Appell an die österreichische Bundesregierung: Rettungsmaßnahmen für Kunst und Kultur jetzt gefordert!
Missglückter Corona-Ampel-Start, sich widersprechende Expertenmeinungen, politische Machtdemonstrationen und Parteiengeplänkel, uneinheitliche Vorgangsweisen, am Rande der Legalität befindliche Erlässe und Verordnungen, wachsende Skepsis, Politikverdrossenheit und Unmut in der Bevölkerung – das alles stimmt nicht unbedingt optimistisch angesichts des schon rein jahreszeitlich bedingten, voraussehbaren Anstiegs der Corona-Zahlen. Obwohl der Großteil der auftretenden Cluster eindeutig nichts mit dem Kulturbereich zu tun hat, sind es gerade auch die Künstlerinnen und Künstler, die Kunst- und Kulturveranstalter, die angesichts der Verschärfungen der Maßnahmen zur Einschränkung der Pandemie bei gleichzeitigem Auslaufen von entsprechenden Hilfsmaßnahmen in ihrer Existenz bedroht werden. Dass die Vorarlberger Landesregierung mit ihrer Beschränkung auf maximal 250 ZuschauerInnen im Saal aus Sicht der Kulturveranstalter zusätzlich erschwerend bis verunmöglichend agiert, macht die Angelegenheit auch nicht einfacher. Deshalb unterstützt die KULTUR-Zeitschrift gerne eine Allianz von Organisationen und Personen aus dem Kunst- und Kulturbereich, die folgende Petition an die österreichische Bundesregierung richtet.
Unter anderem auf www.igkultur.at oder auf www.mein.aufstehn.at können Sie die folgende Petition unterschreiben:
Sehr geehrter Herr Kanzler Kurz,
sehr geehrter Herr Vizekanzler und Kulturminister Kogler,
sehr geehrter Herr Finanzminister Blümel,
sehr geehrte Frau Staatssekretärin Mayer!
Ab 14. September gelten bundesweit neue Beschränkungen für Veranstaltungen, die die Personenobergrenze massiv reduzieren. Angekündigt wurden diese Änderungen drei Tage im Vorhinein. Mit derart kurzfristigen Änderungen ist keine Planung von Veranstaltungen möglich!
Wir müssen davon ausgehen, dass die Unsicherheit über die Bedingungen, unter denen Veranstaltungen noch möglich sind, in den nächsten Monaten zu einem ständigen Begleiter wird. Das trifft alle, die im Veranstaltungsbereich, die im Kulturbereich arbeiten, existenziell bedrohlich: Kultureinrichtungen und Kulturvereine, ihre Mitarbeiter*innen, organisatorisches und technisches Personal, Künstler*innen, Kulturvermittler*innen, Öffentlichkeitsarbeiter*innen, ... ! Ohne sofortige Unterstützung droht eine beispiellose Konkurswelle und massiver Anstieg der Arbeits- und Erwerbslosigkeit im Kulturbereich, was die Kulturlandschaft Österreich erschüttern und nachhaltig schädigen wird.
Wir fordern Sie auf, sofort ein Unterstützungspaket zu schnüren, das das Überleben des Kultursektors über die Krise hinweg sichert. Aktuell sind alle bestehenden Unterstützungsmaßnahmen auf maximal sechs Monate ausgelegt bzw. laufen mit Ende September aus. Niemand kann sich Illusionen machen, dass unter den aktuellen Bedingungen wieder ein kostendeckender, geschweige denn „regulärer“ Kulturbetrieb ab 1. Oktober möglich ist.
Wir fordern:
• Umgehende Verlängerung der auslaufenden Unterstützungsfonds
sowohl für individuelle Künstler*innen und im Kulturbereich arbeitende Menschen als auch für die unzähligen gemeinnützigen Trägerorganisationen des Kulturlebens, die ab Oktober vor dem Nichts stehen.
• Refundierung der Kosten für Covid19-Tests und anderer pandemiebedingter Mehrkosten
Gesundheitsvorsorge darf nicht von den finanziellen Möglichkeiten diktiert werden! Sie ist im Kultur- und Veranstaltungsbereich ebenso wichtig wie etwa in der Gastronomie und Hotellerie, für die Testkosten übernommen werden.
• Ausfallsfonds für Kulturveranstaltungen
der es ermöglicht trotz unsicherer Bedingungen überhaupt noch Kulturveranstaltungen zu „planen“ und ein kulturelles Angebot für die Bevölkerung in den nächsten Monaten zu bieten.
• Anhebung des Kulturbudgets auf 1 % des BIP
um endlich eine solide Absicherung der Kunst und Kultur in Österreich zu ermöglichen!
• Begleitendes Neustart-Programm für Kunst und Kultur
um im Arbeiten bleiben zu können, auch ohne unmittelbare Veranstaltungen mit Publikum, das als Programm die Entwicklung und Erprobung alternativer Konzepte und Formate ermöglicht sowie erforderliche Investitionen für eine adaptierte Neuaufnahme des Kunst- und Kulturangebots abdeckt!
Wir stellen nicht in Frage, dass Vorsorgemaßnahmen getroffen werden müssen, um die epidemische Entwicklung einzudämmen. Planungssicherheit über den Verlauf einer Epidemie kann es nicht geben. Planungssicherheit in finanzieller Hinsicht jedoch schon! Es braucht sofortige Unterstützungsmaßnahmen, die das Überleben des Kultursektors sichern. Es ist Gefahr in Verzug! Handeln Sie jetzt!
Im Namen von:
ASSITEJ Austria
Berufsvereinigung der Bildenden Künstler Österreichs
Dachverband der Filmschaffenden
Dachverband Salzburger Kulturstätten
IG Autorinnen Autoren
IG Bildende Kunst
IG Club Kultur
IG Freie Theaterarbeit
IG KIKK - Interessengemeinschaft der Kulturinitiativen in Kärnten/Koroska
IG Kultur Burgenland
IG Kultur Österreich
IG Kultur Steiermark
IG Kultur Vorarlberg
IG Kultur Wien
IG Übersetzerinnen Übersetzer
Kulturrat Österreich
KUPF - Kulturplattform Oberösterreich
Österreichischer Musikrat
TKI - Tiroler Kulturinitiativen
sowie allen bisherigen Unterzeichner*innen der Petition