Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 21. Mär 2024 · Film

Aktuell in den Filmclubs (22.3. – 28.3.2024)

Kinothek Lustenau und Spielboden Dornbirn zeigen diese Woche „Rickerl – Musik is höchstens a Hobby“, der ganz auf seinen Hauptdarsteller Voodoo Jürgens zugeschnitten ist. Im Skino Schaan steht dagegen im Rahmen der Reihe „The Ones We Love“ mit Ridley Scotts „Blade Runner“ ein Klassiker der Filmgeschichte auf dem Programm.

Rickerl – Musik is höchstens a Hobby: Adrian Goiginger lässt Voodoo Jürgens als erfolglosen Musiker, der sein Leben nicht auf die Reihe bekommt, zwischen Vermittlung ungeliebter Jobs durch das Arbeitsmarktservice, Beisl-Besuchen und Wochenenden mit seinem achtjährigen Sohn durch Wien stromern.
Wie der Musiker, der sein Leben nicht auf die Reihe bekommt, an den Coen-Film „Inside Llewyn Davis“ erinnert, so scheint auch der Manager nach der Rolle von John Goodman in diesem Film gezeichnet zu sein und vielleicht stand auch für Rickerls Ex-Freundin die von Carey Mulligan gespielte Schwester von Llewyn Davis Pate.
Dennoch wirkt „Rickerl“ nie wie epigonenhaftes Zitatenkino, denn Goiginger verankert seine Strizzi-Geschichte perfekt im verschwindenden Wiener Vorstadt- und Beislmilieu, dem er mit diesem Film auch seine Liebe erklärt. Wichtiger als eine stringente Handlung sind ihm die atmosphärische Dichte und authentische Figuren. Wie Rickerl durchs Leben stromert, so mäandert auch die Handlung dahin.
Beiläufig kann Goiginger dabei auch Spott über die Bürokratie versprühen, den Klassenunterschied zwischen Hitzinger Oberschicht und Beisl-Leben karikieren und mit dem neuen deutschen Freund von Rickerls Ex-Freundin auch witzig mit dem schwierigen Verhältnis zwischen Deutschen und Österreichern spielen. Bissig wird „Rickerl“ dabei nie, sondern ist von großer Menschenliebe und Wärme durchzogen und das Vergnügen, das der Dreh dieses Films wohl bereitet hat, überträgt sich direkt auf die Zuschauer:innen.
Herz und Motor dieser Dramödie ist aber Hauptdarsteller Voodoo Jürgens. Ganz auf ihn zugeschnitten ist die Rolle des chaotischen Musikers. In jeder Szene ist er präsent und konsequent aus seiner Perspektive erzählt Goiginger. Echt wirkt diese Figur wohl auch deshalb, weil der Wiener Liedermacher, der über keine Schauspielerfahrung verfügt, viel von sich selbst in diese Figur legt und ihr natürlich auch mit seinen eigenen Songs Profil verleihen kann.
Spielboden Dornbirn: Fr 22.3., 19.30 Uhr
Kinothek Lustenau: Mo 25.3., 20 Uhr + Mi 27.3., 18 Uhr
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do 11.4., 20 Uhr

 

Blade Runner (Final Cut): Bei seiner ersten Aufführung im Jahre 1982 wurde Ridley Scotts Science-Fiction-Film zwiespältig aufgenommen, inzwischen gilt er aber (fast) unbestritten als stilbildender Klassiker des Genres und als ästhetisch wie inhaltlich gleichermaßen aufregendes Meisterwerk.
Unerlässlich für die Handlung und zwingend mit ihr verknüpft ist die grandiose Evokation einer düsteren Großstadt: Ständig regnet es im L.A. von 2019, eine Smogglocke verhindert jeden Blick auf den Himmel, Wolkenkratzer, die in einem Gemisch aus klassizistischem und futuristischen Stil erbaut wurden, bestimmen das Stadtbild, Müllberge türmen sich in den überbevölkerten Gassen und auf riesigen Videoschirmen, vor denen fliegende Autos vorbeigleiten, werden Konsumartikel angepriesen.
In dieser Großstadthölle, deren Schilderung von Fritz Langs „Metropolis“ ebenso beeinflusst ist wie vom Film Noir der 1940er Jahre, arbeitet Deckard (Harrison Ford) als Blade Runner. Dieser Detektiv der Zukunft soll vier künstlich hergestellte Menschen – sogenannte Replikanten –, die auf fernen Planeten als Sklaven arbeiteten und verbotenerweise auf die Erde zurückkehrten, jagen und – ein bloßer Euphemismus für „töten“ – „in den Ruhestand versetzen“.
Mit der düsteren Krimihandlung verwoben wird eine Liebesgeschichte, denn Deckard lernt während seiner Jagd Rachael kennen, die selbst ein mit allen menschlichen Eigenschaften ausgestatteter Replikant ist. Auch für den Blade Runner stellt sich dabei bald die Frage, ob er denn selbst wirklich ein Mensch oder vielleicht doch auch ein Replikant ist.
Zunehmend intensiver stellen sich so in diesem packenden futuristischen Thriller die philosophischen Fragen nach dem Unterschied zwischen Mensch und Maschine, nach dem Charakteristischen des Menschen und nach Freiheit und Determination.
Der 2007 entstandene Final Cut soll laut Wikipedia gegenüber der ursprünglichen Fassung „neue und erweiterte Szenen, neue Musik, verbesserte Spezialeffekte sowie einen verbesserten Ton“ (Wikipedia) enthalten.
Skino Schaan im Rahmen der Reihe „The Ones We Love“: Do 28.3., 20.15 Uhr

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