Neu in den Kinos: "Die Unschuld" (Foto: Wild Bunch Germany/Plaion Pictures)
Dagmar Ullmann-Bautz · 23. Nov 2012 · Theater

Ein Schnauzbart und andere Lacher – „Bunbury oder Ernst sein ist alles“ am Vorarberger Landestheater

Das Vorarlberger Landestheater präsentiert als diesjährige Weihnachtskomödie „Bunbury oder Ernst sein ist alles“, eine „triviale Komödie für ernsthafte Leute“ von Oscar Wilde. Die mit spritzigen Dialogen gespickte Persiflage auf die viktorianische Mentalität des 19. Jahrhunderts mit ihrer heuchlerischen Fassade und der übertriebenen Bedeutung von Rang und Namen, feiert seit ihrer Uraufführung1895 triumphale Erfolge. Es ist Wildes letzte und wohl bekannteste Komödie, die nun Intendant Alexander Kubelka dem jungen Regisseur Steffen Jäger anvertraute.

Zwei Junggesellen, John Worthing, auch Jack genannt, der auf dem Lande lebt, und Algernon Moncrieff, wohnhaft in London, haben sich als Alibi für gelegentliche Ausflüge aus dem Alltagsleben zwei Fantasiefiguren mit Namen Ernst und Bunbury ausgedacht.
Kompliziert wird es, als Algernon eines Tages auf dem Landsitz von Jack als dessen Bruder Ernst auftaucht. Algernon und Jacks Mündel Cecily verlieben sich aufs heftigste ineinander. Als Jack dann erscheint, um vom angeblichen Tod seines Bruders Ernst zu berichten, sind die erheblichsten Verwicklungen vorprogrammiert. Zumal Cecily, ebenso wie Jacks Angebetete Gwendolen Fairfax, größten Wert darauf legt, nur einen Mann zu ehelichen, der Ernst heißt. Denn dieser Name flößt Vertrauen ein, gibt Sicherheit. Beide Herren sind auf der Stelle bereit, sich umtaufen zu lassen, doch da ist noch ein ganz anderes Hindernis zu überwinden: Gwendolens Mutter Lady Bracknell.

Weniger ist mehr

Regisseur Steffen Jäger trumpft mit einer Fülle an Regieideen auf. Doch leider sind es schon derart viele, dass die wirklich fantastischen Ideen an Glanz verlieren und auch die genialen Wortspiele, der ursprüngliche Wortwitz des Autors, darunter leiden. Hier stimmt der Spruch „Weniger ist mehr“, was wiederum die Bühne von Sabine Freude beweist. Ein Schaufenster, grell beleuchtet, als Rückwand eine Kleiderstange gefüllt mit Kostümen –  zum Verkleiden bestens geeignet. Ein schönes, klares Bild, das jedoch die Schauspieler ganz ordentlich zu fordern weiß.

Die Rollenspiele, die Oscar Wilde seine Figuren spielen lässt, treibt Regisseur Jäger auf die Spitze. Er besetzte alle Figuren mit männlichen Schauspielern – was zumeist eine höchst amüsante Wirkung zur Folge hatte.

Der Schnauzbart - Zufall oder Idee

Das befreiende und lautstarke Lachen, das diese Komödie gewöhnlich begleitet, ließ in Bregenz doch etwas auf sich warten. Erst der sich lösende Schnauzbart des Pastors bringt den Funken endgültig zum Überspringen und das Publikum so richtig zum Lachen. Ob das nun zu den Regieeinfällen des Autors gehörte oder ob hier hinter der Bühne unheimlich schnell und klug reagiert wurde, indem man den Schnauzer nicht wieder anklebte, mag ungeklärt bleiben. In beiden Fällen gebührt Anerkennung!

Schauspielerische Glanzleistung

Die Schauspieler haben ihre Arbeit gut gemacht und leidenschaftlich – so Lukas Spisser und Maximillian Laprell als die vergnügungssüchtigen und verantwortungslosen Kerle Jack und Algeron. Oliver Rosskopf als Gwendolen findet seine Höchstform im weibischen Zank mit der absolut entzückenden Cecily, wunderbar gespielt von Felix von Bredow, der auch in der Rolle als Diener Lane überzeugte. Der Pastor (Lukas Kientzler) gewinnt das Publikum mit seinem unschuldigen Spiel mit dem Schnauzbart. Die gestrenge und gleichsam frivole Miss Prism scheint für Alexander Julian Meile eine herrliche Mission, die er höchst lustvoll bewältigt. Schauspielerische Glanzpunkte setzt an diesem Abend Daniel Frantisek Kamen – seine Lady Bracknell, aber ganz besonders sein Merriman sind einfach bezwingend.

Nach 90 Minuten lustigem Spiel applaudiert das Publikum im voll besetzten Hause begeistert.