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Anita Grüneis · 25. Sep 2017 · Musik

Sugaray Rayford im TAK - Eine große Seele mit Blitzschlag-Energie

Der 48-jährige Sänger Sugaray Rayford aus Texas ist ein Künstler, der nicht nur die Herzen berührt, sondern sie auch noch energetisiert. Er ist groß – in jeder Hinsicht. Seine körperliche Länge von fast 2 Metern steht seiner Stimme in nichts nach – groß sind aber nicht nur Körper und Gesang, groß ist auch die Persönlichkeit. Rayford, der von und durch die Musik lebt, der das Leben liebt und die Menschen daran teilhaben lassen möchte, gastierte das erste Mal im TAK. Zufällig. Er hatte ein Live-Album im legendären Atlantis Basel aufgenommen und war von dort nach Schaan gereist. Mit ihm Gino Matteo an der Gitarre und Ralph Carter am Bass, an den Keyboards saß Drake Shining, am Schlagzeug Lavell Jones. Die beiden Bläser kamen aus England: Aaron Liddard mit seinem Saxophon, einst Teil der Band von Amy Winehouse, und Giles Straw an der Trompete. Das Publikum erlebte mit dieser Band einen Sugaray Rayford, der per Herzschlag mit seinen Musikern verbunden war.

Ist alles wirklich nur Musik?

Am Aufgang zum Zuschauerraum wurden Ohrstöpsel verteilt – für viele eine Notwendigkeit, denn das Konzert begann mit einer ohrenbetäubenden Lautstärke. Die Stimme von Rayford war kaum zu vernehmen, aber eines wurde sofort klar: Das hier ist ein besonderes Konzert. Das ist keine Band, die mal eben in Schaan gastiert, um so schnell wie möglich wieder abzureisen. „I like parties, I don’t like concerts”, meinte Sugaray Rayford und “I don’t like rules”. Und so forderte er das Publikum zum lautstarken Mitmachen auf. Während er auf der Bühne sein perfektes Hinternwackeln zeigte – beinahe mit jeder Backe einzeln – wurde klar, dass dieser Mensch die Musik mit jeder Zelle verkörpert. Sie ist sein Instrument, seine Stimme nur das Ventil. Rayford ist das Energiezentrum seiner Band und zugleich ihr Dirigent. „It is just music“, meinte er und bat zum Tanz.

Ein bisschen Party-Feeling im TAK

Das ließen sich die Besucherinnen und Besucher im TAK nicht zweimal sagen, sie sprangen von ihren Stühlen auf und setzten die Musik von der Bühne in Bewegung um. Rayford erzählte von der Mutter seines Sohnes mit dem Song “Blind Alley”, erinnerte an ihren Sexappeal und ihren Humor. Dann aber meinte er: „Blues is a conversation about everything“ und stimmte den Song „I need a little more time“ an. Dabei wurde klar, dass er mit Spirituals groß geworden ist, das ist seine Welt. All “Ain’t Nuthin’ But The Blues”.

Ein ganz intimer Moment am Bühnenrand

Nach einer kurzen Pause, in der sich Sugaray Rayford im TAK-Foyer hinter den Tisch mit den CDs stellte und mit jedem plauderte, schickte er Schlagzeuger, Bläser und Keyboarder hinter die Bühne, setzte sich mit seinen beiden Gitarristen an die Bühnenrampe und gab eine Sondereinlage. Ohne Verstärker, ohne Ohrstöpsel. Nur Instrument und Stimme. Blues at ist best. Er sang ein Liebeslied für seine Mutter, die früh an Krebs gestorben ist und seine Großmutter, die ihn „zu dem Menschen machte, der er heute ist“. Ein Blues, von seinem Herzen zu den Herzen aller, die sich für diese Musik öffneten. Ein Soulsong aus tiefstem Innern.

Eine wunderbare Welt – immer noch

„Are you alright?“, fragte er immer wieder besorgt in die Menge, freute sich an allen, die vor der Bühne tanzten, am Mitklatschen, am Dabeisein. Ob  Funk, Soul, Blues, R&B – dieser Mann kann alles. Seine Stimme braucht kein Mikrofon, sie hat so viel Seele in sich, dass sie jeden anrührt. Und als er als letzte Zugabe „What a wonderful world“ von Louis Armstrong anstimmte, alleine auf der Bühne ohne jede Begleitung, dann wurde klar, dass dieser Sugaray Rayford jedem etwas zu sagen hat. Er ist eine große alte Seele.