Neu in den Kinos: "Die Unschuld" (Foto: Wild Bunch Germany/Plaion Pictures)
Mirjam Steinbock · 27. Sep 2016 · Aktuell

Jede Einrichtung ein Juwel – Die ORF-Lange Nacht der Museen Vorarlberg vereint am 1. Oktober insgesamt 96 Häuser in vier Ländern

Bei der Vorarlberger Auflage der mittlerweile 17 Jahre alten Langen Nacht der Museen traue man sich über eine Schwelle, so ORF-Landesdirektor Markus Klement bei der Pressekonferenz. Die Verbindung mit den Nachbarländern kann tatsächlich als Trumpf gewertet werden: Kein Bundesland der in ganz Österreich ausgetragenen Veranstaltung widmet sich dem grenzüberschreitenden Kunst- und Kulturangebot so wie Vorarlberg. Nach Liechtenstein und der Schweiz ist nun erstmals auch Lindau mit im Boot. Und es bleibt beim Seefahrts-Jargon, wenn die Lindauer Stadtmuseumsleiterin Barbara Reil es für eine tolle Chance hält, endlich anzudocken an eine Museumsnacht, die seit etlichen Jahren schon viele Menschen dazu bewegt, sich auf eine nächtliche Reise durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu begeben.

Zur Teilnahme eingeladen ist ein Publikum jeden Alters. Auch wenn das Programm, das von 18 Uhr bis 1 Uhr dauert, zu nächtlichen Streifzügen animiert, dürfen sich Familien und besonders Kinder angesprochen fühlen. 25 Häuser veranstalten ein spezielles Kinderprogramm und laden zum Mitmachen ein. Der kulturverein bahnhof in Andelsbuch z.B. filzt mit Kindern kleine Monster. Das vai Vorarlberger Architektur Institut vermittelt ein Architekturspiel, bei dem die Kleinsten ganze Gebäude und Siedlungen bauen können. Das MuseumMura im liechtensteinischen Schaanwald knüpft thematisch an das Baufach an und lässt Kinder duftige Heutiere herstellen. Das sinnliche Eintauchen in Welten und Lebensräume von einst und jetzt wird in der Nacht des 1. Oktober nicht nur in großen Häusern wie dem vorarlberg museum in Bregenz oder im Forum Würth im schweizerischen Rorschach an die jungen Museumsherzen gelegt. Alle am Kinderprogramm beteiligten Kunst- und Kulturorte widmen sich dem kindlichen Blick und beschenken darüber hinaus diejenigen jungen BesucherInnen, die mindestens drei der Museen besucht haben.

Informationen finden

Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt, sagt ein chinesisches Sprichwort und dementsprechend erstellte das Projektteam des ORF ein ausgeklügeltes Routensystem mit Bus- und Fußrouten in alle vier Länder. Den Besucherinnen und Besuchern wird damit ermöglicht, auf Entdeckungsreise zu gehen und auch selbst Spuren in der Landesgeschichte zu hinterlassen. Hilfe bietet hierbei das Booklet, das in allen teilhabenden Museen aufliegt. Persönliche Information und Ansprache findet man auf dem Marktplatz in Dornbirn beim „Treffpunkt Museum“, der in der Museumsnacht als Basis dient und an dem auch die Tickets erhältlich sind.

In Kontakt treten

Dass es im musealen Betrieb längst nicht mehr um die bloße Betrachtung, sondern auch um Interaktion und Beteiligung geht wird in der Langen Nacht zum Motto. Distanzen zu Kunst und auch den kunstschaffenden Menschen sollen aufgehoben werden und das Publikum ist eingeladen, das persönliche Gespräch zu suchen. Dazu fordert besonders Ingrid Adamer, Kuratorin des Otten Kunstraum in Hohenems auf. Ein Highlight des Programms dort wird eine Musikperformance im Öltank sein, in dem sich das Klanglabor mit instrumentalem Hall auf kleinem Raum beschäftigt.

Schule und Kunst

Auch der Kontakt zu jungen Menschen, die sich im Unterricht mit Kunst auseinandersetzen und diese bereits vermitteln, ist fester Bestandteil der Museumsnacht. Das Theater am Saumarkt in Feldkirch lädt mit „Harigasti“ dazu ein, sich mit alten und zeitgemäßen Sprachdenkmälern zu befassen. Im Rahmen der von Ulrich Gabriel initiierten Ausstellung formten Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Schillerstraße ihre eigenen Sprachdenkmäler, indem sie z.B. englische Aussprüche mit dem Vorarlberger Dialekt verbinden oder gesellschaftskritische Zitate mittels Illustrationen abbilden.
Eine Abbildung der Gegend und des Moments thematisieren die SchülerInnen des BORG Götzis, die gemeinsam mit Tobias Ludescher und seinem Künstlerkollektiv Isolation Camp live die Fensterscheiben des ÖBB-Kunstzugs gestalten und so die Fahrgäste das sie umgebende Szenario mit künstlerischem Blick wahrnehmen lassen.
Im ORF-Funkhaus, in dem die Museumsnacht um 17 Uhr eröffnet wird, sind diese Zeichnungen ebenfalls zu finden. Der Kunstzug, eine in Vorarlberg einzigartige Kooperation zwischen ORF und ÖBB, wird die ganze Nacht auf der Strecke Bludenz und Lindau unterwegs sein. Der insgesamt gut durchdachte Fahrplan mit öffentlichen Verkehrsmitteln ermöglicht es am Samstag, sich sowohl mit einer fixen Reiseroute als auch spontan auf den Weg zu begeben, um Kunst und Kultur zu erleben und Begegnungen zu erfahren.

Wie ein Lagerfeuer

Jede Einrichtung sei ein Juwel, so Markus Klement vom ORF, und Gerold Riedmann von den Vorarlberger Nachrichten fügt hinzu, diese Veranstaltung habe Ähnlichkeiten mit einem Lagerfeuer, das sich an jedem Ort fein prasselnd entwickle. Die Nacht wird das ihre dazugeben und wohl den ein oder anderen magischen Moment zum Vorschein bringen. Magisch wäre auch, wenn sie in vielen Menschen den Funken und das dringende Bedürfnis entfacht, noch tiefer in die Programme der kulturveranstaltenden Häuser der Region einzutauchen. Mit einer bewegenden Veranstaltung wie dieser scheint der Weg dazu bereits geebnet.

Alle Infos zu Programm, Tickets und Transport unter https://langenacht.orf.at/