Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Christina Porod · 05. Mai 2015 · Aktuell

Nataša Sienčnik gestaltet das Widerstandsmahnmal in Bregenz

Am 21. April 2015 fand die Jurysitzung zur Findung des Siegerprojektes für ein Widerstandsmahnmal in Bregenz statt. Von 150 eingereichten Entwürfen wurden fünf in die engere Auswahl gezogen. Diese stammten von Stefan Amann, Catrin Bolt, Gabriela Klocker, Markus Oberndorfer und Nataša Sienčnik. Die Jury - Ruth Schnell, Meinrad Pichler, Winfried Nußbaummüller, Helmut Kuess unter dem Vorsitz von Wolfgang Fetz - entschied sich einstimmig für das Projekt von Nataša Sienčnik, das am selben Tag und ebenfalls einstimmig vom Stadtrat beschlossen wurde. Die Präsentation des Siegerprojekts findet am 5. Mai 2015 im Landhaus Bregenz statt.

Seit 2008 bemühte sich das „Personenkomitee Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz“ in Österreich um die politische und juristische Rehabilitierung von Wehrmachtsdeserteuren und anderen Opfern der NS-Militärjustiz. Diese ist am 21. Oktober 2009 durch das vom Nationalrat beschlossene „Aufhebungs- und Rehabilitationsgesetz“ erreicht worden.

Die Bregenzer Grünen und die Johann-August-Malin-Gesellschaft forderten am 23. September 2011 die Errichtung eines Denkmals für die Vorarlberger Wehrmachtsdeserteure und Wehrdienstverweigerer. Daraufhin beauftragte der Bregenzer Bürgermeister Markus Linhart im Herbst 2012 eine eigens eingerichtete Arbeitsgruppe mit den Vorarbeiten. Ihre Mitglieder - Historiker Werner Bundschuh und Meinrad Pichler, Stadtarchivar Thomas Klagian, Kulturamtsleiter Winfried Nußbaummüller (Land Vorarlberg) und Wolfgang Fetz (Stadt Bregenz) sowie die Künstlerin Ruth Schnell – waren sich einig, dass das Denkmal an alle erinnern soll, die Widerstand geleistet haben. Sie regten an, einen Wettbewerb zur Gestaltung eines Widerstandsmahnmals auszuschreiben: „Das Denkmal soll an all jene Vorarlbergerinnen/Vorarlberger erinnern, die dem nationalsozialistischen Unrechtsregime den Gehorsam verweigert oder aufgekündigt haben: im Besonderen an Wehrdienstverweigerer und Deserteure, an Widerstandskämpferinnen/Widerstandskämpfer und an Bürgerinnen/Bürger, die gegenüber Verfolgten und Misshandelten trotz Verbots Menschlichkeit geübt haben.“

Die Siegerin Nataša Sienčnik und ihr Projekt


Die kärntner-slowenische Medienkünstlerin Nataša Sienčnik ist nun als Siegerin dieses Wettbewerbs hervorgegangen. Ihre künstlerische Arbeit bewegen sich an der Schnittstelle unterschiedlicher Disziplinen
 und Territorien: Sie umfasst Installationen, interaktive Prozesse, Objekte, Fotografien, Bücher und Filme. Sienčnik, geboren 1984, ist Teil des Kunstkollektivs SeMF und unterrichtet an der Akademie der bildenden Künste Wien und an der Kunstuniversität Linz.

Ihr Siegerprojekt ist eine Installation, die aus einer Reihe von Fallblattanzeigen besteht. Sie zeigt Namen und Geschichten jener VorarlbergerInnen, die während der nationalsozialistischen Diktatur verfolgt wurden oder Widerstand geleistet haben. Die Anzeigen erinnern an alte Abfahrtstafeln an Bahnhöfen. Die Information darauf bleibt nur für einen kurzen Augenblick leserlich stehen, wird statisch festgehalten, verschwindet dann und ist vergessen – außer sie verhaftet sich im Vorübergehen in die Erinnerung der Passantinnen und Passanten. Neben einer visuellen Ebene entsteht auch eine Sound-Ebene, die durch Lautsprecher verstärkt wird. Der Text verweist auf die ProtagonistInnen des Widerstandes und veranschaulicht die Vielzahl an Möglichkeiten, Widerstand zu leisten und die Konsequenzen, die damit einhergingen.

Möglicher Standort: Sparkassenplatz


Ein möglicher Standort für das Widerstandsmahnmal-Projekt von Nataša Sienčnik wäre am Sparkassenplatz. Einerseits ist dieser Ort zentral und öffentlich zugänglich, andererseits besteht an dessen Ostseite über die ganze Fassadenlänge eine vorgesetzte Mauer. Um die Module sowie die Elektronik von Sienčniks Projekt vor Witterung und Fremdeinwirken zu schützen, ist eine Glaskonstruktion notwendig. Am äußersten Ende dieser Mauer befindet sich bereits ein Glasschaukasten. Durch eine Adaptierung der bestehenden Struktur könnte
 der Schaukasten saniert, die Glaselemente erneuert und vergrößert werden. Da Strom und Fundament vorhanden sind, wären die Baukosten somit wesentlich reduziert.

 

Präsentation des Siegerprojekts
5. Mai 2015, 17 Uhr
Landhaus Bregenz

WWW.NATASASIENCNIK.COM
WWW.SEMF.CC
www.malingesellschaft.at