Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Karlheinz Pichler · 23. Aug 2015 · Ausstellung

Die Natur ins Bild holen – Neue Arbeiten von Herbert Meusburger im Kunstraum Pettneu

In seiner aktuellen Ausstellung präsentiert der Kunstraum Pettneu neue Werke des aus Bizau im Bregenzerwald stammenden Bildhauers und Malers Herbert Meusburger. Gezeigt werden zwei neue, fünfteilige Granitskulpturen. Außerdem sind erstmals Acryl-Gemälde des Künstlers im Rahmen einer offiziellen Ausstellung zu sehen.

Meusburgers Skulpturen sind stets modular aufgebaut und lassen sich beliebig erweitern. Bei den eigens für Pettneu geschaffenen Granitarbeiten sind die einzelnen Teile winkelmäßig miteinander verbunden. Die Verbindungstechnik erinnert dabei an Konstruktionen, wie sie etwa beim Bau von Alphütten seit Jahrhunderten zur Anwendung gelangen. Überhaupt sind die Granitformationen Meusburgers stark architektonisch geprägt. Wobei der Künstler seine steinernen Gebilde stets unter Auslotung des sie umgebenden Raumens entwickelt. Im Dialog von skulpturaler Anordnung und Architektur entfaltet sich eine spezifisch-atmosphärische Raumsetzung. In der prozessualen Fertigung und Gestaltung der skulpturalen Anordnungen ist der Bregenzerwälder einem minimalistischen Formalismus verhaftet. Trotz dieser radikalen Formalsprache bergen die Granitgebilde auf subtile Weise aber durchaus auch einen politischen Gehalt. Meusburger: „Wenn ich etwa unter dem Leitmotiv ‚Trennen & Verbinden’ Granitblöcke zerteile und die so entstandenen Elemente teils stark bearbeite und poliere, teils roh belasse und wieder zusammenführe, so spiele ich damit auch auf die aktuellen Befindlichkeiten und Bedürfnisse des gesellschaftlichen Alltags an. Eigentlich schwingt bei allen meinen skulpturalen Werken Gesellschaftskritik mit. Natürlich unterschwellig, aber sie ist permanent vorhanden.“

Formale Analogien zu Natur und Umwelt


Seit einigen Jahren setzt sich der Bizauer Steinbildhauer auch intensiv mit der Malerei auseinander. Ausgangspunkt dafür war, neben der Bildhauerei noch ein zusätzliches adäquates Medium zu finden, um kritischen Gedanken und Überlegungen zur Zeit künstlerisch Ausdruck zu verleihen. Nach mehreren Jahren des Experimentierens präsentierte er Ende 2013 in Wien anlässlich einer Manifestaktion unter dem Titel „verwischt & vertuscht“ erstmals konkrete Ergebnisse dieses Diskurses. Die spezielle Technik, die er im Zusammenhang mit diesen Werken für sich gefunden hat, hat er seither konstant weiterentwickelt und verfeinert. Im Kunstraum Pettneu sind die entstandenen Farbelaborate nun erstmals in einer offiziellen Ausstellung zu besichtigen.

Vom technischen Instrumentarium her stützt sich der Künstler hier auf Materialien wie Gips und Acryl, die er mit Spachteln und anderen Hilfsmitteln auf MDF-Platten (mitteldichte Faserplatten) aufträgt. Obwohl der Bizauer die Acrylfarbe in vielen Schichten und Gesten anbringt, sind die „Gemälde“ von feinen, dichten Strukturen und Maserungen geprägt. Diese Strukturen sind typischerweise den MDF-Platten bereits von vornherein eingeschrieben. Mit Hilfe von Kaltnadelwerkzeug legt Herbert Meusburger diese sedimentativ unter den Farbschichten „wartenden“ Gefüge partiell frei, indem er je nach Intention das eine oder andere Muster hervorhebt und verstärkt, andere wiederum unterdrückt oder schwächer anklingen lässt. Formal erinnern diese „Einschreibungen“ an Blumenwiesen, Heuhaufen, Laubwerk oder Steinkrusten. Der Künstler holt sich sprichwörtlich die Natur ins Bild. Wobei diese formalen Analogien zu Natur und Umwelt nicht von ungefähr kommen. Den Ausgangspunkt dazu bilden nämlich fotografische „Notizen“, die der Künstler gemacht hat. Etwa im Wald von Perchtoldsdorf. Jenem Ort südöstlich von Wien, in welchem er vor einigen Jahren einen Kreuzweg aus Stein im öffentlichen Raum realisiert hat. Allein in besagtem Wald hielt Herbert Meusburger zwanzig verschiedene Laubsorten mit der Kamera fest. Grundsätzlich verweisen die neuen malerischen Arbeiten Meusburgers „ikonografisch“ in gewissem Sinne auch an ein „Zurück zu den Wurzeln“. Die Strukturen, die für die Gemälde ausschlaggebend sind, berichten symbolisch von traditionllen Elementen wie eben den Heu- und Strohhaufen  oder den Schindel- und Holzspantraditionen, die für die Kultur und das Landschaftsbild des Bregenzerwaldes über Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg bestimmend waren.

Korrespondieren die Steinskulpturen Meusburgers verbindungstechnisch also mit der Architektur altbewährter Alphüttenkonstruktionen, so verweisen seine Bildsysteme in Gips und Acryl auf die Strukturelemente der uns direkt umgebenden Natur.

 

Herbert Meusburger: Neue Arbeiten
Kunstraum Pettneu
Bis 27.9.2015
Do, Sa 17-20, So 15-17
www.kunstraum-pettneu.at