Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Karlheinz Pichler · 21. Jän 2016 · Aktuell

Bregenzer Kulturamtsleiter Wolfgang Fetz nimmt den Hut

Über 28 Jahre hat Wolfgang Fetz als Kulturamtsleiter von Bregenz die kulturellen Agenden der Vorarlberger Landeshauptstadt maßgeblich mitgeprägt. Nun nimmt er auf Ende Jahr hin den Hut. Das Dienstverhältnis werde zum 31.12.2016 einvernehmlich aufgelöst, teilte die Stadt am Donnerstag via Aussendung mit. Im Rahmen einer eigens am Donnerstag einberufenen außerordentlichen Stadtratssitzung hätten sowohl die ÖVP als auch die FPÖ für die Auflösung des bestehenden Dienstverhältnisses gestimmt, heißt es. Die Vertreter der SPÖ voteten dagegen. In derselben Sitzung gab auch die Kulturstadträtin Judith Reichart den Rücktritt von ihrem Amt bekannt.

Laut Bürgermeister Markus Linhart hätten „unterschiedliche Ansichten über die künftige kulturpolitische Ausrichtung und die Frage, wohin sich die Kulturstadt Bregenz in den nächsten Jahren weiter entwickeln soll“, beim Entscheid eine wesentliche Rolle gespielt. Die Stadt wolle nun Überlegungen anstellen, wie Teile des kulturellen Angebotes neu ausgerichtet werden könnten. Insbesondere wolle man sich neben bereits bestehenden Formaten auch in anderen Segmenten des Kulturbereichs etablieren, so Linhart. Ein Beispiel dafür seien die 2015 ins Leben gerufenen „Literatur-Tage“, die künftig von der Kulturabteilung organisiert und durchgeführt werden sollen.

Dass die Ära von Fetz zu Ende gehen könnte, brodelte schon einige Zeit in der Gerüchteküche. Mit verantwortlich dafür war offensichtlich ein Schreiben, in dem Mitarbeitende seinen Führungsstil kritisiert hatten. Von dieser Liste will Linhart aber keine Kenntnisse haben, wie er in einem Interview mit dem ORF betonte. Zudem sei es nichts Außergewöhnliches, wenn es in einer Organisation, zu der 400 Personen gehörten, zu personellen Diskussionen käme. Es wäre höchstens verwunderlich, wenn dies nicht der Fall wäre. Sehr wohl gewusst habe er aber von der Existenz einer „Weißweinkassa“, die der Kulturamtsleiter dazu verwendet habe, Bekannte und Besucher zu verköstigen, bestätigte Linhart gegenüber dem ORF. Er sei aber überzeugt, dass Fetz nicht in böswilliger Absicht gehandelt habe. Das Gewicht der Tat erfordere es auch nicht zwingend, eine Anzeige zu erstatten. Aber man werde es prüfen.

Im Communiqué der Stadt verweist Linhart auch auf die Leistungen des scheidenden Leiters der Kulturabteilung. Explizit hervorzuheben seien dabei der „Bregenzer Frühling“, den Fetz trotz anfänglicher kritischer Stimmen im Laufe der Jahre zu einem international anerkannten Tanzfestival gemacht habe. Zu seinen Erfolgen listete der Bürgermeister auch die „Bregenzer Meisterkonzerte“ sowie zahlreiche Ausstellungen im Magazin 4. Ob mit der Demission von Wolfgang Fetz aus dem Kulturamt auch seine Funktion als künstlerischer Leiter des Bregenzer Kunstvereins, der das Magazin IV betreibt, obsolet wird, ging aus der Mitteilung nicht hervor. Die Stelle an der Spitze der städtischen Kulturabteilung soll jedenfalls in Kürze neu ausgeschrieben werden.

Auch Kulturstadträtin Judith Reichart geht


Für viele überraschend kam dann während der Stadtratssitzung die Ankündigung von Judith Reichart, per Ende Mai als Kulturstadträtin zurückzutreten und ihr Stadtvertretungsmandat niederzulegen. Dass sich Reichart aus der Politik zurückziehen will, ist für Insider allerdings nichts Neues. Sie hat schon Mitte letzten Jahres anklingen lassen, dass sie sich wieder operativ im Kulturbereich engagieren wolle. Als Mitherausgeberin der Zeitschrift „Original“, zusammen mit Evi Rüscher, bewegt sie sich ohnehin schon seit über einem Jahr zumindest mit einem Bein in diese Richtung.

Personell steht die Stadt Bregenz damit vor einer prekären Situation. Gerade erst vor Wochenfrist hat der aktuelle Geschäftsführer des Bregenzer Stadtmarketings, Christoph Thoma, der eine große Affinität zur Kultur hat, seinen Job gekündigt, um in Eisenstadt der dortigen Esterhazy-Stiftung vorzustehen. Mit ihm, Reichart und Fetz fallen damit nun mit einem Schlag alle drei zentralen Verantwortlichen des Sektors Kultur weg. Auch wenn Bürgermeister Linhart davon spricht, das kulturelle Angebot der Stadt neu ausrichten zu wollen, der Know-how-Abfluss ist enorm.