Aktuell in den Filmclubs (4.7. – 10.7.2025)
Im FKC Dornbirn, beim Open-Air in Hard und beim Poolbar Festival in Feldkirch wird diese Woche – und im September in der LeinwandLounge in der Remise Bludenz – mit „Köln 75“ Ido Fluks mitreißender Spielfilm über die Organisation des legendären Keith Jarrett-Konzerts in der Kölner Oper gezeigt. Im Kinotheater Madlen steht dagegen mit „Der Eismann“ ein eindrücklicher Dokumentarfilm über den Schweizer Glaziologen Konrad Steffen auf dem Programm.
Köln 75: Die Aufnahme des Konzerts, das der Jazzpianist Keith Jarrett am 24. Januar 1975 in der Kölner Oper spielte, gilt als die meistverkaufte Jazz-Soloplatte und meistverkaufte Klavier-Soloplatte aller Zeiten. Von diesem legendären Konzert gibt es im dritten Spielfilm des Israeli Ido Fluk aus rechtlichen Gründen keinen Ton zu hören, sondern der Fokus liegt ganz auf dessen Organisation durch die 19-jährige Vera Brandes (Mala Emde).
Mit einer mit Leidenschaft spielenden Mala Emde, die mitreißend den jugendlichen Schwung und die Chuzpe der Gymnasiastin vermittelt, und der dynamischen Kamera von Jens Harant, die immer wieder hautnah dem Teenager folgt, erzeugt Fluk von Anfang an enormes Tempo. Dazu kommt eine verspielte Inszenierung, die das befreite Improvisieren des Free Jazz auf die filmische Erzählung überträgt. Da wird nämlich nicht nur quasi der Film zurückgespult und erklärt, was ein False Record ist, sondern immer wieder wird auch die vierte Wand durchbrochen und das Publikum direkt angesprochen.
Ein Wunder ist auch, dass „Köln 75“ trotz seiner Fülle nie überladen wirkt, sondern immer leicht bleibt und seinen enormen erzählerischen und schauspielerischen Schwung mühelos bis zum emotionalen Finale durchhält. Kein Abbruch tut dieser Zeitreise auch, dass Fluk sich nicht zwingend an die Realität hält, sondern auch fiktionale Momente wie einen von Michael Watts gespielten Musikjournalisten einbaut. Vielmehr sind es gerade diese Freiheiten und das befreite Erzählen, die dafür sorgen, dass mitreißendes und ungemein unterhaltsames Kino geboten wird, das auch ein Publikum, das mit Jazz bislang nichts am Hut hatte, begeistern und vielleicht sogar die Begeisterung für diese Musikrichtung wecken kann.
Hardmovie – Kino am See, Kammgarn Hard: So 6.7., 11 Uhr
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 9.7., 18 Uhr + Do 10.7., 19.30 Uhr
Poolbar Festival Feldkirch, Open Air auf der Wiese Reichenfeld: Mi 9.7., 21 Uhr
LeinwandLounge in der Remise Bludenz: Mi 10.9., 19 Uhr
Kinothek extra in der Kinothek Lustenau: Mo 29.9., 18 Uhr + Mi 8.10., 20 Uhr
Der Eismann: Corina Gamma porträtiert in ihrem Dokumentarfilm vor allem mittels Interviews und eigener Bilder der endlos weiten Schneelandschaft Grönlands den Glaziologen Konrad Steffen. Zwar bietet Gamma mit Familienfotos auch Einblick in die Kindheit und Jugend des Porträtierten, doch der Fokus liegt auf seiner wissenschaftlichen Arbeit, mit der der gebürtige Zürcher zu einem Wegbereiter der Klimaforschung wurde. Zentraler Schauplatz ist so das Swiss Camp auf Grönland, das Steffens Hauptarbeitsplatz war. Mitarbeiter, aber auch sein Sohn berichten eindrücklich von seiner Leidenschaft für die Forschung, während seine Schwester und sein Freund von Kindheits- und Jugenderlebnissen erzählen.
Unweigerlich kommt freilich mit der Forschung im Eis auch der Rückgang desselben ins Spiel und das Porträt dieses hünenhaften und bärtigen Manns, der im August 2020 im Eis Grönlands verscholl, weitet sich zur bedrückenden Bestandsaufnahme der Auswirkungen des Klimawandels auf die Arktis und die Alpen.
Redundanzen fehlen zwar nicht und insgesamt ist „Der Eismann“ im weitgehend unkritischen Blick mehr Hommage an den Verstorbenen als sachliches Porträt, dennoch fasziniert dieser Einblick in ein Forscherleben und die Bilder von mächtigen Bächen, die sich durchs Eis schlängeln und in tiefe Höhlen stürzen oder des Rhonegletschers, dessen Abschmelzung im Sommer durch Tücher eingedämmt werden soll, bleiben haften.
Kinotheater Madlen, Heerbrugg: Mo 7.7., 20.15 Uhr
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