Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Thorsten Bayer · 17. Dez 2012 · Aktuell

Ein ungewöhnlich kreativer Adventssonntag bei der Gaudete! Hittisau

„Klang, Wort und Licht in vier Räumen“ waren am gestrigen Sonntagnachmittag in Hittisau zu erleben. Schauplätze waren das Alpsennereimuseum, die Bar des Gasthofs Krone, das ehemalige Café Reidel sowie die Holzwerkstatt von Markus Faißt. Die international erfolgreichen Visual Jockeys von Luma.Launisch setzten in der entstehenden Holzreifehalle eine beeindruckende Installation um. Besonders gelungen: das Zusammenspiel mit der Jungmusik Hibakusi und Mitgliedern des Musikvereins Hittisau-Bolgenach. Das Gaudete-Angebot kam glänzend an. Das ganze Dorf schien auf den Beinen, zusätzliche Vorführungen wurden kurzerhand eingeschoben.

Zwischen 16 und 19 Uhr sollte an jeder Station das jeweilige Programm im Stundentakt starten. Eigentlich. Doch als immer mehr Besucher kamen, reagierten die Veranstalter mancherorts sofort und halbierten den Takt auf 30 Minuten. So waren in der Kronenbar („Jauchzet, frohlocket!“ Vorweihnachtliche Klänge mit dem 4xang der Chorgemeinschaft Hittisau) und im Alpsennereimuseum, in dem Trachtenverein und Kindertrachtengruppe auftraten, sieben statt vier Aufführungen zu erleben. „Der Ochse kam gelaufen, der Esel kam geritten“ – unter diesem Titel präsentierte das Ensemble 89 Hittisau freche Texte zu und um Weihnachten im ehemaligen Café Reidel. Der Einstieg war an jeder beliebigen Station möglich, die Besucher konnten ihren Rundgang nach Belieben gestalten. Zum Finale um 20 Uhr kam die Trachtengruppe zu einem stimmungsvollen Vorarlberger Fackeltanz am Dorfplatz zusammen.

Gelungene Premiere

„Gaudete“ ist der lateinische Ausdruck für den dritten Adventssonntag. Für Markus Faißt der richtige Begriff für das Ziel der erstmalig ausgetragenen Veranstaltung: „In ‚Gaudete’ steckt ‚Gaudi’ drin. So soll es sein: Wir wollen eine herzhafte Freude haben.“ Die Initiatoren Markus Faißt, Gotthard und Wolfgang Bilgeri, Urs Schwarz und Dietmar Nussbaumer gingen neue Wege. „Bewusst sollen die traditionellen dörflichen ‚Kulturbahnen’ verlassen werden, vielmehr soll sich das kreative und künstlerische Tun in neuen Konstellationen, Ensembles und Gruppierungen entfalten: Kultur, mit Anspruch und Engagement, dennoch niederschwellig erreichbar, aus dem Dorf für das Dorf“, hieß es in einer Vorab-Information.

Wechselnde Stimmungen, kreativ umgesetzt

Für den aufwändigsten Beitrag des Tages zeichneten Astrid Steiner und Florian Steiner alias Luma.Launisch verantwortlich. Der Begriff „Luma“ bezeichnet das Maß der Helligkeit in der Videotechnik, „launisch“ sei ihre Kunst, weil sie wechselnden Stimmungen unterworfen sei und ihnen nachgebe. Die beiden Visual Jockeys, die in Wien und London leben, kombinieren Realbild und Abstraktes. Als „Frontalangriff des Bildes“ verstehen sie ihr Werk. Peter Hörburger hatte den Kontakt nach Vorarlberg vermittelt. Im September gab es erste Gespräche, danach begann die technische Umsetzung.

„Pyroaudiovisuelle Landmarkierung“

„Der Besucher soll die Atmosphäre des Raumes spüren“, sagte Florian Tänzer, der die gute Zusammenarbeit und das „sehr inspirierende Umfeld“ in Hittisau lobte. „So wunderbar wie hier in Vorarlberg sind wir noch nirgendwo behandelt worden“, pflichtete ihm Astrid Steiner bei. Markus Faißt und seine Frau Gertrud schrieben das Drehbuch zu einer Geschichte mit dem Titel „Hirtenfeuer – eine pyroaudiovisuelle Landmarkierung“.

Der Hausherr ließ es sich nicht nehmen, den jeweils rund 15-minütigen Performances eine „Gebrauchsanweisung“ vorwegzuschicken. Darin forderte er die Besucher auf, nicht – wie sonst bei Kulturveranstaltungen üblich – auf ihren Plätzen zu verharren, sondern sich frei in der Halle zu bewegen. Tatsächlich war das ein guter Tipp; schließlich wurden alle vier Seiten bespielt. Zu den ständig wechselnden Bildern betraten die Jungmusik Hibakusi und Mitglieder des Musikvereins Hittisau-Bolgenach die Halle und bereicherten als Musiker und Schauspieler die Installation.

Direkt nebenan, im Atelierraum der Holzwerkstatt, ist übrigens noch bis zum 19. Jänner eine Ausstellung von Luma.Launisch zu sehen. Impressionen aus 25 Städten fügen sich zu jeweils einminütigen Clips. Jeder Clip ist von einem eigenen Soundtrack unterlegt, den 25 Musiker extra für diese Produktion komponiert haben.

 

Ausstellung von Luma.Launisch
Bis 19.1.2013
Samstags, 14 bis 16 Uhr oder nach Vereinbarung
Tel. (0)5513 / 6254 0
Atelierraum der Holzwerkstatt Markus Faißt, Hittisau
www.holz-werkstatt.com / www.lumalaunisch.com