L-E-V Dance Company mit „Into the Hairy“ beim Bregenzer Frühling (Foto: Katerina Jezz/L-E-V Dance/Bregenzer Frühling)
Walter Gasperi · 02. Mai 2024 · Film

Aktuell in den Filmclubs (3.5. – 9.5.2024)

Im Feldkircher Kino GUK läuft diese Woche in der Reihe "Treffpunkt Kino" das französische Feelgood-Movie "Die einfachen Dinge – Les choses simples". Am Spielboden Dornbirn steht dagegen mit "What a Feeling" eine schwungvolle und unverkrampfte queere Komödie aus Österreich auf dem Programm.

Die einfachen Dinge – Les choses simples: Nicht gerade neu ist die Geschichte vom erfolgreichen, aber unglücklichen Manager, der seinen Lebensstil durch die Begegnung mit einer gegensätzlichen Figur zu überdenken beginnt. Dennoch gelingt es Éric Besnard ("À la carte! – Freiheit geht durch den Magen") trotz des ausgelaugten Themas sympathisches Wohlfühlkino zu bieten. Das liegt zum einen an den prächtigen Totalen der idyllischen Wald- und Wiesenlandschaft, in die Besnard und sein Kameramann Jean-Marie Dreujou die ZuschauerInnen mit ihrem Protagonisten Vincent (Lambert Wilson) nach einer Autopanne eintauchen lassen. Stimmungsvoll wird dabei durch Country- und Westernklänge das Gefühl für Weite und Entschleunigung gesteigert. 
Blendend harmonieren aber auch Lambert Wilson als ständig redender, hyperaktiver Geschäftsmann und Grégory Gadebois als wortkarger, gelassener Einsiedler, der in seiner abgeschiedenen Hütte vom eigenen Gemüsegarten lebt und den Tag mit körperlicher Arbeit verbringt. So klischeehaft diese beiden ungleichen Männer auch gezeichnet sind und so vorhersehbar ist, dass sie sich langsam näherkommen werden, so bereitet es doch Vergnügen zuzusehen, wie sie sich aneinander reiben. Aber auch überraschende Wendungen und der Umstand, dass Besnard nicht nur den Manager, sondern auch den Einsiedler eine Entwicklung durchmachen lässt und beide lernen, sich Lebenslügen zu stellen, sorgt dafür, dass "Die einfachen Dinge" nicht in öde Formelhaftigkeit verfällt, sondern bis zu einem hinreißenden Schlussauftritt Gadebois´ Witz und Charme bewahrt. 
Kino GUK, Feldkirch (Reihe: Treffpunkt Kino): Mo 6.5., 15.30 Uhr

 

What a Feeling: Der Titelsong aus dem Musical "Flashdance" gibt dieser queeren RomCom den Titel, denn bei diesem Hit flippt die schwer betrunkene Ärztin Marie Theres völlig aus, als sie nach der Trennung von ihrem Mann in einer Lesbenkneipe landet. Mit ihrem abgehackten Tanz erregt sie aber die Aufmerksamkeit der iranischstämmigen Tischlerin Fa, die zwar mehrere unverbindliche Sexkontakte, aber im Grunde Bindungsangst hat. Vorhersehbar ist, dass sich eine Liebesbeziehung zwischen der als kalt und emotionslos geltenden Marie Theres und der scheinbar so starken Fa entwickelt. Doch weit ist der Weg, bis Marie Theres wagt, ihrer Teenager-Tochter (Allegra Tinnefeld) davon zu erzählen, und auch Fa rappt in der Bar zwar selbstbewusst und, doch ihrer konservativen iranischen Mutter und Schwester verheimlicht sie, dass sie lesbisch ist.
So konstruiert die Geschichte auch ist, so leichthändig hat Kat Rohrer ihr Langfilmdebüt inszeniert, dass das nicht stört. Vielmehr bewundert man, wie selbstverständlich und perfekt die Rädchen ineinandergreifen. Vor Spielfreude sprühen nicht nur die beiden Hauptdarstellerinnen Proschat Madani und Caroline Peters, sondern auch die Nebenrollen sind treffend besetzt. Auch die Dialoge sitzen, Situationskomik fehlt nicht und auch vor Klamauk schreckt Rohrer nicht zurück, wenn einmal eine der Protagonistinnen in einem Schrank versteckt wird.
Beiläufig hat Rohrer zahlreiche Themen wie den Klimaaktivismus von Marie Theres´ Tochter, einen übergriffigen Arzt, oder Demonstrationen gegen das die Frauen unterdrückende iranische Regime eingebaut, doch trotz dieser Fülle wirkt "What a Feeling" nie überladen, sondern verbreitet auch dank der in warme Farben und warmes Licht getauchten Bilder (Kamera: Michael Schindegger) Vergnügen und Optimismus und plädiert nicht unverkrampft und schwungvoll dafür, dass doch jeder und jede so sein soll und kann, wie und was er oder sie will und auch zu seiner/ihrer Identität stehen soll.
Spielboden Dornbirn: Di 7.5 + Fr 17.5. – jeweils 19.30 Uhr

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