Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Karlheinz Pichler · 19. Okt 2016 · Ausstellung

Ironisierende Kommentare auf das Leben 2.0 - Ruben Aubrecht im ORF-Landesstudio Dornbirn

Der in Berlin lebende und arbeitende Bregenzer Konzept- und Medienkünstler Ruben Aubrecht arbeitet bevorzugt mit Video und Computer. Erst in jüngeren Werken bringt er vermehrt auch die Zeichnung, Objekte und Installationen mit ins Spiel. Aubrecht ist für subversive und subtile Unterwanderungen von bestehenden Strukturen im Kunstbetrieb bekannt. Dass auch Medienbetriebe vor seinen hintersinnigen Interventionen nicht sicher sind, beweist der Künstler anhand seiner aktuellen Ausstellung im ORF-Landesstudio in Dornbirn.

In den ortsspezifisch eigens für die Show im Landesstudio erarbeiteten Werken rückt Aubrecht das Thema Information und deren Sichtbarmachung ins Zentrum. In einer Art von ironisierendem Kommentar auf das „Leben 2.0“ erforscht Aubrecht die Beschaffenheit von Daten, macht etwa TV-Signale "lesbar" und lässt sie andernorts auch wieder "verschwinden".

Im Eingangsrondell etwa zieht zunächst die Arbeit „Television Signal (One Minute)“ die Aufmerksamkeit auf sich. Dabei handelt es sich um eine Regal-Installation aus 60 Büchern zu je 800 Seiten. Der Künstler hat dafür einen einminütigen Ausschnitt einer ORF-Sendung vom 20. August dieses Jahres in einen binären Zahlencode übertragen. Der als Nullen und Einsen auf den Buchseiten notierte Code beinhaltet das Videosignal, die Audiodateien und sogar den Teletext-Stream des Sendungsausschnittes. Jedes Buch von „Television Signal“ hat die Ausmaße von 27,6 mal 19,2 mal 5,8 Zentimetern und entspricht jeweils den Daten einer Sekunde.

Im Obergeschoss setzt sich der Künstler mit der Telekopiererei auseinander. Herausgekommen ist dabei eine Telefaxpartitur, auf der sämtliche Töne einer extrem verlangsamten Telefaxübertragung festgeschrieben sind.

Verschwendung von Lebenszeit

Mit dem Werk „Untitled (watching TV)“ wiederum führt Aubrecht in einer Art Selbstreflexion vor Augen, dass jetzt erst das Jahr 2009 wäre, wenn er sämtliche Zeit, die er nutzlos vor dem Fernsehmonitor verbracht hat, zurückrechnen würde ("If I subtract all the time I have spent uselessly watching TV, it would still be 2009“). Und analog zu dieser Subtraktionsarbeit gibt es auch eine Addition: So greift Aubrecht in „Untitled (Missing 5.064 Hours of Entertainment)“ die Datenmenge an Sendestunden auf, indem er das gesamte Programm aller deutschsprachigen Fernsehstationen, die im Vollprogramm senden, aufaddiert und darauf verweist, dass heute wiederum 5.064 Stunden an Fernsehunterhaltung verpasst werden.

Mobiles Funkloch

Und wer im reizüberfluteten digitalen Alltag ein wenig nach Ruhe und Stille lechzt, dem bietet Ruben Aubrecht mit „Mobile Dead Zone“ letztlich auch noch eine schräge Lösung in Form eines tragbaren Funkloches an, in dem das Smartphone bei Bedarf versenkt werden kann. Da die Box mit einer Folie ausgekleidet ist, schirmt sie sämtliche Funkwellen ab, angefangen von denen, die von Fernsehen und Radio ausgehen, bis hin zu jenen von Mobilfunktelefonen.

Ruben Aubrecht, der von 2001 bis 2006 an der Akademie der bildenden Künste in Wien studiert hat, zählt ohne Zweifel zu den interessantesten Vorarlberger Kunstschaffenden der jüngeren Generation. Entsprechend lang ist denn auch bereits seine Ausstellungsbiografie. So wurden seine Werke unter anderem in der Kunsthalle Recklinghausen, der Kunsthalle Osnabrück, dem Museum Centre in Krasnoyarsk, dem Contemporary Art Center in Vilnius, dem Kunstmuseum St. Gallen, dem Drawing Center in New York oder an der 3. Moskau Biennale für junge Kunst gezeigt. 2015 war er für den Berlin Art Preis nominiert und 2011 bekam er den Förderpreis der Darmstädter Sezession.

Ruben Aubrecht
ORF-Landesstudio Dornbirn
Bis 22. November