Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Karlheinz Pichler · 06. Jän 2014 · Ausstellung

Genese eines Kinderbuches anhand der Abenteuer zweier Lausbuben - „Türli & Flidari im Schollariet“ im Küefer-Martis-Huus in Ruggell

Mit der Ausstellung „Türli & Flidari im Schollariet“ setzt sich das Küefer-Martis-Huus in Ruggell derzeit mit dem Werden eines Kinderbuches auseinander. Zu sehen sind die Originalzeichnungen des Altstättener Illustrators und Künstlers Patrick Steiger sowie Dokumentationsmaterialien, die die schrittweise Realisierung eines Kinderbuchprojektes veranschaulichen.

Am Beginn der Kinderbücher des 46-jährigen, in Montlingen geborenen und heute ebenfalls in Altstätten lebenden und arbeitenden Autors, Jürg Loser stehen stets umfangreiche Recherchen. Er überlegt sich ein Thema, das sich mit den Lebensbedingungen der Region, vor allem dem St. Galler Rheintal und dem Kanton Graubünden, auseinandersetzt und mit dem sich historische, landschaftliche und sozial-gesellschaftliche Elemente miteinander verknüpfen und kindgerecht aufbereiten lassen. Schon bei den Exkursionen vor Ort macht sich Loser erste Skizzen, hält Ideen fest, entwickelt erste Bildvorstellungen und lässt diese dann im Anschluss an mehrere Dialoge und Sitzungen von Patrick Steiger weiter ausarbeiten und in dessen unverkennbare visuelle Handschrift übersetzen. „Ich schreibe den Text so, damit ich mir in etwa vorstellen kann, welche Bilder auf welcher Seite gedruckt werden,“ sagt der Autor. Und Zeichner Steiger entwickelt dann auf Grund der Vorstellungen und Ideen Losers ein Storyboard, das nach weiteren Korrekturen und Abgleichungen dann finalisiert wird.

Fantasiefiguren der Kindheit


Die Idee, „Türli-&-Flidari“-Geschichten in Buchform herauszubringen, hat Jürg Loser schon viele Jahre mit sich herumgetragen. Die beiden Lausbubenfiguren gehen eigentlich auf seine Kindheit zurück. Im Rahmen ihrer frei erfundenen Gute-Nacht-Geschichten dachte sich seine damalige Gota in Montlingen den Türli aus. Losers Mutter komponierte dann noch den Flidari dazu. Diese Figuren ständig im Erinnerungsgepäck, lernte er vor über 15 Jahren den Illustrator Patrick Steiger kennen, der ihm auf dem Zeichenpapier gleichsam Prototypen für Türli & Flidari entwarf, die Loser auf Anhieb begeisterten.

Bis dann mit „Türli & Flidari im Schollariet“ 2011 das erste gemeinsam entwickelte Kinderbuch erschien, sind also noch viele weitere Jahre vergangen. Mit dem „Schollariet“ rückte Loser eine der vielen ganz speziellen Landschaften des St. Galler Rheintales ins Zentrum. Das Buch erzählt die Geschichte von zwei Lausbuben, die miteinander viele Geschichten und Abenteuer erleben, von zwei Freunden, die immer und überall füreinander da sind und die miteinander dieses Schollenriet erkunden. Inhaltlich geht es um die Tiere, welche in Schollariet Riet (bzw. jedem Riet) leben, hier hauptsächlich um den Frosch. Türli und Flidari hätten nämlich gerne einen Wetterfrosch. Da dieser sich jedoch nicht zu Wetterprognosen verleiten lässt, arrangieren sich Türli und Flidari auf ihre Weise mit dem Wetter. Das Buch ist nicht nur sehr vergnüglich, sondern erinnert auch an die Zeit des Torfstechens, wodurch es auch pädagisch und damit für den Einsatz in der Schule interessant wird.

Illustrationen mit vielen lustigen Details


Die Texte von Autor Loser sind überaus knapp und leicht verständlich gehalten. Das eigentliche Geschehen entfaltet sich in den Illustrationen. Diese sind durch die Bank aktionsreich, komisch, ironisch, lustig, schräg. Beim Betrachten der Zeichnungen eröffnen sich immer wieder neue Details, die zum Schmunzeln anregen, sei dies beispielsweise ein erkälteter Storch mit Schal, das Wohnzimmer eines Maulwurfes, der auf seinem Hügel einen Schirm aufgespannt hat, oder ein Käfer, der in einer Hängematte ruht, die zwischen zwei Gräsern aufgehängt ist. Und wichtig: Egal ob Häuser, Blumen oder Tiere - bei Steiger erhalten alle Gegenstände oder Lebewesen ein lustiges Gesicht verpasst.

„Türli & Flidari im Schollariet“ war von Beginn an ein Erfolg. Mittlerweile wanderten schon etliche Tausend dieses Kinderbuches über die Ladentische der Büchhandlungen. Logisch, dass eine Fortsetzung der Türli & Fliedari-Abenteuer nicht lange auf sich warten ließ. So erschien mit „Türli und Flidari auf dem Bahnerlebnisweg Albula“ bald ein zweiter Band dieser Lausbubengeschichten. Dieser ist in Zusammenarbeit mit „Bergün Filisur Tourismus“ und dem „Unesco Welterbe Rhätische Bahn“ entstanden. „Türli & Flidari“ erleben hier einen spannenden Tag auf der Reise mit der Rhätischen Bahn durch das Albulatal.

Und mit „Türli & Flidari schlitteln in Bergün“ ist vor Kurzem nun bereits der dritte Band rund um die Kindheitsfiguren von Jürg Loser erschienen. Das Projekt „Türli & Flidari“ scheint sich zu einer Buchserie zu entwickeln, deren Ende noch nicht absehbar scheint. Auch im dritten Band ist die Unesco mit an Bord, und auch dieses Buch zeugt von vielen bekannten Orten und Sehenswürdigkeiten. Dazu gehören etwa die Eisenbahnstrecke von Bergün nach Preda, die berühmten Kehrtunnels und Schleifen oder Bergüns Wahrzeichen, der „Römerturm“.

Zwischenzeitlich hat Jürg Loser auch einen eigenen Buchverlag für den Vertrieb der „Türli & Flidari-Abenteuer" gegründet. Und auch etliche Gadgets wie etwa Puzzles, Ausmalbilder oder Biegepuppen zum Selberbasteln sind bereits erhältlich, die die Welt von Türli & Flidari ins Kultige erheben.


www.tuerliverlag.ch