Arbeit ist das halbe Leben und Kühe fressen den ganzen Tag
Das Theater Mutante erobert die Festhalle in Lochau
Am vergangenen Donnerstag eröffnete das Theater Mutante sein „ANALOG laboratorium ALP(T)RAUM" in der Festhalle Lochau mit der Uraufführung des gleichnamigen Theaterstücks. Unter der Regie von Andreas Jähnert brilliert Sascha Jähnert als Schauspieler, Natalie Fend begeistert tänzerisch, Lisa Perner fasziniert gesanglich und Arno Waschk begleitet meisterhaft am Piano. Ein bunt gemischtes Publikum erlebte einen spannenden Abend zwischen Traum und Wirklichkeit, inspiriert vom 100. Todestag Franz Kafkas und entwickelt aus seinem Leben und Werk.
Undurchsichtige Verhältnisse
Gemeinsam mit dem Ensemble begab sich Andreas Jähnert auf die Suche nach dem Kafkaesken, zog Verbindungen zur Gegenwart und tauchte tief in die Erforschung menschlicher Anonymität und allgegenwärtiger Machtstrukturen ein. Wie bei Kafka bewegen sich die drei Protagonist:innen durch ein Labyrinth undurchsichtiger Verhältnisse. Der offene Raum der Festhalle dient als weitläufige Spielwiese mit Balkon und diversen Nebenräumen, die alle optimal bespielt werden.
Bespielter Raum
Die Reise beginnt und endet auf dem Balkongeländer, wo Wesen aus Traum und Realität aufeinandertreffen und nach Kommunikation suchen. Ein kleines Fenster in einen Nebenraum gewährt einen voyeuristischen Blick in eine sehr private Geschichte. Einen anderen Raum nutzt Natalie Fend als Rückzugsort; sie versorgt das Publikum mit Schokolade und Wasser, wenn sie nicht gerade einer Szene starken tänzerischen Ausdruck verleiht. Sängerin Lisa Perner lässt ihre beeindruckende Stimme aus allen Ecken der Festhalle erklingen. Schauspieler Sascha Jähnert absolviert einen spielerischen Marathon durch das ganze Haus.
Unglaubliche Szenen
Im Saal hat die Bregenzer Künstlerin Anna-Amanda Steurer eine graue, abgestorbene Landschaft erschaffen; entwurzelte Bäume stehen wie aufrechte Soldaten im Raum. Dazwischen entfalten sich unglaubliche Szenen so grotesk, als wären sie einem Albtraum entsprungen – Szenen von Unsicherheit, großer Einsamkeit, von Macht und Ohnmacht, von unerfüllten Wünschen und Fantasien.
Tolles Ensemble
Sascha Jähnert weiß mit seiner authentischen Art genau, wie er sich in Szene setzt und artikuliert jedes Wort präzise. Mit größter Ernsthaftigkeit stürzt er sich auf die skurillsten Szenen – ein Highlight: das Fahrrad als PS-strotzender Bolide, der schließlich zu Tode geritten wird! Alle Szenen werden von Lisa Perner gesanglich kommentiert. Sie singt einfach alles – vom schnulzigen Schlager über die Rocknummer bis zur Arie – und sorgt damit für so manchen Aha-Effekt. Perfekt begleitet Arno Waschk am Piano sowohl die Sängerin als auch die Szenerie. Niemals drängt er sich in den Vordergrund; stets unterstützt er mit Klängen und Geräuschen die Emotionen der Geschichte.
Ohne Erklärung
Ein spannender Abend, dem man sich einfach hingeben kann, denn Träume – ob beängstigend oder schön – bedürfen keiner Erklärung; die eigene Fantasie ist gefragt. Das Publikum bedankte sich beim gesamten Team mit lang anhaltendem Applaus.
Weitere Highlights des bis zum 28. September laufenden Programms sind eine Performance von Andreas Jähnert und Arno Waschk mit einem Text von Mathias Müller, ein Film von Michael Salvadori, zwei Podiumsdiskussionen mit hochinteressanten Gästen und zwei Workshops mit Lukas Rinnhofer und Elke Maria Riedmann.
Mehr Informationen unter: www.theatermutante.com