Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Anita Grüneis · 24. Sep 2015 · Aktuell

Landlust und Landliebe – mit der Kunst ins Dorf

Nicht nur Bad RagARTz, auch Liechtenstein hat nun eine Triennale. Der Berufsverband bildender KünstlerInnen in Liechtenstein BBKL hat das neue Projekt entwickelt, mit dem bildende Kunst hinaus in die Gemeinden des Landes getragen werden soll. 29 KünstlerInnen stellen ihre teils neu geschaffenen Werke in sechs Kulturhäusern aus. Bei der Eröffnung am Sonntag, den 27. September um 11 Uhr im Domus, Schaan, fährt ein Bus im Stundentakt die Kulturhäuser ab, drei davon sind im Unterland und drei im Oberland. In jedem Haus gibt es zu essen und zu trinken! Die Ausstellungen dauern bis 25. Oktober.

Gemeinsam statt alleine


So etwas gab es noch nie. Schon die Tatsache, dass 29 Kunstschaffende aus Liechtenstein zusammenspannen, ist ein Novum. Weit überraschender ist aber, dass sechs Kulturhäuser, die normalerweise eher im Konkurrenzverhältnis stehen, ein Projekt miteinander stemmen. Ermöglicht hat dies der Verband bildender KünstlerInnen in Liechtenstein BBKL. Dessen Vorsitzender Johann Feichter hatte bisher mit der Kunst wenig zu tun. Als pensionierter Klimaforscher beschreibt Feichter in einem Interview seine Aufgaben im Verband: «Als Wissenschaftler – vor allem als älterer – macht man hauptsächlich zwei Dinge: das Wichtigste ist Geldeinwerben. Und am zweitwichtigsten ist das Publizieren, beziehungsweise seine Leute ein bisschen nach außenhin zu zeigen und zu fördern.»

Sechs Häuser, viele Meinungen


Genau das tut er nun auch mit der Kunst. Vor eineinhalb Jahren wurde das Projekt der „1. BBKL-Triennale“ gestartet, an einer Medienkonferenz stellte sich das Ganze nun wohl organisiert und bestens dokumentiert vor. Die drei Künstler Hansjörg Quaderer, Gertrud Kohli und Martin Walch haben das Projekt miteinander erarbeitet. Alle 48 Künstler des Verbandes wurde angeschrieben, wer die Anmeldefrist nicht einhielt, hatte keine Chance für eine Teilnahme. Die Verteilung der Bewerber auf die sechs Häuser erfolgte nach mehreren Kriterien, eines davon war, dass der jeweilige Künstler NICHT aus der Gemeinde des Kulturhauses stammen durfte. So ergaben sich spannende Gruppierungen, die auch den Kunstschaffenden einiges an Zusammenraufen abverlangte, da sowohl das Thema der jeweiligen Ausstellung als auch die gesamte Konzeption in ihren Händen lag.

Dreimal Oberland ...


Im Schaaner Domus regiert das Thema „Weiter wüten ...“. Dabei trotzen Barbara Bühler, Hermy Geissmann, Arno Oehri und Martin Walch der „wütenden Zerstörung, der lähmenden Ohnmacht“ und machen trotzdem weiter, mit der Malerei und den Videoarbeiten. Das Gasometer in Triesen wird von „Raum – Licht – Malerei“ beherrscht, die Ausstellenden sind Helena Becker, Lilian Hasler, Arthur Jehle, Evi Kliemand, Gertrud Kohli und Veronika Matt. In Balzers zeigt der Alte Pfarrhof samt Pfarrstall „Arbeiten für den Ort“ von Ursula Batliner, Katharina Bierreth-Hartungen, Barbara Geyer, Evi Kunkel, Hanna Röckle und Hanni Schierscher. Alle Arbeiten befassen sich mit dem Bau und der Gemeinde und entstanden eigenes für dieses Projekt.

... und dreimal Unterland


Das Küefer-Martis-Huus in Ruggell hat sich „gehen/sammeln/kreisen“ zum Thema genommen, Fauzie As’ad zeigt spielerische Installationen, Hansjörg Quaderer erarbeitete neue großformatige Bilder und Sunhild Wollwage sammelte auf ihren Spaziergängen von Mauren nach Ruggell Blütenstaub, den sie nun auf ihre eigene sensible Art präsentiert. Ebenfalls im Unterland stehen die Pfrundbauten von Eschen, dort heißt es: „Mystische Superheldinnen unter Druck machen Schulden und flüchten durchs Oval“. Der zuständige Gemeindebeauftragte René Wanger meinte bei der Pressekonferenz: „Ich kann den Titel jetzt aber nicht erklären“, das werden dann wohl die KünstlerInnen Evelyne Bermann, Ingrid Delacher, Andreas Oesch, Martin Wohlwend und Carol Wyss übernehmen. Im neuen Kulturhaus Rössle in Mauren heißt es „Im Haus sein zu Hause sein“, die fünf Perspektiven dazu geben Dagmar Frick-Islitzer, Beate Frommelt, Adam Glinski, Ruth Gschwendtner-Wölfle und Patrick Kaufmann. Das ganze Haus werde bespielt, meinte die Kulturbeauftragte Elisabeth Huppmann, zu sehen sind beispielsweise eine Fadeninstallation im Estrich und ein „Zeitfenster“ im Treppenhaus.

 

„1. BBKL-Triennale“
27. September – 25. Oktober 2015