Der Londoner Leo McFall leitet seit der Saison 2020/21 das SOV. (Foto: George Chrysochidis)
Walter Gasperi · 01. Aug 2024 · Film

Aktuell in den Filmclubs (2.8. – 8.8.2024)

Neues österreichisches Kino steht diese Woche beim Filmkulturclub Dornbirn mit dem Dokumentarfilm „Besuch im Bubenland“ und im Filmforum Bregenz mit dem herrlich selbstironischen Mockumentary „Sparschwein“ auf dem Programm.

Besuch im Bubenland: Die aus Deutschland stammende Filmemacherin Katrin Schlösser macht sich in ihrem Dokumentarfilm auf eine Spurensuche nach der Befindlichkeit von Männern im Südburgenland. Mit ihrer Handykamera fährt sie durch die ländliche Landschaft, in der sie selbst eine Zeitlang lebte, und befragt Männer unterschiedlichsten Alters und Berufs über ihr Leben, ihre Wünsche und Träume. Behutsam fragt Schlösser, die selbst unsichtbar bleibt, immer wieder nach, lässt den Männern auch Raum zum Schweigen und Sinnieren, bis sie sich öffnen und über gescheiterte Beziehungen, über Kinder, zu denen der Kontakt abgebrochen ist, über einstige Berufsträume, wirtschaftliche Sorgen in der Landwirtschaft und persönliche Schicksalsschläge, aber auch über die Verbundenheit mit der Region, aus der sie nicht wegziehen möchten, erzählen.
Nie werden die Interviewten dabei bloßgestellt, sondern immer ist das Interesse und Mitgefühl Schlössers, die diesen Film praktisch im Alleingang gedreht hat, zu spüren. Obwohl sie dadurch das Vertrauen der Männer gewonnen hat, öffnen sich ihr nicht alle, denn manche tun sich sichtlich schwer, über ihre Gefühle zu sprechen, schweigen oder verharren in einem antrainierten Rollenverhalten.
Frauen bleiben fast völlig ausgespart, ganz auf den Männern liegt in diesem unaufgeregt-lakonischen Dokumentarfilm der Fokus. Erst am Ende rückt Schlösser bei einem älteren Bauernehepaar auch die Frau ins Bild, die in der Beziehung mindestens gleichwertig neben dem Mann zu stehen scheint und eine Wiese mit der Sense mäht, während er das Gras zusammenrecht.
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 7.8., 18 Uhr + Do 8.8., 19.30 Uhr
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do 29.8., 20 Uhr

Sparschwein: Kaum zu beurteilen ist, was der Filmemacher Christoph Schwarz in seinem Mockumentary ernst meint, was Spiel ist, was dokumentarisch und was reine Inszenierung ist. Selbst die Einschätzung des den ganzen Film bestimmenden und scheinbar vom Filmemacher gesprochenen auktorialen Kommentars wird man am Ende überdenken müssen. Im Zentrum der Handlung steht ein einjähriger Geldstreik, den Schwarz für das – fiktive – neue ORF-Format „Streikjahre“ mit der Kamera begleiten will. Auch seine Freund:innen will er dabei ohne Bezahlung für sich arbeiten lassen und mit den Förderungen, die er für diesen Film bekommt, für sich und seine Familie ein Haus auf dem Land kaufen.
Fiktion und Realität fließen dabei ineinander, wenn der Protest gegen den Lobau-Tunnel hereinspielt und der Filmemacher sich zunehmend zum Klimaaktivisten wandelt, der sich für die Bebauung eines Kreisverkehrs einsetzt und ein geschenktes Cabriolet zum Gemüsebeet umbaut. So verspielt dieser Film an der Oberfläche daherkommt, so entschieden ist doch im Kern das Engagement für ein Umdenken bei der Stadtplanung, für Klima- und Umweltschutz.
Herrlich selbstironisch und leicht ist das, überquellend an witzigen Einfällen, vor allem aber auch lustvoll und gekonnt Dokumentarfilm und Spielfilm mischend und auch selbstreflexiv immer wieder den Film an sich hinterfragend.

Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi 7.8., 20 Uhr

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