Aktuell in den Filmclubs (11.4. – 17.4.2025)
Am Spielboden Dornbirn steht diese Woche nochmals Ramon und Silvan Zürchers meisterhaftes Familienporträt „Der Spatz im Kamin“ auf dem Programm. Der FKC Dornbirn – und in den kommenden Wochen das TaSKino Feldkirch und die LeinwandLounge Bludenz – zeigen dagegen mit „Cranko“ einen bewegenden Spielfilm über den visionären südafrikanischen Choreographen und Tänzer John Cranko.
Der Spatz im Kamin: Idyllisch sind die ersten sommerlichen Bilder eines an See, Wiese und Wald gelegenen Hauses und durchgängig wird auf der Bildebene diese Stimmung den Film bestimmen, mit dem Ramon und Silvan Zürcher nach „Das merkwürdige Kätzchen“ und „Das Mädchen und die Spinne“ ihre so genannte „Tier-Trilogie“ abschließen. Doch bald werden Risse innerhalb der Familie, die hier zusammenkommt, um den Geburtstag von Markus zu feiern, sichtbar. Wie der Spatz, der sich am Beginn in den Kamin verirrt, wirkt vor allem Karen (Maren Eggert) in ihrem Leben gefangen. Heftig prallt sie mit ihrer Teenagertochter Johanna zusammen, auch mit dem etwa zehnjährigen Sohn Leon gibt es Differenzen. Ihren Mann Markus lässt sie mehr oder weniger links liegen, hat er doch eine Affäre mit der Nachbarin Liv und das Verhältnis zu ihrer Schwester scheint durch die Vergangenheit belastet.
Nur über rund 24 Stunden spannt sich die Handlung und beschränkt sich weitgehend auf das Landhaus, doch Ramon und Silvan Zürcher reicht das völlig aus, um ein dichtes Familienporträt zu zeichnen, bei dem auch eine traumatische Familiengeschichte ans Tageslicht gefördert wird. Das ist nicht mehr so zart und fein wie in den ersten beiden Filmen, auch mit zwei finalen Traumvorstellungen von Karen werden kräftigere Töne angeschlagen, aber durch die perfekte Besetzung aller Rollen, die punktgenauen Dialoge und die präzise Regie, die alle Figuren Profil entwickeln lässt, ist den Schweizer Zwillingen mit „Der Spatz im Kamin“, der heuer bei den Schweizer Filmpreisen als bester Spielfilm ausgezeichnet wurde, wieder ein starkes Psychogramm gelungen.
Spielboden Dornbirn: Sa 12.4., 19.30 Uhr
Cranko: Joachim A. Lang zeichnet in seinem Spielfilm nicht das gesamte Leben des Choreographen und Tänzers John Cranko nach, sondern fokussiert auf die 1960er Jahre, als der Südafrikaner aufgrund seiner sozialen Ächtung in London wegen seiner Homosexualität nach Deutschland übersiedelte, wo er dem provinziellen Stuttgarter Ballett mit seinen kühnen Inszenierungen zu Weltruhm verhalf.
Lang zeichnet Cranko als genialen Künstler, der von seiner Kunst besessen ist und der mit seiner Leidenschaft seine Tänzer:innen, in denen er seine Familie sieht, mitreißt. Sam Riley dominiert in dieser Rolle den Film und ist in jeder Szene präsent. Er vermittelt die künstlerische Genialität und das Perfektionsstreben Crankos ebenso wie dessen Tendenz zu cholerischen Ausbrüchen, sowie seine Einsamkeit und seine Sehnsucht nach einer festen Beziehung. Die Personen, die ihn umgeben, gewinnen dagegen wenig Profil, dienen in erster Linie dazu ihm zuzuspielen und sein Profil zu schärfen.
Mitreißend sind aber auch die Ballettszenen, bei denen der Regisseur auf die aktuelle Compagnie des Stuttgarter Balletts zurückgreifen konnte. Lust auf diese Kunstform weckt so „Cranko“ und bietet mit den verschiedenen Choreographien gleichzeitig auch Einblick in die Leidenschaft und visionäre Kraft des Südafrikaners.
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 16.4., 18 Uhr + Do 17.4., 19.30 Uhr
TaSKino Feldkirch im Kino GUK: So 20.4., tba; Mo 21.4., 18.15 Uhr; Do 24.4., 18.15 Uhr
LeinwandLounge in der Remise Bludenz: Mi 14.5., 19 Uhr
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