„Sunset Boulevard“ von A.L.Webber in der Inszenierung des Musiktheaters Vorarlberg (Foto: mtvo).
Karlheinz Pichler · 10. Sep 2014 · Ausstellung

Licht als Behauptung von Präsenz – Christian Herdeg, Francois Morellet, Hanna Roeckle und Keith Sonnier in der Vaduzer Galerie am Lindenplatz

Unter dem Titel „Enlightened“ präsentiert die Vaduzer Galerie am Lindenplatz mit Christian Herdeg, Francois Morellet, Hanna Roeckle und Keith Sonnier vier Positionen, die sich seit Jahrzehnten mehr oder weniger mit dem Phänomen „Licht“ auseinandersetzen.

Im Unterschied zu den Malern, die das Licht auf Bildern einfangen und domestizieren wollen, beschreiten die Lichtkünstler den anderen Weg. Sie setzen das Licht frei, entlassen es in den Raum. Da es von flüchtiger Immaterialität ist, kann es nicht angegriffen und nicht mit nach Hause genommen werden. Es ist unantastbar. Lichtkunst ist eine Kunst der Präsenz. Sie ist dann gegenwärtig, wenn der Betrachter gegenwärtig ist.

Scheinbar schwerelos


Der 1942 geborene Christian Herdeg zählt nicht nur in der Schweiz, sondern auch international zu den Pionieren der Lichtkunst. Formal ist er in der Nähe der Schweizer Konkreten und der Minimal Art zu sehen. Er geht zumeist von geometrischen Grundformen wie Kreis, Quadrat und Linie aus. Bei Arbeiten wie etwa „Large Salmon“ erzeugen Argonlichtröhren weit ins Umfeld der Arbeiten ausstrahlende Lichtfelder. Dabei bringt die Gegenüberstellung von Licht- und Pigmentfarben Bewegung ins Spiel. Die geometrischen Objekte scheinen schwerelos zu schweben. Die optischen Eigenschaften farbigen Lichts und die Wirkung auf den Betrachter sind ihm zentrale Anliegen.

Farbenspiel mit Autolack


Bei den Werken der 1950 in Vaduz geborenen Künstlerin Hanna Roeckle stehen konstruktives Kalkül und geometrische Strenge in einem vielschichtigen Dialog mit der Sinnlichkeit eigenwilliger Farbstrukturen. Von Roeckle, die auch wissenschaftliche und architektonische Fragestellungen in ihr Schaffen miteinbezieht, ist in Vaduz unter anderem ein Polyeder aus Epoxidharz zu sehen, dessen kristallinen Seitenkanten sich in einem geheimnisvollen Farbenspiel aufzulösen scheinen. Die kristalline Beschaffenheit des Autolacks, mit dem das Polyeder überzogen ist, führt dazu, dass sich, je nach Standort und Lichteinfall, die spiegelnde Oberfläche des Körpers von einem blaugrünen in einen warmrötlichen Farbton wandelt.

Rigorose Geometrie neben poetischer Zeichenhaftigkeit


Sowohl Francois Morellet (geb. 1926) als auch Keith Sonnier haben schon wiederholt an der Biennale Venedig und der Documenta in Kassel teilgenommen. Ihr Umgang mit dem „Material“ Licht könnte unterschiedlicher nicht sein. Morellets in der Galerie am Lindenplatz präsentierten Beiträge setzen auf quadratische Grundformen und sind in einem strengen Schwarz und Weiß gehalten. Die Werke strahlen einen fast magischen Minimalismus aus, auch wenn sich der Künstler selber als einen „ungläubigen Orthodoxen“ bezeichnet, dem Ironie, Spott und Frivolität wichtig scheinen, „um Quadrate, Systeme und alles Übrige verdaulich zu machen“.

Gegenüber der rigorosen Geometrie Morellets nehmen sich die Lichtarbeiten Sonniers geradezu lyrisch und poetisch aus. Sonnier führt schlaufen- und linienförmige Lichtstäbe zu durchlässigen Formstrukturen zusammen, die ihr farbiges Licht in den Raum abgeben.

Die fünf Lichtarbeiten von 2008 agieren mit der dem Künstler eigenen formalen Freiheit und Dynamik von der Wand in den Raum. Sie führen in scheinbar freier Geste die farbigen Lichtstäbe als Schlaufen und Linien zu kompakter und doch durchlässiger Formstruktur zusammen. Seine Werke, die ihre Zeichenhaftigkeit oft von der Natur ableiten (Palm Blatt, 2000) zielen auf eine ganzheitliche Wahrnehmung von Raum, Licht und Bewegung.

"Enlightened"
Christian Herdeg, François Morellet, Hanna Roeckle, Keith Sonnier

Galerie am Lindenplatz, Vaduz
Bis 2. November
Di-Fr 10-18, SA 10-13
www.galerielindenplatz.li