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Christina Porod · 13. Jun 2017 · Aktuell

„Beispielgebend für Museen im ländlichen Raum“ - Das Frauenmuseum Hittisau erhält den Österreichischen Museumspreis 2017

Mit dem Österreichischen Museumspreis 2017 erhält das Frauenmuseum Hittisau die höchste staatliche Auszeichnung für Museen in Österreich. Der Preis ist mit € 20.000,- dotiert.

Die Ernennung hat Kulturminister Thomas Drozda bekannt gegeben. Verliehen wird der Preis auf Empfehlung des Museumsbeirats: Bettina Habsburg-Lothringen (Leiterin der Museumsakademie des Universalmuseums Joanneum in Graz), Peter Keller (Generaldirektor von ICOM), Helmut Lackner (stv. Direktor Technisches Museum Wien), Christina Leitner (fachliche Leiterin Textile Kultur Haslach), Doris Prenn (prenn_punkt, büro für kommunikation und gestaltung) und Gabriele Rath (Rath & Winkler. Projekte für Museum und Bildung, Innsbruck).

Begründung


Der Beirat begründet seine Wahl folgendermaßen: „Frauenmuseen sind nicht bequem. In der Stadt ist das Widerspenstige eine Qualität des Urbanen. In ländlichen Regionen braucht es dafür einerseits den Mut zur direkten Konfrontation, andererseits ein integratives Augenmaß, um Veränderungen auch tatsächlich anzustoßen. Das Spezialmuseum, nunmehr bereits 17 Jahre alt, hat den Beweis erbracht, dass sich die kritische Auseinandersetzung zu den weiterhin wichtig bleibenden gesellschaftlichen Fragestellungen in einer Region wie dem Bregenzerwald gewinnbringend führen lässt – insofern ist es beispielgebend für Museen im ländlichen Raum generell.“ Weiter heißt es: „In außerordentlich kluger Programmierung gelingt es dem Museum in ebenso unaufgeregter wie beständiger Weise, Frauengeschichte und Frauenkultur ins Zentrum zu stellen.“ „Erstaunlich weitblickend“ habe das Museum zum Beispiel schon 2005 eine Ausstellung mit dem Titel Kopftuch Kulturen gezeigt.

Der Beirat weist auf den hohen Stellenwert der Vermittlung, der sich in der Anzahl der beschäftigten Kulturvermittlerinnen widerspiegle, sowie auf die Bedeutung des Frauenmuseum Hittisau als Kulturort hin: „In einer Zeit, in der zahllose Frauenkultureinrichtungen unserer Gesellschaft abhanden kommen, ist diese Einrichtung eine umso erfreulichere und würdigenswerte Tatsache!“

Ebenso würdigt der Museumsbeirat die Tatsache, dass die zwanzig im Frauenmuseum Hittisau beschäftigten Frauen (zwischen 16 und 87 Jahre alt)  für ihre Tätigkeit bezahlt werden: „Sich konsequent und glaubwürdig mit der Frage des Stellenwerts von Frauen in unserer Gesellschaft auseinanderzusetzen, bedeutet, auch ihre Arbeitsleistungen entsprechend zu honorieren. Stefania Pitscheider Soraperra, die Direktorin des Frauenmuseums, hat das Museum gemeinsam mit der Gemeinde Hittisau auch zu einem klaren arbeitsmarktpolitischen Statement gemacht. Auch in dieser Hinsicht ist das Frauenmuseum beispielhaft.“

„Nach 17 Jahren sind wir dabei, unser Museum in eine neue, unabhängige Rechtsform zu überführen. Dass wir gerade jetzt mit dem Österreichischen Museumspreis ausgezeichnet werden, ehrt uns, bestätigt uns, motiviert uns“, so Direktorin. „Wir benötigen dringend eine fixe Kulturvermittlungsstelle. Dieser Preis ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.“

Das Frauenmuseum

Das Frauenmuseum Hittisau, gegründet im Jahr 2000, ist das erste und einzige Frauenmuseum Österreichs. Zwei bis drei Ausstellungen stehen jährlich zu frauenrelevanten Themen auf dem Programm. Es versteht sich als Ort der Auseinandersetzung, der Diskussion, der Reibung. Neben den Ausstellungen veranstaltet das Museum ein dichtes Programm an Vorträgen, Komponistinnenkonzerten, Workshops, Symposien, Schreibwerkstätten, Lesungen.
Die Auseinandersetzung mit Geschichte und Kultur aus Frauenperspektive vertieft oder erweitert weibliche Identitäten, regt Reflexionsprozesse an und schärft das Bewusstsein von Frauen und Männern für die historische und gesellschaftliche Bedingtheit von Geschlechterrollen und deren Gestaltbarkeit.

Das Frauenmuseum Hittisau ist Gründungsmitglied der Internationalen Vereinigung der Frauenmuseen IAWM (iawm.international), deren Patin die iranische Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi ist.

 

www.frauenmuseum.at