im Walgau oder im Großraum Lustenau. Interessenten gäbe es jedenfalls mehrere dafür, so Künstler Meusburger.

Vom Scheibenwischermotor zur Spachtel


Die letzte Episode der Galerie 365, die auch stets großes Besucherinteresse auslöste, nutzt der Bizauer nun also für eigene Zwecke, und er präsentiert sich hier ausschließlich über sein erst seit Kurzem erprobtes Betätigunsfeld der Malerei.

Neu an diesen aktuellen Arbeiten ist, dass sich Meusburger für die Verteilung der Farbe auf dem Bildträger nicht mehr des Scheibenwischermotors bedient, sondern der Spachtel. In einem gestischen Duktus spachtelt der Künstler die Acrylfarbe in dünnen Schichten auf die MDF-Platten auf. Dem Bildträger, den MDF-Platten, deren Dichte zwischen derjenigen von Schnittholz und derjenigen von Nassfaserplatten angesiedelt ist, kommt dabei eine wichtige Funktion zu. Denn für die Herstellung von Holzfaserplatten wird das Holz zunächst zerfasert, dann beleimt und anschließend zu Platten verpresst. Wobei die Faserungen gut erkennbar bleiben. Meusburger versucht, diese dem MDF-Material inne wohnenden Strukturen mit Hilfe von Kaltnadelradierwerkzeug zusätzlich formal herauszuarbeiten und zu betonen. Die einzelnen Gemälde sind in Bezug auf die Farbe zumeist monochrom gehalten. Durch das Zusammenspiel von Maserung, Farbe in unterschiedlicher Dichte und zusätzlicher Betonung der Strukturen des Holzes erhalten die Bilder eine ungewöhnlich plastische Wirkung.

In diesem Vorgehen lässt sie denn auch ein direkter Zusammenhang zur bildhauerischen Werkstrategie des „Trennens & Verbindens“ des Bregenzerwälder Künstlers erkennen. Spielt in der Bildhauerei das Herausschaffen von dem Stein inne wohnenden Charakteristika eine zentrale Rolle, so geschieht die analoge Akzentuierung solcher Eigenheiten bei den MDF-Platten durch Farbe, Spachtel und Kaltnadelradierzeug. Auch Querbezüge zu Bleistiftzeichnungen des Künstlers, bei denen er die Maserungen von handgeschöpftem Nepalpapier herausarbeitete, werden bei den neuen Acryl-Arbeiten Meusburgers evident. Dem Betrachter ist es überlassen, in diese „Taktik“ von Zuschütten und Freilegen stets auch gesellschaftskritische Anspielungen mit hinein zu interpretieren.

Herbert Meusburger: Neue Arbeiten
Galerie 365, Schnepfau (Bregenzerwald)
Bis 31. Oktober 2014
Öffnungszeiten: täglich 0 bis 24.00 Uhr