Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Karlheinz Pichler · 28. Mai 2018 · Ausstellung

Der Berg als tektonisch geschichteter Farbraum - Nino Malfatti im Museum für Druckgrafik Rankweil

Die aktuelle Ausstellung in dem von Markus Gell in Rankweil betriebenen Museum für Druckgrafik ist dem 1940 in Innsbruck geborenen Maler und Zeichner Nino Malfatti gewidmet. Unter dem Titel „Drei Türme“ werden Ölgemälde, Aquarelle und Lithografien gezeigt. Im Zentrum der Werkschau steht ein großformatiges Gemälde von den „Drei Türmen“, dem Wahrzeichen des Montafons, aus dem vergangenen Jahr samt einer Lithografie dieser drei Gipfel der Drusenfluhgruppe.

Neben weiteren Originalen jüngeren Datums gibt die Werkschau auch ausschnitthafte Einblicke in das lithografische Frühwerk des Künstlers. Mit „Rosa Vorhang“ und „Ins Blaue steigen“ etwa sind Werkbeispiele aus den 1970er Jahren zu sehen, in denen Malfatti, der 1977 auch Teilnehmer der sechsten Documenta in Kassel war, noch gegenständliche Darstellungen als räumliche Konzeptionen in serieller Anordnung auf der Bildfläche inszeniert hat. In der feinen Abstufung von Farbtönen und durch die verdichtete Schichtung des Dargestellten liess Malfatti damals Raumstrukturen erstehen, die Aspekte von Realismus und Konstruktivismus miteinander verschränkten. Später, ab Mitte der 1980er Jahre, wurde dann das Motiv „Berg“ immer mehr zum zentralen Hauptthema des Tiroler Künstlers, der auch selbst Bergsteiger ist.

Strukturelle Tektonik

Die Idee, ausschließlich Felsen und Berge zu malen, entwickelte sich bei Malfatti aus der Reflexion der eigenen malerischen Arbeit heraus. Auf der Leinwand entstanden eigengesetzliche und sinnliche Welten, die mit dem Motiv und der Wiedererkennbarkeit nur noch äußerlich verbunden sind. Wesentlich ist der Umgang mit Farbe und Raum. Malfatti segmentiert die Berglandschaften gleichsam in farbige oder grafische Claims. Satte Flächen, markante Anordnungen, Felsbrüche und Gesteinsschichtungen in struktureller Tektonik sind das Markenzeichen seiner Ölbilder.
Malfatti sagt, dass er erst im Alter von vierzig Jahren gelernt habe, Berge zu zeichnen und zu malen. Davor habe er es regelrecht abgelehnt, vor allem wegen der pathetischen Überhöhung der Berge als Symbol für Heimat in den Dreißiger- und Vierzigerjahren des 20. Jahrhunderts und der damit einhergehenden Verballhornung der Heimatgefühle, für die die Berge ein zentraler Propaganda-Aspekt waren. Malfatti in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung (27.5.2015) „Aus diesem Grunde - ich bin 1940 geboren - hatte ich als Künstler richtig Angst vor Gipfeln und dieser ganzen hehren Welt. Ich wollte nicht missverstanden werden, aus ideologischen Gründen. Anfangs habe ich auch wirklich nur die Strukturen von Felsen gezeichnet, keine Landschaft, keine Gipfel.“

Annäherung über das Detail

Letztlich habe er sich über das Detail dem Berg genähert. Malfatti in besagtem Interview: „Ich habe mich vom Detail aus rück- oder fortentwickelt, - je nach Betrachtungsweise - und dann den ganzen Berg gesehen. Für mich hat die Bergmalerei immer noch zwei, drei verschiedene Elemente. Beim Malen von Gipfeln geht es um Landschaftlichkeit. Und dann gibt es die Texturen oder abstrakte Bilder, die sich nur auf Formationen beziehen.“
Am Tag der Vernissage im Museum für Druckgrafik, am 26. Mai, führte Markus Gell, der selber auch künstlerisch tätig ist, einen Tag der offenen Tür mit einem ganz speziellen Leckerbessen durch: Die Besucher konnten Malfatti live beim Lithografieren zusehen. Der Künstler, der heute in Berlin und Sautens im Tiroler Ötztal lebt und arbeitet, fertigte coram publico eine Zeichnung der Zimba auf einem Litho-Stein an und entwickelte zusammen mit dem Steindrucker Ernst Hanke eine Farblithografie. Dabei wurde alle zwei Stunden eine Farbe des Vierfärbers gedruck.

Nino Malfatti: Drei Türme
Museum für Drurckgrafik, Rankweil
bis 16.6.
Do u. Fr 18-20, Sa 10-12
u. n. Vereinbarung
www.markusgell.com