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Peter Niedermair · 04. Sep 2023 · Ausstellung

Ahnentreffen im kukuphi

Gernot Riedmann präsentiert Skulpturen und Relief-Arbeiten

Zur Vernissage am Samstag, 2. September konnte Sigi Fritsche, Eigentümerin der Kellergalerie kukuphi in der Bludenzer Werdenbergerstraße, zahlreiche interessierte Besucher:innen begrüßen. Der Landtagsabgeordnete und Kultursprecher Christoph Thoma hielt die Vernissagerede und betonte, welch konsequenten Weg die Galeristin Sigi Fritsche gehe, indem sie für das Vorarlberger Kunstschaffen einen ganz besonderen Raum „in einer nahbaren Atmosphäre schaffe“. Interessierte könnten im Dialog mit den Künstler:innen Kunst näher begreifen und etwas über künstlerische Aspekte, Verfahrensweisen und Intentionen erfahren. Außerdem zeichne sich für ihn die Galerie Kukuphi als einer der schönsten Orte zur Präsentation von Kunst aus: „Hier werden Synergien geschaffen, die außerordentlich sind.“ Sigi Fritsche, die Inhaberin der Galerie zeigt sich sehr erfreut: „Es ist eine Ehre für mich, dass ich einen so großartigen Künstler wie Gernot Riedmann hier ausstellen darf. Ich bin glücklich.“

Gernot Riedmann, der vor Kurzem als Urgestein der Vorarlberger Kunstszene tituliert worden ist, schafft seit den 80er Jahren Kunst auf Holztafeln (Relief-Arbeiten) und monumentale Skulpturen aus Holzstämmen. Diese sind beeinflusst von zahlreichen Begegnungen mit ethnologischer Kunst, vor allem der afrikanischen Stammeskunst. Zunächst verwendete der Künstler vor allem Stahl und Stein, später wechselte er zum Holz und tauschte Hammer und Meißel gegen die Kettensäge. Bei dieser ist er bis heute geblieben. Seine meterhohen Skulpturen stehen im öffentlichen Raum wie auch in seinem privaten Skulpturengarten in Lustenau, in dem auch Werke anderer Künstler aufgestellt sind. Seine Arbeitsweise ist reduziert und expressiv, die Holzstelen sind massiv und grob bearbeitet, was ihnen einen rohen vitalen Ausdruck verleiht.

Der Skulpturengarten in Lustenau

Teile des großen, laufend wachsenden Ahnenzyklus können auch – wie bereits erwähnt - in seinem Skulpturengarten in Lustenau besichtigt werden. Diesen Garten hat Prof. Herwig Zens, der an der Akademie der bildenden Künste in Wien unterrichtet hatte, mehrfach besucht. Auch Kinder aus Lustenauer Volksschulklassen und Schüler:innen der Neuen Mittelschulen haben Gernot Riedmanns Garten immer wieder besucht und hören dem engagierten Künstler und hervorragend disponierten Erzähler gebannt zu. Dieser freut sich über das Interesse, wenn Schüler:innen seine Arbeiten sehen können. „Ab 1967“, sagt der Künstler, „habe ich zahlreiche Reisen nach Übersee gemacht, besonders nach Asien, Südamerika und Afrika, wobei ich am häufigsten in Westafrika war.“
Von der Urgewalt der afrikanische Stammeskunst beeindruckt, begann er mit dem großen „Ahnenzyklus“, der Ahnenfiguren, Ahnentafeln und Ahnenstätten umfasst. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Schaffung eines, wie er es nennt, Gesamtkunstwerks an der Hofsteigstraße 24 in Lustenau. Seit 1999 arbeitet er an einem beeindruckend faszinierenden Projekt, der Übermalung von Ahnentafeln. Dafür übergibt er von ihm geschaffene Ahnentafeln im Rohzustand an andere Künstler:innen zur Überarbeitung weiter. Insgesamt sind auf diese Weise bisher mehrere Dutzend fertig überarbeitete Tafeln von Künstler:innen aus der ganzen Welt entstanden.

Der Künstler als Kosmopolit

Bei der intensiven Auseinandersetzung geht es nicht um einen Ahnenkult im traditionellen Sinn. Es ist vielmehr „eine Hommage an unsere Väter und Vorväter, ohne deren Leistungen unser jetziger Wissensstand unvorstellbar wäre. Die dargestellten Motive sind Archetypen von Menschen, die sich in der Menschheitsgeschichte bis in die Gegenwart herauf immer wieder finden. Und so haben die Themen der griechischen Tragödien z. B. nach wie vor Gültigkeit, weil sich an der Psyche des Menschen nichts verändert hat.“ In der aktuellen Bludenzer Ausstellung gibt es ein Treffen verschiedenster Charaktere, auch mehrere Wächter-Figuren, die nach afrikanischem Verständnis Mittler zwischen den Menschen und den Göttern sind. Gernot Riedmann, geb. 1943 in Barcelona, lebt und arbeitet in Lustenau, ist ein Kosmopolit in seiner Kunst und ein Humanist.

Gernot Riedmann: „Ahnentreffen im kukuphi“
bis 30.9.23
Do/Fr 16 – 19 Uhr, Sa 10 – 14 Uhr und nach tel. Vereinbarung (T +43 650 5633354, Mail: kukuphi@fritsche.bz)
kukuphi Kellergalerie, Bludenz