Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Karlheinz Pichler · 05. Mär 2016 · Ausstellung

Düstere Stadtvisionen versus abstrakte Farbpoesien - Luca Matti und Lucio Pozzi in der Bludenzer Galerie allerArt

Nach der sehr meditativ gehaltenen Auftaktausstellung zum Schaffen der Vorarlberger Künstlerin Margit Krismer setzt die Bludenzer Galerie allerArt ihr letztes Programmjahr unter der Kuratorenschaft von Alfred Graf mit einer Werkschau von Luca Matti und Lucio Pozzi fort. Bei den beiden Italienern verschwimmen die Grenzen zwischen Design, Gravur, Malerei, Video-Animation und Skulptur. Sowohl bei Matti als auch bei Pozzi beeinflussen sich die verschiedenen Sparten und vermischen sich gegenseitig.

Mit Lucio Pozzi und und Luca Matti gibt die Galerie allerArt Einblick in das Schaffen zweier Künstler, die in Italien überaus renommiert sind, aber erstmals in einer Ausstellung gemeinsam zu sehen sind. Pozzi kam 1935 in Mailand zur Welt und studierte ebenda Architektur. Als Gast des Henry Kissinger's Harvard International Summer Seminar reiste er 1962 in die USA und lebt und arbeitet seither abwechselnd in New York und Valeggio sul Mincio. Letzteres befindet sich in der italienischen Provinz Verona. Das Werk von Pozzi, der auf eine ungewöhnlich lange Ausstellungsbiografie verweisen kann und unter anderem an der 6. Documenta in Kassel teilgenommen hat, variiert von kleinen, figurativen Malereien über Landschaften bis zu graffitiähnlichen, großformatigen Zeichnungen. Darüber hinaus arbeitet er auch installativ und skulptural und setzt zur Umsetzung gestalterischer Prozesse immer wieder auch auf die Medien Video und Performance. 


Luca Matti wiederum, Jahrgang 1964, stammt aus der toskanischen Hauptstadt Florenz. Er ist Maler und Bildhauer mit einem Faible für Animationen, Geometrien und der Abwesenheit von Farbe. Seine große Obsession gehört der Auseinandersetzung mit Zeit und Raum. Das ständige Bauen, die architektonische Verdichtung der Lebensräume und die Entwicklung rigider Bauformen haben maßgeblichen Einfluss auf sein aktuelles künstlerisches Tun. In seinen Arbeiten brechen sich unter anderem die Visionen komprimierter Städte, in denen sich parallel und endlos aneinandergereihte neue babylonische Turmbauten brechen und die städtischen Agglomerationen wie entvölkerte Bauwüsten erscheinen lassen.

Kuriose Hängung


Die Galerie allerArt konzentriert sich bei dieser Schau auf jeweils eine einzelne Werkserie der beiden Italiener. Was sich durchaus gut ausnimmt. Die Ausstellung wirkt geschlossen, auch wenn die beiden Kunstschaffenden sehr unterschiedlich operieren. Interessant an der Konstellation ist unter anderem, dass Pozzi, der Architektur studiert hat, kleinformatige, abstrakte Gemälde zeigt, während Matti, der von der Malerei kommt, architektonische Inhalte präsentiert.

Die 26 Werkbeispiele von Pozzi entstammen alle aus seinem Zyklus „Diffraction Paintings“ (Beugungsbilder). Die teils in warmen und pastosen Farben gehaltenen Exponate Pozzis treten dabei in einen direkten Dialog mit den sehr grafisch wirkenden Schwarz-weiß-Arbeiten Mattis. Die kleinformatigen Acryl-Gemälde Pozzis sind horizontal durch eine scharfe Kante in zwei separate Farbfelder geteilt, von denen das eine matt, das andere von glänzender Struktur ist. Und beide Farbfelder wiederum für sich sind unterbrochen durch ein oder zwei Markierungen. Diese Unterbrüche erreicht er, indem er aufgebrachte Klebestreifen mit übermalt und dann abzieht.
Die so erhaltenen Streifen in den zwei Farbfeldern sind zueinander versetzt, korrespondieren aber miteinander, indem sie in derselben Farbe wie die Grundfarbe gehalten sind. Kurios ist dabei auch das Hängeprinzip von Pozzi. Er hat einfach die aus frühreren Ausstellungen bereits vorhandenen Löcher genutzt und seine Bilder gleichsam nach einem Zufallsprinzip platziert. 

Die sehr poetisch wirkenden Farbfeldmalereien Pozzis stehen in einem eigenwilligen Kontrast zu den teils düsteren, teils sehr ornamental oder auch comicartig daherkommenden schwarz-weißen Turmstädten von Luca Matti. Matti setzt dabei geschickt auf extreme Perspektiven, Größenverschiebungen und aber auch auf absurde Details. Vielen Häusern fehlen an der Vorderfront Fenster und Türen. Sie wirken wie Wohnsilos oder Bunker. Solche Behausungsszenarien wird sich wohl kaum jemand in der Realität wünschen. Wobei viele Metropolen nicht mehr weit davon entfernt scheinen.

 

Lucca Matti – Lucio Pozzi
Galerie allerArt in der Remise Bludenz, Raiffeisenplatz 1
26.2.2016 bis 3.4.2016
Vernissage: 25.2., 20 Uhr
Mi-So 15-18
www.allerart-bludenz.at