Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Silvia Thurner · 25. Jul 2017 · Musik

Schwüle Lüfte und heißblütige Tänze – das erste Orchesterkonzert der Wiener Symphoniker unter der Leitung von Antonio Méndez war ein sinnliches musikalisches Erlebnis

Ein ausgesuchtes Programm, perfekt abgestimmt zum spanischen Kolorit der diesjährigen Opernproduktion „Carmen“, präsentierten die Wiener Symphoniker unter der Leitung von Antonio Méndez im Bregenzer Festspielhaus. Nach dem sinnlichen Klanggemälde „Iberia“ von Claude Debussy wendeten sich die Musiker Manuel de Fallas „Nächten in spanischen Gärten“ sowie dem „Dreispitz“ zu. Ergänzend dazu belebte der energiegeladene Pianist Javier Perianes mit seiner Deutung des G-Dur Konzert von Maurice Ravel die Sinne. Das elegante und ins Detail gehende Dirigat von Antonio Méndez sowie die ideenreichen musikalischen Deutungen verströmten ein spanisches Flair, das das Publikum begeisterte.

Gleich mit Claude Debussys „Iberia. Images für Orchester Nr. 2“ wurden die Zuhörenden in sinnliche Klanglandschaften geführt. Die feine Instrumentierung und die abschattierten melodisch-rhythmischen Linien und Skalen formten die Wiener Symphoniker und Antonio Méndez mit viel Gespür, so dass die imaginierten Bilder mit einem atmenden Duktus nachempfunden erklangen.
Diese zugleich klangsinnliche und geistreiche Spielart setzten die Musikerinnen und Musiker in Manuel de Fallas „Symphonischen Impressionen für Klavier und Orchester“ fort. Auch dieses Werk wurde mit leidenschaftlichen Bewegungsimpulsen und vielgestaltigen Motivgestalten belebt. So entwickelten sich die dynamischen Bögen, die thematischen Gegensätze und die ornamental geführten melodischen Linien gut nachvollziehbar heraus. Die kompositorischen Stilelemente, die Mischung und Weiterführung der Modulationen, durchsetzt mit Ganztonleitern, Pentatonik sowie archaischen Tonschichtungen und tradierte Tanzrhythmen lenkten - stets aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet - die Aufmerksamkeit auf sich. Eingebettet in den Orchesterklang modellierte der spanische Pianist Javier Perianes den Klavierpart mit einer mitreißenden Ausdruckskraft.

Mit viel Profil

Vor Elan sprühend setzten der Pianist und die Wiener Symphoniker Maurice Ravels Klavierkonzert in G-Dur in Szene. Nach der jazzigen Eingangsphrase mit amüsant betonten ‚Bluenotes’, wurde im zweiten Thema ein stimmungsvoller Kontrast aufgebaut, in dem die Zeit außer Kraft gesetzt schien. Eine große innere Ruhe strahlte das Solo im Adagio aus, das Javier Perianes in einem schwebenden Piano zelebrierte, bevor er in einen wunderbaren Dialog mit den Holzbläsern eintauchte. Ravels Spiel mit theatralischen Elementen und Masken setzten die Musiker vor allem im Finalsatz in Szene, der mit vielen clownesken Einfällen gespickt war. Sein individuelles Profil zeigte der gefeierte Pianist Javier Perianes überdies in der mitreißenden Zugabe von de Fallas „Danza Ritual del Fuego“.

Der 33-jährige Dirigent Antonio Méndez überzeugte am Pult der Wiener Symphoniker in allen Darbietungen. Auch in Manuel de Fallas Suiten Nr. 1 und 2 „Der Dreispitz“ kamen die Vorzüge des Dirigenten zur Geltung. Er leitete das Orchester mit klaren Gesten, nie übersteigert, sondern sympathisch zurückhaltend und nahe bei den Musikern. Auf diese Weise wirkten die Werkdeutungen feinsinnig modelliert, rhythmisch und klanglich kraftvoll, jedoch nie oberflächlich Effekt haschend.